Kapitel 13

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Schon kurze Zeit später, ihre Wunde war gerade verheilt, bestand die Rothaarige Zweite darauf wieder eingesetzt zu werden. Dass ihre nächsten Missionen zwar hauptsächlich aus Botengängen bestanden machte sie zwar stutzig, aber sie beschwerte sich nicht darüber. Noch mehr Aufsehen um ihre Person konnte sie nicht gebrauchen. Mit Genesis hatte sie nicht mehr gesprochen, ihn nicht einmal mehr gesehen. Sie gingen einander aus dem Weg, ohne das sie sich dieses Verhalten genau erklären konnte.

Am heutigen Morgen war sie mit Zack in den Slums unterwegs, um einigen Turks auf Mission eine Nachricht zu überbringen. Von ihrer Umgebung nahm sie nur das Wichtigste wahr, weil ihre Laune bereits wieder auf das unterste Level gesunken war. Der schwarzhaarige Erste an ihrer Seite strapazierte ihre Nerven mit seiner aufgedrehten Art mit jeder Minute mehr und sorgte dafür, dass sie mehrfach darüber nachdachte ihn zu überlisten und zu verschwinden.

Ihr Gespräch mit Angeal hatte sie nachdenklich gestimmt. Selbst wenn sie desertierte hätte sie keine Ruhe von ShinRa. Die Turks würden sie niederjagen bis sie sie fanden und töten konnten. Aus früheren Berichten wusste sie, das sie nur langsam das Interesse verloren. Wie sollte sie das überleben? Außerdem würde sie damit ihre Freunde, ihre Familie in Gefahr bringen. 'Wie konnte ich nur so naiv sein?', tadelte sie sich selbst gedanklich, 'Es war von Anfang an ein zu großes Risiko!'

In ihren Gedanken versunken hatte sie Zacks Geplapper ausgeblendet, der sie jetzt allerdings erwartungsvoll anstarrte. „Äh, is was?", fragte sie verwirrt. Damit entlockte sie ihm tatsächlich ein leises Kichern. „Ich hab dich gefragt, ob du den Sektor kennst", meinte er mit einem Grinsen. Destiny verdrehte die Augen und blickte sich um, um sich zu orientieren. Ein trauriger Zug tauchte um ihren Mund auf, als sie erkannte, wo sie standen. Es war Sektor 5, nicht weit vom Hälmchenhof entfernt. „Ja, kenn ich. Bin hier aufgewachsen", murmelte sie zur Antwort. Zack schien noch nicht begriffen zu haben, dass das Thema kein schönes war und plapperte munter weiter: „Aufgewachsen? Ich dachte die Kinder, die hier aufwachsen haben... ...oh", am Ende hatte er es also doch noch bemerkt. Er rieb sich verlegen den Nacken: „Tschuldige." Destiny winkte ab: „Schon okay, gibt schlimmeres."

Hastig ging sie weiter. Wenn sie den Sektor schnell hinter sich ließen, würde er vielleicht keine weiteren Fragen stellen. Ihre Naivität war also noch steigerbar. „Eine Frage hätte ich da noch!", er lief ihr hinterher und versuchte sie an der Schulter aufzuhalten. „Stelle sie bevor du platzt", knurrte sie verärgert. „Bleib doch erstmal stehen", er packte fester zu. Destiny drehte sich um und schlug seine Hand weg. „Was?", schnappte sie heftiger als sie es eigentlich beabsichtigt hatte, ihre Augen funkelten wütend. Zack sah sie perplex an, hatte anscheinend nicht mit ihrer Reaktion gerechnet und stotterte ein wenig herum, bevor er seine Frage endlich über die Lippen brachte: „Du sagst doch immer, dass du am Wochenende deine Familie besuchen gehst. Aber wenn du hier aufgewachsen bist, wen besuchst du dann?"

Diese Frage hatte für Destiny die gleiche Wirkung wie einer von Angeals Tritten in die Magengrube. Sie verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke und hustete. Zack klopfte auf ihren Rücken und sah sie mit einem besorgten Welpenblick an: „Alles in Ordnung?" Die Rothaarige räusperte sich und atmete tief durch: „Ja, alles in Ordnung. Weißt du, Familie muss nicht immer Blutsverwandtschaft bedeuten. Ich besuche enge Freunde", erklärte sie dann mit der ruhigsten Stimme, die sie gerade hinbekam. „Cool, nimmst du mich mal mit?", fragte Zack aufgeregt und schien jetzt schon Feuer und Flamme von dieser Idee zu sein. Jedoch schüttelte Destiny den Kopf: „Das ist keine gute Idee. Sie waren nicht begeistert davon, das ich zu Soldat gegangen bin. Einen weiteren Soldaten in ihrer Mitte würden sie niemals akzeptieren. Tut mir leid Zack", ein Teil von ihr meinte diese Entschuldigung sogar ernst. Zack würde zu ihnen passen, doch es wäre viel zu gefährlich ihn mitzunehmen.

„Deswegen der Streit, weil du Soldat bist?", wollte Zack wissen und legte den Kopf auf die Seite. Destiny brauchte einige Sekunden, um sich diese Lüge wieder ins Gedächtnis zu rufen und nickte dann: „Ja, genau deswegen. Hat Angeal dir davon erzählt?" Der Schwarzhaarige nickte: „Wenn wir trainieren grübelt er dauernd über dich nach. Ich glaube, er ist davon besessen alle deine Geheimnisse aufzudecken." Zack grinste schief. „Er weiß doch alles was er wissen muss. Alles andere geht ihn nichts an", sagte Destiny mit Nachdruck. Doch Zack ließ sich davon nicht beirren. „Falls du jemals deine Geheimnisse offenlegen willst, redest du dann mit mir?", fragte er, mal wieder mit Welpenblick. Destiny verdrehte die Augen und gab darauf keine Antwort. Er sah zwar süß aus, aber nicht so süß, dass sie direkt dahin schmolz.

Gegen ihren Willen musste Destiny sich eingestehen, dass Zack doch nicht so ein übler Kerl war, wie sie von Anfang an gedacht hatte. Klar, er nervte, aber er sorgte auch dafür, das sie sich nicht wieder zurückzog. So kam es, das sie regelmäßig miteinander trainierten und sie über andere Soldaten herausfand, das Zack bei den Soldaten aus dem ersten Rang hin und wieder ein gutes Wort für sie einlegte, wenn Sephiroth sie mal wieder als Verräterin verdächtigte, oder ein anderer von den Kollegen Misstrauen äußerte. Im Gegenzug verbrachte sie mehr Zeit als gewöhnlich mit ihm, was offenbar alles war, was er gewollt hatte.

Mit der Zeit fing Destiny an, sich bei ShinRa doch wohler zu fühlen. Ihr Verhalten gegenüber den anderen Zweiten begann sich zu bessern. Gleichzeitig rief sie sich jedoch verstärkt ins Gedächtnis, dass es nicht so bleiben würde. Das es bald vorbei sein würde. Nach der nächsten Avalanche Mission wollte sie in den Slums bleiben. Sephiroth hätte endlich was er wollte. Er hätte die Gewissheit, dass er Recht hatte. Gleichzeitig wäre sie außer Gefahr, auch wenn sie Zack vielleicht vermissen würde, aber daran wollte jetzt noch nicht denken.

Die Mission kam schneller als sie erwartet hatte. Auf einer ihrer ersten neuen Solomissionen hatte Tifa ihr einen Zettel zugesteckt. Wahrscheinlich hatte sie Angst, das die Turks Destiny bespitzelten, was nicht einmal abwegig war, aber Zack hatte dafür gesorgt, das sie nun akzeptiert und respektiert wurde. Für jemanden wie sie interessierten die Turks sich nicht.

Seltsamerweise freute sich Destiny nicht besonders über den neuen Auftrag. Was war los mit ihr? Sie konnte unmöglich mit ShinRa sympathisieren. 'Reiß dich zusammen. Du weißt was sie der Welt antun!', wies sie sich im Stillen zurecht, ' Daran kann Zacks Freundlichkeit auch nichts ändern.'

Schatten über ShinRaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt