Das Gespräch

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Bei ihm angekommen, fragt er dann: „Und wie wars so in London?"

„Super, also ganz anders als hier in Japan, aber trotzdem super. Ich bin auf ein Internat gegangen, weil Dad nur mit seinem Job zutun hatte und ich mich strickt geweigert habe, bei seiner geliebten Laura zu bleiben. Grauenhaft diese Frau, das sage ich dir."

„Klingt ja nicht so als hättest du das beste Verhältnis zu ihm."

„Habe ich auch nicht. In London habe ich die meiste Zeit mit meinem Team rumgehangen und selbst in den Ferien habe ich Dad nur selten gesehen. Im Grunde genommen habe ich mehr Zeit mit Tristan, Adrian und den anderen verbracht als mit ihm, was ich aber keines falls schlimm finde."

„War er traurig als du wieder nach Japan gezogen bist?"

„Kann man nicht wirklich behaupten, ich denke es ändert sich für ihn nicht viel. Aber mir soll es egal sein. Hören wir auf über mich zu reden, was hast du die letzten Jahre denn so getrieben, so selten wie wir uns mal geschrieben haben ist es ein Wunder, dass es sich jetzt anfühlt als wäre ich nie weg gewesen."

„Ja, also ich war auf der Kitagawa-Daiichi-Mittelschule und dort auch im Volleyball Team... und jetzt bin ich an der Karasuno und wieder im Volleyball Team"

......

„Wie spannend....", erläutere ich und schaue ihn etwas schief von unten, mit einem Schmunzeln an, was uns beide leicht auflachen lässt. Bis nach Hause verläuft unserer Weg schweigend und ich verliere mich in Gedanken an mein altes Team....

Zuhause angekommen setzen wir uns zu unserer Mutter, welche uns bereits erwartet hat und essen gemeinsam zu Abend. Heute gibt es Rahmen *Ramen* mit Hühnchen.

Als wir fertig sind, fordert mich meine Mutter dann auf: „So, jetzt erzähl mal, wann und warum kam dir der Sinn danach, zurück nach Japan zu ziehen?" Kurz schlucke ich und überlege ihnen nicht den wahren Grund zu verraten, doch als ich den Blick meiner Mutter merke der ganz klar sagt wenn-du-mich-anlügst-merke-ich-das-also-versuch-es-gar-nicht-erst, atme ich tief ein und erzähle dann:
„Also, wie ihr bereits wisst, war ich in London auf einem Internat, der London Privateschool Of Sports, das ist in England ein hoch angesehene Elite Internat, wo viele der Nationalspieler, in verschiedenen Sportarten ausgebildet wurden. An diese Schule kommt man nur mit einem Stipendium und ich hatte das Glück in der, quasi Mittelschule, entdeckt zu werden. In einem Volleyballspiel gegen eine andere Schule, eine Privatschule habe ich in zwei Sätzen insgesamt knapp 30 Punkte durch meine Angriffe und Aufschläge erzielt, wodurch ich dann das Stipendium erhielt. Ich habe auf das Internat gewechselt und dort mit meinem neuen Team trainiert. Wartet ich zeige euch ein Bild."

Damit hole ich mein Handy raus und öffne unseren Gruppenchat, wo ich dann das Profilbild öffne. „Hier das ist mein Team." 

„Ach Gott, das sind ja alles Jungs Shiro. Du hast doch nicht mit den Jungs in einem Team gespielt oder?"

„Doch. In England wurden wir gemeinsam trainiert und haben auch gemeinsam an Spielen teilgenommen. Es gab in dem Internat zwar auch eine reine Mädchen Mannschaft aber... sagen wir es mal so wir kamen nicht ganz so gut miteinander zurecht und spielen konnten wir auch nicht zusammen. Also habe ich dann mit den Jungs gespielt." Damit packe ich mein Handy weg und erzähle weiter.

„Jedenfalls sind wir alle ziemlich gut miteinander klar gekommen und gemeinsam haben wir uns neue Taktiken ausgedacht und diese perfektioniert. Alles in allem haben wir uns ziemlich gut ergänzt und waren ein starkes Team. Wir haben sogar letztes Jahr die Jugend Nationalmeisterschaften gewonnen. Aber, na ja, jetzt zum Grund meines Umzugs hier her. Anfang des Jahres fanden die Auswahlspiele für ein Turnier zwischen den Eliteschulen statt und bei einem dieser Spiele bin ich umgeknickt, nachdem ich bei einem Angriff falsch gelandet bin. Weil ich mein Team nicht in Stich lassen wollte, aber das Gefühl hatte ich würde es, wenn ich den Platz verlassen hätte, habe ich weitergespielt... ziemlich dumme Idee im Nachhinein. Jedenfalls haben wir den ersten Satz knapp gewonnen und ich habe meine Verletzungen schon fast wieder vergessen, da fing der zweite Satz an. Ich hatte den ersten Aufschlag, habe Anlauf genommen, den Ball hochgeworfen und wollte abspringen. Jedoch bin ich weg geknickt und umgefallen. Ich konnte meinen Fuß nicht mehr bewegen und es hat sich angefühlt als würde er brennen. Das Spiel wurde pausiert und ich vom Spielfeld geholt. Es wurde ein Krankenwagen gerufen mit dem ich ins Hospital gefahren wurde, nachdem ich mir die Vorwürfe meines Teams und unseres Trainers  anhören musste, warum ich nicht gesagt habe, dass ich umgeknickt bin, warum ich weitergespielt habe und so weiter. Jedenfalls wurde ich ins St. Bartholomew's Hospital gebracht und dort untersucht. Lange Rede, kurzer Sinn, der Doktor hat festgestellt, dass ich mir das Sprunggelenk mehrfach gebrochen und die Achillessehne gerissen habe. Ich würde operiert und musste danach einige Zeit zur Physiotherapie. Anfangs war es unklar, ob ich überhaupt wieder laufen könnte, da eine Kombination dieser Verletzungen meist zu Folgeschäden führt. Aber mit dem Rückhalt meines Teams habe ich es geschafft. Jedoch war das nicht der Grund warum ich hier her gezogen bin, sondern der Grund war das Abschluss Gespräch, knapp ein halbes Jahr nach Beginn der Therapie.
Dr. Banner, mein behandelnder Arzt hat mich darüber aufgeklärt, dass ich, auch wenn ich wieder laufen kann, es langsam angehen soll, also kein sprinten, rennen oder springen und nichts wo ich meinen Fuß stark belasten muss. Ich habe ihn dann gefragt wann ich wieder Volleyball spielen darf, woraufhin sich sein Gesichtsausdruck verändert hat."

Rückblick

„Sie lieben diesen Sport oder? Ich hab schon von ihrem Therapeuten gehört, dass sie ihm diese Frage recht häufig gestellt haben."

„Ich liebe Volleyball nicht nur, Volleyball ist mein Leben, mein Team ist meine Familie und das Feld mein Zuhause. Das Gefühl, wenn ich das Feld betrete oder der Ball meine Hand berührt, wenn ich mit meinem Team unsern Sieg feiere, dafür lebe ich und das macht mich aus. Ich kann gar nicht ausdrücken was Volleyball für mich ist, es gibt viel zu viel was ich damit verbinde, aber ich hoffe sie verstehen warum ich unbedingt aufs Feld zurück muss und dass sie meine Fragerei entschuldigen, aber wann ist es denn jetzt endlich soweit? Es steht bald ein wichtiges Spiel an und wir müssen noch viel trainieren..."

„Mrs. *Miss* Akabane, ich kann mir vorstellen wie schwer es für sie sein muss, aber... sie werden kein Volleyball mehr spielen können.", sagt der Doktor und sieht seine Patientin ernst und mitleidend an. Diese ist so schockiert, dass sie sich erst gar nicht regt bis sie sich etwas beruhigt und mit ruhiger Stimme fragt:

,,Und... und wie lange nicht?" mit etwas Hoffnung es wäre nicht so lange, obwohl sie tief im Inneren die Antwort bereits kennt. „Wie gesagt, ich kann mir vorstellen wie schwer es für sie... "

„Nichts können sie sich vorstellen!", ruft sie und springt auf, vorbei der Stuhl auf dem sie gerade noch saß zurück fliegt. „Wie lange Dr. Banner, wie lange kann ich nicht spielen?", fragt sie ihn und schaut den Mann vor sich dabei mit durchdringenden Blick an. Der Arzt, der mit einer starken, aber doch nicht dieser Reaktion gerechnet hat, sagt ruhig: „Ich bin mir sicher, dass sie die Antwort bereits kennen... Volleyball ist ein Sport bei dem man ständig in Bewegung ist und die Füße, also somit auch die Gelenke in diesem, unter durchgehend starker Belastung stehen. Sie haben sich diese Verletzung bei einem Aufschlag zugezogen, jedoch war ihr Fuß bereits vorher verletzt. Wie sie uns verraten haben, spielen sie überwiegend in der Position des Angreifers und sind in dieser auch zuvor umgeknickt. Ihr Gelenk hat den ständigen starken Sprüngen, den schnellen Bewegungen und Ähnlichem nicht mehr standgehalten. Ich möchte Ihnen keinen Vorwurf machen auch wenn ich weiß, dass es wie einer klingt, aber hätten sie nachdem sie das erste Mal umgeknickt sind, aufgehört zu spielen, wären sie mit einer Verrenkung davon gekommen und könnten schon seit einiger Zeit wieder spielen. Aber mit ihrer Verletzung, auch wenn sie fast gut verheilt ist, kann ich sie nicht weiter spielen lassen. Sie müssen wissen, dass die Gefahr besteht, dass wenn sie weiterspielen, ihr Gelenk der Belastung nicht standhält und dadurch stärker als zuvor verletzt wird, sodass die Möglichkeit besteht, dass sie nach einer weiteren Verletzung an Krücken oder sogar einen Rollstuhl gebunden sind. Sie haben eine sogenannte Pseudoarthrose, was so viel bedeutet wie eine Gelenk Fehlbildung. Diese würde ausgelöst durch einen gestörten Heilungsprozess. So leid es mir tut, aber ich vermute sie haben bereits wieder mit dem Volleyball Training begonnen, wodurch an der Gelenkbruchstelle nicht genug Knochengewebe gebildet werden konnte, was den Heilungsprozess gestört hat. Ich habe sie davor gewarnt aber, nun ist es nun mal so."

„Aber ich habe keinerlei Schmerzen und ja ich habe mit dem Training wieder angefangen aber mir geht es gut!"

„Hören sie, die Gefahr, dass Folgeschäden bei einer Operation entstehen, besteht immer aber wenn sich Patienten nicht an die Vorgaben der Ärzte halten, kann dies ungeahnte Folgen haben und nicht nur die Gesundheit des Patienten betreffen, sondern auch die behandelnden Ärzte selbst. Ich bin mir sicher, dass dies nicht ihre Absicht war oder ist, aber ich muss ihrem Erziehungsberechtigten, sowie ihre Schulleitung davon in Kenntnis setzen. Ich muss ihnen leider mitteilen, dass ich kein Vertrauen  habe, dass sie ihrer Schule mitteilen, dass sie aufgrund einer ärztlichen Einschätzung nicht mehr Volleyball spielen können. Ich weiß an was für einer Schule sie sind und es tut mir wirklich leid, aber da der Schwerpunkt des Internats im Bereich Sport liegt, setzen sie ihre Gesundheit und meinen Ruf aufs Spiel, was ich nicht dulden kann... sie können NIE wieder Volleyball spielen.", erklärt der Arzt seiner jungen Patientin sachlich. Diese schaut ihn jedoch nur mit immer größer werdenden Augen an, bis plötzlich ihre Knie wegknicken und sie im Büro des Arztes zusammenbricht...

Broken wings - Haikyu!! (Asahi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt