Kapitel 2

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„Wohin soll ich dich begleiten?", fragte Destiny, als sie im Aufzug standen, auf dem Weg ins Erdgeschoss. Angeals Antwort verspätete sich, als müsse er überlegen, was er ihr genau sagen konnte: „Wir gehen in die Slums von Sektor 7. Ich will dort etwas überprüfen." Destiny wäre bei seinen Worten beinahe zusammengezuckt, hielt sich jedoch unter Kontrolle. Sektor 7 war ihr zu Hause! Dort befand sich nicht nur ihr Versteck, sondern auch das Hauptquartier von Avalanche, der 7. Himmel. Hatte Angeal bemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmte? Was könnte sie verraten haben?

„Darf ich auch erfahren, was genau du überprüfen willst? Ich meine, wenn ich unbedingt mitkommen soll, sollte ich vielleicht auch wissen worum es geht", Destiny spürte, wie sie allmählich nervös wurde. „Ein paar Turks wollen einen blonden Soldaten aus dem ersten Rang gesehen haben. Allerdings gibt es zur Zeit keine blonden Soldaten. Jedenfalls nicht im ersten Rang. Ich bin nur neugierig wer er sein könnte.", erklärte Angeal. Destiny entspannte sich. Cloud, es gab niemanden den Angeal sonst meinen könnte, war gerade auf seinem Motorrad außerhalb von Midgar unterwegs und würde erst in einigen Tagen zurückkehren.

Eine Sache war da jedoch noch: „ Und wieso willst du mich dabei haben? Jemand wie er muss auffällig sein und du hast bei deiner Größe sowieso nen Rundumblick von dem ich nur träumen kann.", fragend blickte sie zu ihm auf. Er war gute zwei Köpfe größer als sie selbst und würde auch in einer großen Menge alles sehen können. „Ich dachte, es könnte nicht schaden jemanden mitzunehmen, der die Slums in und auswendig kennt. Das trifft doch auf dich zu, oder?" Angeal blickte ihr direkt in die Augen. Ablehnen konnte sie nicht. Nicht ohne einen triftigen Grund.

Destiny nickte ergeben. Angeal hatte Recht. Die Slums waren ihr zu Hause und sie kannte jeden Winkel besser als die Taschen ihrer Uniform. Mit etwas Glück würde sie auf ihre Avalanche Kameraden stoßen und könnte mit ihnen Clouds Spur verwischen. Sie konnte zwar nicht mit ihnen reden, ohne das es Angeal auffiel, aber das musste sie auch nicht. Sie hatte mit den anderen zahlreiche Strategien ausgearbeitet, um sich mit kurzen Handzeichen, Blicken, oder durch Musik verständigen zu können. So konnten sie einander Nachrichten übermitteln, ohne, dass jemand anderes es mitbekam.

Schon nach kurzer Zeit unter der Platte wusste Destiny wieder, warum sie in normalen Fällen eine Maske trug, die ihren Mund und ihre Nase bedeckte. Die Luft der Slums stach unangenehm in ihre Atemwege. Angewidert rümpfte sie die Nase. Heimat hin oder her, daran würde sie sich nie gewöhnen. Ein kurzer Blick zu Angeal sagte ihr, dass es dem Größeren wohl nicht so ging, im Gegenteil. Er trug ein entspanntes Lächeln spazieren. Angeal schien die Ungezwungenheit der Slums zu genießen. '2 Meter über dem Boden ist die Luft wohl besser', dachte sie verärgert. Warum war sie auch so klein geblieben?

Gemächlich stapften die beiden Soldaten voran, immer wieder wachsame Blicke zu allen Seiten werfend. Die Menschen auf der Straße schlugen einen weiten Bogen um sie, zumindest um Angeal. Aufgrund seiner Wirkung musste Destiny sich nah an seiner Seite halten, um nicht in der Menge unterzugehen. Ihre Größe machte sie nicht besonders eindrucksvoll und damit zu Luft für sämtliche Slumbewohner. Große Menschenmassen waren ihr außerdem nicht geheuer. Deshalb bevorzugte sie zur Fortbewegung die Schleichwege und engen Gassen, durch die man zu jedem Platz in den Slums gelangen konnte, ohne sich durch die Menge drängeln zu müssen. Viele Menschen auf einem Haufen machten es unmöglich Bewegungen vorauszuplanen und als kleiner Mensch konnte man zusätzlich nicht sehen, was als nächstes auf einen zukam.

Angeals Nähe wühlte sie auf. Sie waren Feinde, auch wenn er sich dem nicht bewusst war. Ihm so Nahe zu sein gefiel ihr nicht. Andere hatten vielleicht Angst vor dem Panzerschwert auf seinem Rücken, oder der Kraft seines Körpers, aber es war etwas anderes, was Destiny an ihm beunruhigte. Es war sein Charakter. Es war seine Fähigkeit, genau zu wissen, wie es seinem Gegenüber ging und diese dauerhafte Freundlichkeit, von der Destiny nicht sagen konnte, ob sie echt, oder geheuchelt war. Ihr Misstrauen verhinderte, das sie ihn richtig einschätzen konnte und das frustrierte sie.

Das Gefühl der Unruhe fiel augenblicklich von ihr ab, als sie Jessie in der Menge ausmachte. Die Schauspielerin schlängelte sich durch die Masse direkt auf sie zu. Zeit für einen der Notfallpläne, die für den Fall, dass sich Soldaten der höheren Ränge in Sektor 7 herumtrieben, geschaffen worden waren. Jessie würde vor Angeal und Destiny einen neugierigenFan miemen, um herauszufinden was los war. Destiny musste sich jetzt schnell überlegen was sie tun würden. Sie mussten Angeal von Clouds Spur abbringen, aber wie?

„Angeal Hewley, stimmts, oder hab ich recht?", Jessie hatte sie erreicht. Sie stand mit einem frechen Blick vor ihnen und blickte neugierig zu ihm auf. „ Du hast recht", antwortete Angeal im freundlichen Ton, hatte die Arme locker vor der Brust verschränkt und hatte ein Lächeln auf den Lippen, das wohl sämtliche Fangirls angelockte. „Wie cool", quietschte Jessie aufgeregt und Destiny spürte wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. Musste Jessie es denn so sehr übertreiben? Ein wenig Anhimmelei hätte sicher auch ausgereicht.

„Also, was führt zwei Soldaten in die Slums? Das kommt ja nicht so oft vor. Schon gar keine aus dem ersten Rang", wollte Jessie wissen. Angeal musterte sie einige Minuten, dann sagte er: „ Vielleicht kannst du uns helfen. Wir suchen einen jungen Mann mit blonden Haaren und makoblauen Augen. Er soll wohl eine große Ähnlichkeit mit einem Soldaten haben und sich hier in den Slums aufhalten. Hast du ihn möglicherweise gesehen?" Destiny rieb sich die Nase und schüttelte leicht den Kopf, als müsse sie niesen. Zu ihrem Glück stand sie schräg hinter Angeal, sodass der Größere ihr Zeichen nicht bemerken konnte, aber Jessie einen guten Blick auf sie hatte. Die Schauspielerin wanderte während ihres Überlegens mit den Augen durch die Gegend. So fiel ihr Blick unweigerlich auf Destiny.  Gelangweilt wühlte sie daraufhin in ihrer Hosentasche herum, zog einen zusammengefalteten Bierdeckel hervor und spielte damit in ihrer Hand herum. Ihr Zeichen für den siebten Himmel. Es war zwar riskant, aber dort wären sie wenigstens auf sicherem Terrain und die Anderen könnten fliehen, wenn es brenzlig würde. Ausserdem mussten sie Tifa Bescheid geben, dass jemand Cloud entdeckt hatte. Als sie sich sicher war, dass Jessie verstanden hatte, ließ sie ihn wieder in ihrer Hosentasche verschwinden und verschränkte die Arme vor der Brust.

Mit einem Nicken wandte Jessie sich wieder an Angeal, sie hatte verstanden: „ Nun, also ich hab vor einigen Tagen einen Typen gesehen, der so aussah. Das waren aber auch nur ein paar Male. Er war so schnell wieder weg, wie er aufgetaucht ist", erklärte sie den Soldaten. Täuschte Destiny sich, oder sah Angeal enttäuscht aus? „Wo hast du ihn denn gesehen?", mischte sich Destiny in das Gespräch ein und trat aus Angeals Schatten heraus. „Mmh, es gibt da diese Bar, der 7. Himmel. Ich besuche sie öfters mit meinen Freundinnen. Er saß dort an der Theke und hat getan, als wären wir nicht da. Eigentlich war er ja echt süß, aber man weiß ja nie. Deswegen haben wir ihn auch nicht angesprochen.", Jessies Augen funkelten förmlich, als hätte sie sich halsüberkopf in den süßen Fremden verliebt.

Angeal kratzte sich nachdenklich am Kinn: „Dann werden wir dahin gehen, oder was meinst du Calev?", Angeal blickte Destiny fragend an. Er immer mit seinen dämlichen Nachnamen. Beinahe hätte sie die Augen verdreht. „Einen Versuch wäre es wert. Vielleicht wissen die Leute, die da arbeiten mehr." Destiny stimmte ihm nur beiläufig zu und sah sich weiter auf der Straße um. Sie wandte sich dabei von Jessie ab, sie war entlassen. Die Braunhaarige grinste: „ Die Drinks da sind der Hammer. So, aber ich muss dann auch mal weiter. Viel Glück bei eurer Suche!", damit war sie wieder in der Menge untergetaucht. Angeal schüttelte den Kopf:„ Die hatte es aber eilig." Destiny winkte ab:„ Du machst die Slumbewohner nervös. Sie sind Soldaten in diesem Teil des Sektors nicht gewöhnt", meinte sie, „Komm, ich weiß wo wir lang müssen. Zum 7. Himmel ist es  nicht weit."

Schatten über ShinRaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt