Kapitel 14

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Kapitel 14

Es war wirklich sonderbar. Vor einigen Tagen noch hätte Draco jeden, der ihm prophezeit hätte, dass er bald einen Jungen umarmen und küssen und es gut finden würde, kopfüber in die Eingangshalle gehängt (und Peeves darüber informiert). Aber Nevilles Körper in seinen Armen fühlte sich tatsächlich gut an. Warm und weich. 

Aber bevor er das vor irgendjemandem zugeben würde, würde er sich lieber selbst kopfüber in die Eingangshalle hängen (und Peeves darüber informieren). 

Trotzdem verschwand die absolute Dunkelheit im Raum der Wünsche. Es war, als hätte jemand ein Streichholz angezündet. Irgendwo in einer entfernten Ecke. Da war ein winziges bisschen Licht.

„Cool", murmelte Neville.

Und dann war da Schmerz.

Draco zuckte zusammen und wich zurück.

„Was ist los?"

Er wandte sich ab. Es war das Dunkle Mal, es brannte gerade einen Krater in seinen Unterarm. Jedenfalls fühlte es sich so an. „Nichts."

Als er sich wieder zu Neville umwandte, der dummerweise zwischen ihm und der Tür stand, konnte er in seinem Gesicht lesen, dass er verstanden hatte. 

- - -

Er begegnete Snape an der Grenze des Hogwarts-Geländes. Sie wechselten einen Blick, die untergehende Sonne bildete eine Art grotesken Heiligenschein um Snapes Kopf und ließ die schwarzen Haare fettig glänzen. Snape blinzelte. Dann war er verschwunden. Disappariert. Ohne seinen Zauberstab zu ziehen, ohne Mühe. Stumm wie ein Fisch. 

Draco schnaufte und kletterte über den altersschwachen Lattenzaun, der nicht mehr war als ein Anker für die magischen Banne, die das Schloss schützten. Er musste weder hoch noch stabil sein, er musste nur da sein. Der Dunkle Lord hatte versucht, durch die Zerstörung des Zauns ins Schloss zu gelangen, aber man konnte dem trockenen Holz nichts anhaben, weder von innen, noch von außen. Wer auch immer sich des Schutzes des Schlosses angenommen hatte (und Draco würde wetten, dass es Dumbledore gewesen war, der Mann, der ihm sterbend am lebhaftesten in Erinnerung geblieben war), er hatte es gut getan. 

Dem Schloss den Rücken zugewandt, zog er seinen Zauberstab aus der Tasche und konzentrierte sich auf den Schmerz in seinem Arm. Das Dunkle Mal leitete ihn und führte ihn an sein Ziel, ohne dass Draco es kannte. Deswegen dachte er im ersten Moment, er hätte etwas falsch gemacht, denn das Gebäude, das vor ihm aufragte, war sein Zuhause. 

Dann allerdings sah er Snape im Schatten eines großen Busches im Vorgarten stehen; offensichtlich wartete er auf ihn, die Ungeduld war ihm deutlich anzusehen. Während der Schmerz im Dunklen Mal allmählich verschwand, lief Draco den Weg zum Haus hinauf, ohne seinen Schritt bei Snape zu verlangsamen.

„Sie müssen schneller werden", grollte er.

Draco schwieg.

„Und Sie sollten lernen, auf mich zu hören."

„Was meinen Sie?" Mit verbissener Miene betätigte Draco den Türklopfer und wartete.

„Ich meine den Zwischenfall im dritten Stock. Ich hatte Sie gewarnt."

„Ihre Warnung bringt mir nicht viel. Ich brauche eine Alternative." 

Snape zog eine Augenbraue in die Stirn. „Die hat Ihr Kompagnon Ihnen doch bereits ausgiebig gezeigt."

Zuerst verstand Draco nicht, was Snape meinte. Und als es klickte, war es die Tür, die von einer Elfe geöffnet wurde. Draco spürte, wie ihm erst das Blut aus dem Gesicht wich und dann pulsierend zurückkehrte. Ob Nevilles Art wohl abfärbte?, überlegte er, während er seinem ehemaligen Lehrer ins Haus folgte. 

Ein Funke und ZunderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt