Kapitel 16
Seit dem Dinner in seinem Elternhaus vor wenigen Tagen hatte Draco sich schon daran gewöhnt, dass Astoria Greengrass ihn wie ein verschrecktes Einhorn anstarrte, wenn sie ihn bemerkte. Ihre Augen wurden dann immer so groß wie Handteller und ihr wich das Blut ähnlich schnell aus dem Gesicht wie Neville, wenn Snape sich vor ihm aufbaute. Dass sie es allerdings tatsächlich mal wagen würde, ihn anzusprechen, damit hatte Draco nicht gerechnet.
Er verließ gerade die Große Halle nach dem Abendessen, als sie ihm im Kerkergang den Weg versperrte. „Wir müssen reden", befand sie mit zitternden Händen und fleckigen Wangen.
Draco nickte, sah sich nach hinten um und folgte ihr in einen verlassenen Seitengang, der in einer Sackgasse endete. Davon gab es hier unten in den Kerkern so viele, zum Teil noch weiter verwinkelte, dass man sich ohne genauere Kenntnisse leicht verlaufen konnte. Crabbe und Goyle konnten ein Lied davon singen, im ersten und zweiten Schuljahr hatte Draco sie des Öfteren mitten in der Nacht suchen müssen.
Als Astoria sich zu ihm umwandte, kehrte er widerwillig in die Gegenwart zurück. „Was willst du?"
„Reden. Über den Plan unserer Eltern." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Der ernste Ausdruck um ihren Mund wollte nicht zu ihrem jungen Gesicht passen.
„Dann rede."
Diese Aufforderung ließ sie offensichtlich stolpern. Dass sie diejenige sein würde, die ihr Anliegen vorzubringen hatte, hatte sie anscheinend nicht bedacht. Erstaunlich, dass sie schon ganze vier Jahre und ein paar Monate im Hause Slytherin verbracht hatte und noch immer nicht das kleinste Bisschen Durchtriebenheit zeigte.
„Ich ... will dich nicht heiraten."
„Dann sind wir ja schon zwei", entgegnete Draco und lehnte sich gegen die kalte Wand. Die Hände schob er in seine Hosentaschen; selbst ohne sich zu seiner vollen Größe aufzurichten, war Astoria noch einen guten Kopf kleiner als er. Ein Kind.
„Und was machen wir jetzt?" Sie trat unruhig von einem Bein aufs andere und zuckte zusammen, als sie Schritte auf der Treppe hörten, die in die Kerker hinunter führte. Aber so weit, wie sie in den Seitengang getreten waren, konnte man sie vom Hauptgang aus nicht sehen und so lief der Zweit- oder Drittklässler an ihnen vorbei, ohne sie zu bemerken. Astoria entspannte sich wieder.
„Was sollten wir schon tun? Ich weiß nicht mal, ob ich dieses Schuljahr überleben werde. Können wir das Problem nicht besprechen, wenn es aktuell ist?"
„Und bis dahin?"
Draco seufzte. „Bis dahin tust du, als ob nichts wäre. Niemand hier muss wissen, was unsere Eltern planen. Und weder du noch ich müssen danach handeln, solange wir nicht offiziell verlobt sind. Da sie es bisher nicht mal geschafft haben, uns einander vorzustellen, können wir den Ausnahmezustand also problemlos noch ein bisschen verschieben." Er feixte.
„Interessiert dich gar nicht, dass sie über dein Leben entscheiden wollen?"
Er lachte trocken auf. „Das tun sie doch schon, seitdem ich geboren wurde." Er konnte sehen, wie sie schluckte und irgendwie erweichte das seine harte Fassade. „Hör zu: Du bist wirklich nett und so. Aber ich werde dich nicht heiraten. Niemals. Also tu einfach so, als wäre nichts gewesen. Deine Kraft solltest du lieber darauf verwenden, dich gegen die anderen durchzusetzen. Bald ist deine Schwester nicht mehr da, um dir die Hand zu halten."
Diese Bemerkung schien sie zu treffen, denn ihre Lippen wurden ganz schmal und ein entschlossener Zug erschien um ihre Mundwinkel. „Ich kann prima auf mich selbst aufpassen. Daphne lässt mich bloß nicht."
DU LIEST GERADE
Ein Funke und Zunder
Fiksi PenggemarDM/NL: Draco bekommt einen Auftrag von Snape, dem er allein nicht gewachsen ist. Eine kleine Erpressung verschafft ihm die Hilfe, die er braucht.