Der letze Schlag

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Doch als wir alle nach der letzten Pause das Feld mit dem gleichen Blick betreten, wie wir es vorhin das erste Mal getan haben, spüren nicht nur die Zuschauer, sondern auch das gesamte Team, dass sie uns deutlich unterschätzt haben. Auch wenn unsere Beine schwer werden, wir kaum noch Kraft finden und unsere Köpfe rauchen, finden wir gemeinsam die Kraft dazu, uns wieder aufzurappeln. Unseren Gegnern fällt dies deutlich schwerer was bewiesen wird, als wir schon nach kurzer Zeit mit 5 zu 2 in Führung liegen. Doch keines der beiden Team denkt daran jetzt aufzugeben.
Wir kämpfen und ich schlage einen Ball nach dem andern auf das gegnerische Feld und muss leider zugeben, dass ich, als es 20 zu 17 für uns steht, meinen Knöchel spüre.
Doch glücklicherweise nimmt sich der Trainer der Hyänen genau jetzt eine Auszeit...
Ich setzte mich auf die Bank und fange an meinen linken Fuß leicht zu massieren. „Alles gut?", fragt Tristan und schaut mich fragend an. „Ja alles gut, zieht nur ein bisschen... neben dir fühle ich mich echt wie ein Zwerg, Tristan!", lache ich und gehe gemeinsam mit ihm und den andern nach der kurzen Pause wieder auf das Feld.
Als es dann endlich weitergeht, kommt es wieder zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, wir schenken uns  gegenseitig nichts und so kommt es dazu, dass es einige Zeit später mit 18 Punkten zu einem erneuten Gleichstand kommt und das obwohl der fünfte Satz nur bis zu 15 Punkten geht.
„Hey kleiner Drache! Es wird Zeit das ganze zu beenden, meinst du nicht?", grinst mich Ray nun an. Ich nicke ihm zu und als die Gegner ihren Aufschlag machen, nehme ich ihn an, leider jedoch etwas unsauber, sodass er nicht direkt zu Ray fliegt, sondern weiter nach rechts, aber er wird ihn trotzdem kriegen. Schließlich ist er der Kopf unseres Drachen und wie bekannt sein sollte, leitet der Kopf die Signale an den Körper... Ich trete mit der Vorderseite meiner Füße in meine Schuhe, führe also quasi mein Ritual durch und sprinte so schnell ich kann nach vorne... jetzt kommt es darauf an wer die größere Ausdauer hat, schießt es mit durch den Kopf als sich der Kapitän und zwei weitere ihrer Spieler zum Blocken bereit machen. Ich mache, wie auch schon bei der Karasuno und meinen anderen Angriffen, einen Zwischensprung, springe dann jedoch wesentlich stärker vom Boden ab als sonst und erreiche so meinen höchsten Sprungpunkt bei 323 cm. Jedoch springen die Blocker genauso hoch, eher noch höher, doch darum geht es jetzt nicht, ich bin mir sicher, dass jeder in der Halle spürt, dass es jetzt um die letzten entscheidenden Punkte geht. Ray passt mir den Ball wie auf einem Präsentierteller zu und ich ziele auf die linke Hand des Kapitäns, nicht mit ganzer Kraft aber stark genug ihn zurück zu unserm Feld in die Luft zu befördern, wo er von Lou angenommen und wieder zu Ray gespielt wird. Mein ganzes Team weiß, was wir vor haben und so langsam blickt auch das andere Team durch. Also sprinte ich genau wie vorher, mache einen Zwischenschritt und springe ab. Ich treffe sowohl den Ball wie geplant, als auch zum wiederholten Male die linke Hand des gegnerischen Kapitäns. Genau wie zuvor fliegt der Ball zurück in die Luft, wo er dieses Mal von Jack angenommen und zu unserem Zuspieler gespielt wird. Auch das Rudel Hyänen hat begriffen, dass es hier einzig allein um einen Kampf zwischen den Kapitäne geht. Also nochmal... Na gebt ihr schon auf?
Als ich nun zum dritten Mal geradezu in der Luft schwebe und der Ball vor mir zum Stillstand kommt schlage ich nochmal zu, dieses Mal stärker, doch er fliegt wieder zurück zu uns. JETZT ABER! KOMM SCHON!
Zum vierten Mal, verlassen meine Füße den Boden und ich sehe den Ball deutlich vor mir, genauso auch das Blitzen von Machtlosigkeit und doch irgendwo dem Willen zu gewinnen in den Augen des gegnerischen Kapitäns, während ich ihn mit absoluter Entschlossenheit ansehe. Ohne meinen Blick von seinen Augen abzuwenden, schlage ich den Ball mit geballter Kraft und treffe die gleiche Hand des anderen Kapitäns wie die Male zuvor, mit dem einzigen Unterschied, dass ich seine Hand nicht nur treffe, sondern auch den Block durchschlage und der Ball so mit voller Wucht auf der anderen Seite des Netzes einschlägt. Der Donnerschlag... das war er... gespannt schauen alle zum Linien Richter und als er zeigt, dass der Punkt an uns geht, klatsche ich gemeinsam mit dem ganzen Team ein, wobei Ray und ich und schwer atmend kurz mit ineinander geballten Fäusten halten. „Breite deine Flügel aus und zeig ihnen das ein angeschossener Drache immer noch ein Drache ist. Heb ab und fege sie aus dem Weg!" „Na sicher doch. Mit einem Bein stehen wir ja schon am Boden. Ziehen wir das nächsten nach, damit ihr euch mit ganzer Kraft vom Boden abdrücken und aufsteigen könnt."
Ich stehe wieder hinten und Jack hat Aufschlag. Den ersten Kampf gegen den Kapitän habe ich gewonnen... Jetzt kämpfen wir noch einmal alle gemeinsam um den alles entscheidenden letzten Punkt. Jack macht einen Sprungaufschlag, der aber angenommen wird. Allerdings kommt er zurück.. Oder? Ja! „NETZROLLER", brüllen Lou und ich und ich sehe,  dass Adrian ihn gerade so, zwar annehmen kann, aber er völlig aus dem Spielfeld flieg.
'Wir. werden. Nicht. Verlieren!!!' Damit sprinte ich, so schnell es mir möglich ist, los und den Ball im Blick behaltend, schaue ich mir, wie in Zeitlupe die bisherige Flugbahn an, schaue wo ich ihn schlagen kann und sehe dann vor mir die Spielfeldpappabgrenzung, hinter welcher fest verankert im Boden Tische stehen, also springe ich mit einem Satz mit dem linken Fuß auf und mit dem Rechten Fuß an die Kante von diesem, wobei ich mich noch im Sprung, wieder Richtung Spielfeld drehe, mich dabei vom Tisch in die Luft befördere und den Ball, mit der gleichen Bewegung wie bei einem Aufschlag zu Ray passe. „Sync attack!,  ruft dann Tristan laut und während die Gegner sich auf meine Jungs im Vordergrund konzentrieren sprinte ich zurück aufs Feld und springe zeitversetzt sowohl zu dem anderen, als auch zu meinem Team in die Luft. Der Überraschungsmoment liegt auf meiner Seite, sie haben nicht erwartet, dass ich aufs Spielfeld zurück komme, aber falsch gedacht... die Letzte, die in diesem Spiel den Ball berührt bin ich... das Ass!
Als die Hyänen ihren Fehler bemerken, ist es bereits zu spät. Ich schlage den Ball, an seinem höchsten Punkt mit aller Kraft und auch die Spieler, die ihren Fehler bemerkt haben und alle samt zu Boden tauchen um den Ball anzunehmen, kommen zu spät. Der Ball ist mittig im gegnerischen Feld gelandet und hat donnernd unseren Sieg verkündet.
Meine nach hinten ausgestreckten Arme ziehe ich nun, wie ein Drache nach seiner Landung, seine Flügel, wieder an meinen Körper und während das ganze Rudel, also alle sechs Spieler der japanischen Hyänen vor uns am Boden liegen richten wir uns alle gerade, schweratmend auf und achten unsere Gegner mit einem  zufriedenen, glücklichen und immer noch durchdringenden Blick, während das dreier Pfeifen, das offizielle Ende des Spiels verkündet. Wir stehen noch kurz schweigsam da und schreien dann unseren Erfolg frei heraus. Selbst unser Trainer ist glücklich... Wir haben es geschafft... Endlich nach all diesen Sätzen, all der Anstrengung in den letzten Jahren... Während mir Freudentränen in die Augen schießen spüre ich wie sich nach und nach Arme meines Teams um mich schlingen und nur wenig später stehen wir in einer Gruppenumarmung, ich in der Mitte, fest umschlungen auf dem Feld.
„Also wenn das kein ordentlicher Abschluss war, weiß ich auch nicht.", lacht nun Jack und wir stellen uns alle glücklich auf, um uns ein letztes Mal zu verbeugen.
„DANKE FÜR DAS SPIEL!", kommt es von beiden Teams und während uns die japanischen Spieler immer noch sauer und irgendwie enttäuscht von sich selbst ansehen, können wir nicht aufhören unseren Sieg zu genießen.

Nach einer kurzen Abschlusszeremonie, bei welcher jedem von uns eine Medaille und eine Urkunde übergeben wird, erhalten wir außerdem einen Pokal, von welchem die Jungs gleich beschließen, dass ich ihn mitnehme, weil es mein letztes Spiel mit ihnen war und ich mir sie nach unserem langen gemeinsamen Flug wohl mehr als verdient habe. Wir verlassen die Halle, werden jedoch, bevor wir die Umkleiden erreichen von einigen Journalisten aufgehalten.

Allwissender Erzähler pov.

Und auch wenn das Team eigentlich gar keine Lust hat, da sie alle echt fertig sind und sich nur noch duschen und umziehen wollen, beschließt Shiro, noch für ein paar Fragen stehen zu bleiben. Schließlich gab es mehrere Gründe, warum sie heute unbedingt hier sein wollte. Auf die Frage, warum sie in einem reinen Jungenteam spielt und nicht bei den Mädchen, antwortet sie, dass sie, als sie die Jungs das erste Mal gesehen hat, bereits ihre Familie in ihnen gefunden hat und sich nicht vorstellen konnte mit anderen um den Sieg an der Spitze zu kämpfen, als mit ihnen.
Als sie dann von einer jungen Journalistin gefragt wird, warum sie das Team verlässt obwohl sie offensichtlich immer noch spielen kann, erklärt sie: „Eigentlich soll ich mit meiner Verletzung kein Volleyball mehr spielen, da das Risiko zu hoch ist danach Folgeschäden zu erleiden. Aber Ich lasse es mir nicht nehmen mein Team mit einem gehörigen Abschluss zu verlassen und meine Position als Kapitän und Ass abzugeben. Dafür bedeuten sie mir viel zu viel."
Als drittes und letztes wird sie gefragt, warum sie denn trotz ihrer Verletzung bei der so viel auf dem Spiel steht, noch weiter gespielt hat und es sich nicht nehmen hat lassen mit ihrem Team ein letztes Mal auf das Feld zurückzukehren. Dann erklärt sie, dass sie, wie bereits gesagt, ihr Team nicht im Stich lassen konnte und wollte und sie außerdem niemand ist, der sich von einem Rückschlag aufhalten lässt. Ganz im Gegenteil, sie versucht den Rückschlag zu einem Vorteil für sich selbst umzuwandeln. Außerdem spricht sie am Ende nochmal motivierend für alle, indem sie sagt: „Wenn man ein Spiel erstmal als verloren ansieht, hat man keine Chance, egal wie stark man sein mag, noch zu gewinnen. Denn wenn man den Glauben in sich und sein Team verloren hat und die Hoffnung aufgibt, hat man nichts auf dem Spielfeld zu suchen. Also habt keine Angst Fehler zu machen, gebt auch in scheinbar ausweglosen Situationen nicht den Geist auf und vertraut einander, dann könnt ihr jedes Spiel gewinnen, egal wie stark der Gegner auch zu sein scheint."
Damit dreht sie sich zu ihrem Team, das die ganze Zeit hinter ihr stand und geht, ohne sich noch mal umzudrehen erhobenen Hauptes davon. „Das nenne ich mal einen Abgang der unseres Asses und Kapitäns würdig war.", sagt nun Ray und legt der 17, bald 18 Jährigen die Hand auf die Schulter. Nickend teilen sie sich in ihre Umkleiden auf, wobei alle Spieler duschen gehen und sich dann draußen vor der Uni treffen. Dort wartet dann auch das versammelte Team der Karasuno high und schauen die Sieger und vor allem Shiro begeistert an.

Broken wings - Haikyu!! (Asahi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt