Epilog

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Epilog

Als Draco aufwachte, war es dunkel. Er blinzelte, bis sein Blick sich klärte, dann sah er sich um. Er war noch immer in dem winzigen Schlafzimmer, das der Raum der Wünsche ihnen angeboten hatte. Aber Neville lag nicht mehr neben ihm.

Diese Erkenntnis erschreckte Draco mehr, als er vor sich selbst zugeben mochte. Und noch weniger wollte er sich die Erleichterung eingestehen, die sich warm in ihm ausbreitete, als er Neville am Fenster stehen sah. War das Fenster vorhin auch schon da gewesen? Draco konnte sich nicht erinnern. Neville hatte sich sein knitteriges Hemd übergezogen, aber nicht zugeknöpft. Barfuß stand er da und sah hinaus in die Nacht.

Draco schob die Decke von seinem Körper und stand auf. Verglichen mit der Wärme unter der Bettdecke war es im restlichen Raum kalt. Sofort überzog eine Gänsehaut seinen Rücken und die Arme und veranlasste ihn dazu, sich ebenfalls etwas anzuziehen. Er bekam als erstes seinen Umhang zu fassen und schlang ihn sich um die Schultern.

Neville hatte bemerkt, dass Draco wach war. Aber er hatte nur einen kurzen Blick über seine Schulter geworfen und stand weiterhin am Fenster.

Draco trat hinter ihn und schob seine Arme um Nevilles Taille. Er küsste ihn in den Nacken und strich mit der Nasenspitze am Haaransatz entlang. 

„Es geht bald los", sagte Neville leise.

„Ich weiß", entgegnete Draco. Er hatte die letzten zwei Wochen damit verbracht, unter den Augen des Dunklen Lords Duelle auszufechten und Flüche zu lernen, die noch schrecklicher waren als die drei Unverzeihlichen. Die Wirkungen dieser Flüche hatten sich in seine Erinnerungen gegraben und gewaltige Krater hinterlassen, von denen er sich fernzuhalten versuchte.

Und hätte sich nicht etwas getan auf der Seite der Guten, dann säße Draco wohl noch immer dort. Vor ein paar Tagen war eine Information zum Dunklen Lord gedrungen, die ihn so wütend gemacht hatte, dass eine Handvoll Muggel dran glauben musste. Draco hatte daraufhin die Flucht ergriffen und war für zwei Tage nach Hause gegangen, ehe er nach Hogwarts zurückgekehrt war. Seine Mutter hatte ihn behandelt wie ein krankes Kind, wenn sein Vater nicht in der Nähe war. Für eine kurze Zeit war das genau das gewesen, was er gebraucht hatte.

„Was machen wir, wenn wir es überleben, Draco?"

Er holte tief Luft, stieß sie aber ungenutzt wieder aus seinen Lungen, während er das Kinn auf Nevilles Schulter legte. „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht."

Neville legte seine Hände auf Dracos. „Das solltest du aber. Du musst schließlich einen Anreiz haben."

„Meinst du, ich lass mich sonst einfach so umbringen?"

„Bei euch Slytherins weiß man das nie."

Draco hob das Knie und stieß es sanft gegen Nevilles Kehrseite. „Uns Slytherins geht es immer nur darum, unseren Arsch zu retten."

„Das ist gut. Deinen Arsch brauchen wir noch."

„Ich glaub, ich muss dir mal ein paar Manieren beibringen." Aber stattdessen schnappte Draco mit den Lippen nach Nevilles Ohrläppchen.

„Nach dem Krieg", beschloss Neville.

„Ja, nach dem Krieg."

„Nach dem Krieg zeigen wir uns allen, okay?"

Draco schluckte. Die Vorstellung, sich vor seinen Schulkameraden, Lehrern und womöglich auch noch vor seinen Eltern zu outen, vertrieb für ein paar Sekunden komplett den Gedanken an den Krieg. Aber dann dachte er daran, dass die Schule bald vorbei war und dass er mit Neville auch mal draußen Zeit verbringen wollte. Dass er vielleicht eine eigene kleine Wohnung haben und sich dort mit ihm treffen wollte. Oder ihn mit zu einer dieser langweiligen Dinnerpartys nehmen wollte, die seine Mutter manchmal veranstaltete. Er hatte keine Lust mehr auf Heimlichkeiten und gestohlene Stunden. Wenn er diesen verdammten Krieg überlebte, dann wollte er auch leben. Und er wollte es mit Neville – Slytherin stehe ihm bei. 

Also nickte er. „Ja, nach dem Krieg zeigen wir uns allen."

ENDE

Ein Funke und ZunderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt