Kapitel 10

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Sie setzten mich tatsächlich auf die Straße. Stellte ich gegen Mittag geschockt fest und sah teilnahmslos zu wie Yoongi mir eine Tasche gab.

Geknickt nahm ich sie ihm ab und sammelte meine Kleidung ohne jeglichen Elan ein und holte zum Schluss noch meinen Rucksack unter dem Bett hervor.

„Hast du alles? Und sollen wir dir vielleicht noch ein Hostel-Zimmer mieten oder brauchst du sonst noch etwas?“ kam es von Yoongi, der mein Tun mit traurigem Blick verfolgt hatte.

„Nein danke. Ich glaub ich hab sonst alles.“ Gab ich leise enttäuscht von mir und lief an ihm vorbei in den Flur.

„Hy Tae. Nimm uns das bitte nicht übel. Wir können nichts dafür.“ Teilte mir Namjoon entschuldigend mit, bevor er mir einen Schlafsack samt Kissen überreichte.

„Danke. Für alles was ihr bisher für mich getan habt.“ Bedankte ich mich mit geröteten Augen bei ihnen und schulterte meine Taschen, bevor ich die Tür öffnete und in das Treppenhaus verschwand.

Während ich hinaus lief, hörte ich noch ein Gespräch der beiden mit:
„Ich hatte ihn echt gerne. Du nicht Yoongs?“ richtete Namjoon seine Aufmerksamkeit auf ihn.

„Ja schon. Er war etwas besonders von seiner Art her. Ah warum müssen wir ihn nur rausschmeißen.“ Beklagte sich Yoongi bei ihm.

„Weil unsere Eltern uns sonst vor die Tür setzten. Schon vergessen?“
Danach riss die Unterhaltung ab und ich konnte nicht weiter zuhören, aber wenigstens bedeutete ich ihnen doch etwas, vor allem Yoongi, was mich innerlich mehr als freute.

Ich irrte, seitdem ich rausgeschmissen wurde, planlos durch die Stadt und wusste nicht so wirklich wo ich hin sollte.

Spät am Abend fand ich überglücklich einen geeigneten Unterschlupf unter einer Brücke, in den ich mich sogleich verkroch und dort fürs Erste mein Schlaflager aufschlug. Wenigstens wurde es dieser Tage nicht ganz so kalt.

Ich kuschelte mich müde in den Schlafsack und stopfte die Tasche, wie auch den Rucksack mithinein um sicher zu gehen, dass man sie mir nicht klauen konnte.

Vor allem nicht den Rucksack.

So schlief ich erschöpft von dem Tag ein.

Mitten in der Nacht wachte ich allerdings hellwach auf, nahe von meinem Platz vernahm ich immer wieder Aufschreie und Gewimmer.

Angespannt horchte ich ins Dunkel und murmelte zu mir selbst: „Es hört sich nah an, doch ist es wahrscheinlich weiter entfernt als ich annehme.“ Und öffnete vorsichtig meinen Schlafsack um meine Sachen zusammen zu packen.

Sobald ich alles beisammen hatte, schulterte ich meine Taschen und schlich leise mit ungutem Gefühl im Magen in Richtung des Geräusches.

Ich lief mit gespitzten Ohren in ein etwas heruntergekommenes Viertel der Stadt bis ich die Quelle der Geräusche ausmachen konnte.

Ich spähte vorsichtig um eine Hausecke, als mir der Atem stockte.

Jin wurde an eine Wand, eines fast in sich zusammen gefallenen Hauses, gedrückt und von zwei bewaffneten Männern umstellt, die ihn bedrohten.

Mir gefror augenblicklich das Blut in den Adern. Was soll ich nur machen? Fragte ich mich nervös auf der Unterlippe beißend.

„Du dreckiges Stück Scheiße! Wir hatten gesagt du bringst uns das Geld heute! Nicht erst in ein paar Tagen!“ spuckte der Mann ihm die Wörter regelrecht ins Gesicht bevor er selbst zuschlug.

„Dem Boss ist es egal wie du es besorgst. Hauptsache er hat es und du hast zum wiederholten Male nicht das Geld abliefern können! Das wird dir dein erbärmliches Leben kosten!“ Schrie er ihn weiter an und holte erneut aus um zu zuschlagen.

Ich zuckte zusammen als sie ihm dieses Mal direkt in seine Magengegend trafen, was Jin aufschreien und Blut spucken ließ.

Wie lange taten sie ihm das schon an? Er sah überhaupt nicht gut aus. Fragte ich mich geschockt und ein Schauder durchzog meinen Körper.

Ich musste etwas unternehmen, bevor sie ihn wirklich noch töteten, schoss es mir durch den Kopf.

Fieberhaft suchte ich nach einer Lösung.

Ließ dabei vollkommen außer Acht, dass ich selbst Waffen besaß und zerbrach mir den Kopf darüber wie ich ihn da rausholen konnte.

Ich brauchte einen Plan.

„Es ist zwar vollkommen hirnrissig aber ich muss sie benutzen um ihn retten zu können. Koste es was es wolle.“ Sprach ich mir nervös nuschelnd selbst Mut zu und zog meinen Rucksack von der Schulter.

Das einzige, was mir derzeitig in den Sinn kam, war ein Bär.

Ich legte meinen Rucksack, wie auch die Tasche mit zittrigen Händen an einer, mit Graffiti besprühten, Hauswand ab und konzentrierte mich angespannt nur auf das Aussehen des Wesens, welches ich annehmen wollte.

So nahm ich unter einigen Schmerzen, die ich stumm hinnahm, die Gestalt eines zweiköpfigen Bären an.

Kurz danach bäumte ich mich wutentbrannt hinter den zwei Typen, die Jin bedrohten, auf und brüllte auf sie hinab.

Jin rutschte bei meinem Anblick, in einer Schockstarre kreidebleich an der Wand hinab, als die anderen beiden von ihm abließen und blitzschnell ihre Schusswaffen hervorzogen und auf mich zielten.

Dem Ersten schlug ich mit meiner großen Bärenklaue rechtzeitig die Waffe aus der Hand, bevor er handeln konnte, doch der Andere traf mich genau in den linken Arm.

In meiner Bärengestalt schrie ich auf und knallte den Zweiten mit voller Wucht gegen eine nahe gelegene Wand, an der er KO zu Boden ging.

Schmerzerfüllt drehte ich mich zu Jin um und wollte sicher gehen, dass es ihm gut ging, bevor ich wieder verschwinden würde.

Ohne Vorwarnung schrie jemand hinter mir mit seinem letzten Atemzug das Wort Monster aus und schoss dabei auf mich, traf genau ins Schwarze.

Jungkook hatte recht gehabt, ich musste mehr aufpassen, dachte ich ironischer Weise just in diesem Moment.

Ich sackte leicht in mich zusammen, doch war ich noch so weit bei Bewusstsein, um mich von hier wegschleppen zu können.

Schlapp zog ich mich an einem Fenstersims nach oben, bevor ich weiter taumelte um zu meinen Taschen zu kommen.

Ich hob sie vom Boden auf und hinterließ eine recht lange Blutspur.
Mein linker Arm blutete und zusätzlich steckte eine Kugel in meinem Bauch, welche das schlimmere Übel der beiden war.

Ich schaffte es bis zur nächsten Ecke zu kommen, um unter enormen Qualen zurück zu switchen, bevor ich vollends in mich zusammensackte und anschließend meine Augen erschöpft schloss.

Alien   {Taegi}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt