Kapitel 7
„Essen!?" Dieses eine Wort hatte gereicht, um Seamus Finnegan jegliche Müdigkeit und körperliche Erschöpfung vergessen zu lassen. Von einer Sekunde auf die andere war er hellwach und zu allem bereit, seine körperliche Fitness überstieg selbst die von Ginny, die zur Zeit immerhin Kapitänin des Quidditch-Teams war, und in seinen Augen spiegelte sich ein wagemutiger Glanz, als er hinzufügte: „Wo?"
Neville grinste verstohlen. „Das erzählen wir euch heute Abend."
„Aber ..." Prompt sank Seamus wieder in sich zusammen, denn sie waren gerade erst aufgestanden. „Das ist doch noch soo lange hin! Ich steeeerbe vor Hunger!"
Dean klopfte seinem Freund mehrmals auf den Rücken. „Zwölf Stunden noch, dann haben wir es geschafft."
Seamus verzog leidend das Gesicht und stützte sich auf Dean, als hätte er in sechs Wochen ohne Nahrung die Sahara durchquert, während er ihm zum Raum für Dunkle Künste folgte. „Zwölf Stunden. Alter, das sind siebenhundertzwanzig Minuten! Oder ..." Für einen Moment blieb er stehen und hielt auch Dean zurück. „Dreiundvierzigtausendzweihundert Sekunden!"
„Hör auf zu rechnen! Ich will das nicht hören!", rief Dean daraufhin und zerrte ihn weiter den Gang hinunter.
Neville sah ihnen lächelnd hinterher; seitdem er sich gestern Abend mit Ginny bei Aberforth Dumbledore im Eberkopf den Magen vollgeschlagen hatte, war er komplett tiefenentspannt – aber auch von einem schlechten Gewissen seinen Mitschülern gegenüber geplagt. Und deswegen stand er hier, vor dem Portrait der Fetten Dame, und informierte alle über die neuen Erkenntnisse, während Ginny vor der Großen Halle dasselbe mit den Ravenclaws und Hufflepuffs tat.
Heute Abend würden sie ausnahmsweise nicht trainieren.
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Als Neville am Mittag in die Große Halle ging, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen (nun, da sie eine neue Essensquelle aufgetan hatten, mussten sie in ihrem alten Protestplan zurückrudern und den gegensätzlichen Weg einschlagen), fühlte er sich plötzlich hinter einen Wandbehang gezogen, der eine schmale Nische verbarg. Eine sehr schmale Nische. Die er sich teilte mit – natürlich, Draco Malfoy.
Neville schloss merlinergeben die Augen und versuchte, möglichst nicht durch die Nase zu atmen. Trotzdem konnte er diesen unverschämt guten Geruch wahrnehmen, der nicht bloß Aftershave sein konnte.
„Hey!", zischte Draco und knuffte ihn gegen die Brust. „Hör auf zu schwärmen und hör mir zu!"
„Dafür hättest du besser einen anderen Ort gewählt", entgegnete Neville und war erstaunt, wie unbeschwert er die Spitzen bezüglich seiner Gefühle mittlerweile ertrug.
Draco rümpfte die Nase. „Klappe!"
„Was willst du?", fragte Neville daraufhin müde.
„Ich habe einen Ort, an dem wir den Trank brauen können. Im dritten Stock hinter der ewig verschlossenen Tür gibt es einen still gelegten Korridor samt Toilette. Da haben wir Wasser und rundherum genug Räume, in denen wir uns ausbreiten können."
„Und wie geht die Tür auf?" Neville erinnerte sich gut daran, dass diverse Klassenkameraden bereits erfolglos versucht hatten, sie zu öffnen.
„Alohomora omnia", entgegnete Draco, als wäre das völlig klar. Im Dämmerlicht der Nische fiel zum Glück nicht auf, wie Neville errötete.
„War das alles?", presste er hervor.
„Nein. Ich brauche eine Liste der Pflanzen, die ..." Draco stockte und lehnte kurz den Kopf gegen die Wand hinter sich. „... die wir aus Hogsmeade besorgen müssen. Und du musst mir aufschreiben, wo ich sie herbekomme. Snape lässt mich nur alleine gehen."
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Ein Funke und Zunder
FanfictionDM/NL: Draco bekommt einen Auftrag von Snape, dem er allein nicht gewachsen ist. Eine kleine Erpressung verschafft ihm die Hilfe, die er braucht.