Kapitel10-Date

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Die neue Woche begann also, das hieß, Richie musste sich ein Date suchen und Eddie bekam endlich seinen Gips ab. Als die beiden Jungs sich an den Spinden trafen. Sahen beide nicht besonders begeistert aus. „Und was ziehst du so eine Miene?“, wollte Richie direkt wissen. „Mein Gips kommt morgen ab…“ Der Brillenträger verstand nicht, warum Eddie das nicht freute. „Freut dich das denn gar nicht?“, Eddie zuckte mit seinen Schultern und schaute auf das Wort, das den Gips verzierte. „Das Wort wird mir fehlen!“, nun nickte Richie, „mach einfach ein Foto davon.“ Eddie lächelte „dann musst du aber auch drauf!“ „Deal!“ Jetzt schaute Eddie durch die Brillengläser „und was ist bei dir los?“ Richie rückte seine Brille zurecht und sprach dann „der Ball, ich muss mir diese Woche ein Date suchen…“ Da klopfte Eddie ihm auf die Schulter „das schaffst du schon Trottel!“ Der Brillenträger lachte laut auf „zu not frage ich dich!“, jetzt lachte auch Eddie, „damit kann ich leben!“

Als beide in ihren Klassen saßen, schweifte Richies Blick durch die Klasse. Auf einem Mädchen blieb sein Blick ruhen. Sie hieß Selina und hatte sehr lange dunkle Haare und trug, wie Richie, eine Brille. Sie redete nie viel, zählte aber zu den Strebern. Nicht zu den, die keine Freunde hatten, sondern zu den beliebten. Richie fand sie schon immer hübsch, also warum nicht mal sein Glück versuchen.

Als es klingelte und alle Schüler den Raum verließen, lief Richie leicht nervös auf sie zu. Selina war gerade damit beschäftigt, ihre Bücher in den Rucksack zu stecken. Richie stellte sich zu ihr am Tisch, mit dem Rücken zur Tür. Deshalb sah er auch nicht, wie Eddie im Türrahmen stand und ihn zusah. Sagen tat Richie erstmal nichts, er wartete erst, bis sie ihm konzentriert zuhörte. Nun ging Selinas Kopf hoch und ihre langen Haare fielen elegant an ihren Körper herunter. Mit einem überraschenden Blick schaute sie auf Richie. Ihre große Runde Brille rutschte leicht, da rückte sie diese wieder zurecht.

„Hey Richie!“, lächelte sie leicht. Der Brillenträger wusste gar nicht, das sie seinen Namen kannte. Jetzt fand Richie seine Worte und redete los „em…nächste Woche ist ja der Herbstball…“, sie nickte und schloss nun ihren Rucksack. „Ich wollte fragen, ob du mit mir gehen würdest?“ Selina setzte sich ihren Rucksack auf und schaute ihn mit großen Augen an. Sie betrachtete den dünnen Jungen vor ihr und strich dann ihre langen Haare hinters Ohr. „Richie ich…ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre…“, sie sah ihn mitfühlend an. „Warum denn nicht, ich bin ein Klasse Typ!“, stammelte Richie. Da legte Selina ihre Hand auf seine Schulter. Im Augenwinkel sah sie Eddie, weshalb sie näher an Richie ran trat und etwas in sein Ohr flüsterte. „Ich glaube, die Jungs sind eher dein Gebiet!“ Sie sagte es nicht abgeneigt oder lächerlich, nein, sie sagte es verständnisvoll und gütig.

Nun ging sie wieder ein Stück zurück und lächelte Richie lieb an. Dieser sah sie nur mit großen Augen an. „Keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sicher!“ Dann zwinkerte sie ihm zu und ging Richtung Tür. Kurz blieb sie noch einmal vor Eddie stehen, um diesen zu mustern. Dann drehte sie sich noch einmal zu Richie und grinste breit. Der Brillenträger wusste, was sie meinte. Er und Eddie, aber er liebte Eddie nicht und Eddie war offensichtlich nicht schwul. Nur noch ein weiteres Zwinkern, dann lief sie aus dem Raum.

Eddie kam verwirrt auf Richie zu „was hat sie gesagt?“, der Brillenträger starrte nur zur Tür, „sie hat nein gesagt…“ Eddie nickte leicht „sie hat keine Ahnung!“ Doch darauf gab Richie nur eine Antwort „bei einem Punkt hat sie Ahnung…“, das er schwul war… Eddie zog nur seine Augenbrauen hoch. „Komm, suchen wir jemanden anderen. Ich muss auch noch schauen.“

Nun liefen sie also durch die Gänge und um ehrlich zu sein, hatte Richie keine große Lust nach einem Date zu suchen. Er dachte die ganze Zeit über die Worte nach, die Selina gesagt hatte. Eddie allerding, lief fest entschlossen auf ein Mädchen zu. Total überrascht von Eddies Mut, sah Richie ihm nun zu. Der kleinere lief zu ihr und begrüßte sie freundlich. Der Brillenträger konnte nicht wirklich verstehen, was die Beiden sagten, aber er sah den Gesichtsausdruck des Mädchens. Sie lächelte Eddie lieb an und nickte nun. Dann lief sie grinsend weiter. Jetzt entschloss Richie zu ihm rüber zu laufen. Er stellte sich neben Eddie und wollte nun wissen, was Sache war. „Sie hat ja gesagt Rich!“, lächelte Eddie und schaute dabei freudestrahlend in Richies Augen. Der Brillenträger tat sich etwas schwer, sich zu freuen, lächelte aber. „Ich habe einfach gefragt, ob schon einer mit ihr dahin geht und sie meinte nein. Deshalb meinte ich einfach nur, das sie ja mit mir gehen könne!“, er war so damit beschäftigt, das er nicht mitbekam, wie Richie vor sich hin träumte. Selbst Eddie hatte es direkt beim ersten mal geschafft, warum konnte Selina es nicht einfach für ihn machen. Sie würden sich ja auch nicht küssen und tanzen auch nicht unbedingt.

Da lief der Brillenträger einfach an Eddie vorbei, er war zu beschäftigt, seinen besten Freund zu zuhören. Nun drehte sich Eddie um und starrte Richie hinterher. Dieser ging in seine Kasse, wo seine Lehrerin ihn erstaunt ansah, denn es war immer noch Pause. Eddie lief hinterher und sah, wie Richie seine Tasche packte und wieder Richtung Tür lief. „Richie, wo wollen Sie hin?“, fragte sie, worauf Richie nur stumpf antwortete, „mir geht’s nicht so gut, ich werde nach Hause gehen.“ Nun lief er einfach raus, gefolgt von einem verwirrten Eddie. Der Brillenträger öffnete die Tür nach draußen, getroffen von der Sonne, kniff er leicht seine Augen zu.

„Richie, warte doch mal! Was ist denn plötzlich los mit dir?“, nun stoppte Richie und hörte im Hintergrund einen laut atmenden Jungen. „Rede mit mir und haue nicht einfach ab…“ Richie ließ kurz seinen Kopf fallen „rede bitte, von Freund zu Freund…“ Nun schaute Richie rüber zu Eddie, der sein Spray rausgeholt hatte, um es zu benutzen. „Es ist einfach wegen diesem scheiß Ball…“, Eddie stopfte nun sein Spray wieder in die Hosentasche und schaute ihn besorgt an. „Ist es, weil ich ein Date habe?“, nun zuckte Richie mit seinen Schultern, „manchmal verstehe ich mich selber nicht Eds…“ Nun drehte Eddie sich kurz um, die Pause war bereits zu Ende, weshalb er sowie schon zu spät wäre. Er lief auf Richie zu und blieb direkt vor ihm stehen. Der Brillenträger schaute zu ihm runter, bis Eddie seinen Kopf hob und ebenfalls in seine Augen schaute. „Ich sage dir jetzt mal was, Trottel“, leicht lächelte Eddie ihn an, „wer auch immer den Weg zu dir finden wird, hat verdammtes Glück! Klar, du bist ein Schandmaul und auch ein Trottel…aber du hast ein gutes Herz! Und hässlich bist du auch nicht. Was ich damit sagen will ist, du wirst jemanden finden und scheiß einfach auf deinen Vater. Du lebst schließlich nicht sein Leben, sondern deins!“ Er starrte Richie ernst in die Augen, sein linker Zeigerfinger tippte auffordernd auf Richies Brust herum.

Richie zog Eddie nun in eine feste Umarmung. Total überrascht von der Aktion, riss Eddie seine Augen auf. Da umschloss auch er seine Arme, so gut es ging, um Richie. Sofort überkam Richie ein wohliges Gefühl, er hatte doch Eddie, warum brauchte er noch eine Beziehung? Vielleicht redete er es sich auch einfach nur ein. „Gut, jetzt lass mich wieder los“, lachte Eddie. Als sie sich also wieder lösten, lächelte Richie „habe vergessen, das du nicht so ein Kuschel Typ bist…“ Der kleinere lächelte „bei dir kann ich eine Ausnahme machen, aber auch nur, weil du mir leid tust.“  „Ich werde jetzt trotzdem nach Hause gehen. Ich muss etwas nachdenken.“ Der Asthmatiker nickte „mach das, kann ich später vorbeikommen? Wegen dem Foto.“ Jetzt lachte Richie laut „klar, meine Mom macht wahrscheinlich Essen, also stell dich auf eine peinliche Unterhaltung ein.“ Nun hob sich auch Eddies Mund und er schüttelte einen Kopf. „Das überlebe ich schon Trottel!“ Nun lächelten sie sich beide einfach nur an. Ein kleines Funkeln in den Augen der beiden. Noch total Ahnungslos über die Zukunft, liefen beide in ihren Richtungen.

Wie konnte Richie auch wissen, das der kleinere sein Herz noch mehr erwärmen würde. Mit Musik in den Ohren, lief der Brillenträger zu sich nach Hause, das Gespräch hatte ihm Mut gemacht.

Nachdem Eddie Schulschluss hatte, lief er zügig zu Richie. Er klingelte und wurde schnell von Maggie hereingebeten. Die Tür von Richie war auf und zu Eddies erstaunen, räumte er sein Zimmer auf. Er hatte laut Musik an und bekam nicht mit, wie Eddie im Türrahmen stand. Dann redete Eddie los, wodurch Richie erschrocken zu Tür schaute. „Wenn in deinem Zimmer schon so ein Chaos ist, will ich nicht wissen, wie es in deinem Kopf aussieht!“ Richie drehte seine Musik leiser und rückte seine Brille „in meinem Kopf tanzen ganz viele Richies rum, die nur dummes Zeug von sich geben!“ „Ja, das passt ganz gut!“ Lachte Eddie und setzte sich auf Richies Bett.

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