Kapitel 20

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Nachdem Angeal sie verlassen hatte blieb Destiny lange Zeit allein. Es könnten Tage, Wochen, oder auch schon Monate vergangen sein, seit sie ihn aus ihrer Zelle geschickt hatte. Seitdem tauchten nur hin und wieder irgendwelche Gardisten auf, denen Destiny stumm, aber abweisend begegnete.

Ihre Zeit vertrieb sie sich mit Sport, wenngleich sie dafür nicht allzu viele Möglichkeiten hatte und trotzdem Nacht um Nacht wach lag. Manchmal hörte sie die Wachen auf dem Flur flüstern. Hin und wieder erklangen auch die Stimmen von Angeal, oder Genesis. Die Worte waren undeutlich und drangen nur schwer durch die dicken Wände, weswegen sie nicht verstand worüber sie sprachen. Nur durch Zufall bekam sie daher mit, dass ShinRa sie nicht töten wollte. Sie war sich unsicher, was sie von dieser Information halten sollte. So wie sie es sah, bedeutete es, dass man sie also für immer in dieser Zelle versauern ließ. Tolle Aussichten.

Destiny hatte längst vergessen, wie lange sie schon eingesperrt war, als sie mal wieder schlaflos in die Nacht hinaus starrte. Sie war sich nicht sicher, warum sie das tat, schließlich hatte sie ihren Leuten befohlen die Platte nicht zu betreten. Vielleicht war die Frist ja schon vorbei? Trotz ihrer Freude darüber, dass sie sich anscheinend an den Befehl gehalten hatten, hatte sie die Hoffnung, das sie sie aus dieser Zelle befreien würden. Sie fühlte sich schlecht für diesen Gedanken. Schließlich war sie hier, damit sich keiner der anderen in Gefahr begab.

Hinter ihr ging die Tür auf. Destiny hielt den Blick weiterhin starr nach draußen gerichtet und lauschte. In der Regel verschwanden ihre Besucher so schnell, wie sie gekommen waren. Diese Hoffnung wurde jedoch zerschlagen, als weitere Schritte durch den Raum hallten. Es mussten mindestens zwei Personen sein. Etwas wurde auf dem Bett abgelegt, die Tür sorgfältig geschlossen.

„Du hast mir echt krasse Kopfschmerzen beschert", stellte jemand fest. Destiny fuhr beim Klang der Stimme zu deren Besitzer herum. „Zack?", ihr Erstaunen wuchs, als sie neben dem schwarzen Stachelkopf, auch einen blonden entdeckte, der lässig an der Wand lehnte. „Cloud?", fassungslos flog ihr Blick zwischen den beiden hin und her. Ihr Gehirn begriff nicht, was die beiden bei ihr wollten, schon gar nicht, wieso sie gemeinsam bei ihr auftauchten. „Komm schon, du könntest dich wenigstens ein bisschen freuen uns zu sehen!", beschwerte sich Zack, mal wieder ganz der Welpe. „Ich? Mich freuen? Das würde ich ja gerne, aber kann mir erstmal jemand erklären was hier los ist? Was hat das zu bedeuten?" Destiny konnte sich nicht vorstellen, dass Cloud sich ausgerechnet mit Zack zusammengetan hatte und irgendwie ärgerte es sie auch ein wenig, das der blonde Stachelkopf ihre Anordnung missachtet hatte.

Der Blondschopf stieß sich mit betont gelangweiltem Blick von der Wand ab und verschränkte die Arme: „ Zack ist vor ein paar Tagen in den Slums aufgetaucht. Er hat sich nach dir durchgefragt und ist am Ende bei uns gelandet. Nachdem er uns dazu überzeugt hat ihm zuzuhören, hat er mich dazu überredet dir zu helfen." Destiny musterte ihn, doch fand keine Verletzungen. Diese Konversation war also friedlich verlaufen. „Ihr seid verrückt", murmelte sie immer noch verblüfft. „Sind wir wohl. Allerdings war ich der Meinung, dass du nicht eingesperrt sein solltest. Weil ich von Genesis, oder Sephiroth keine Hilfe erwarten kann, ich glaube du weißt wieso, die sind richtig sauer auf dich, und Angeal ein paar Tage nicht da ist, dachte ich, dass jetzt die richtige Zeit ist, um dich hier rauszuholen", erklärte Zack Destiny mit leuchtenden Augen, „Aerith hat mir das mit dem Planeten erklärt. ShinRa zerstört ihn tatsächlich, Avalanche hatte die ganze Zeit recht!" „Aerith?", Destiny suchte in ihrem Kopf nach einem Gesicht zu dem Namen, doch ihr fiel keines ein. Zack grinste stolz: „Meine Freundin." „Das ist absolut verrückt", Destiny konnte nicht glauben, was sie hörte. „Schon", stimmte Zack ihr zu, „Aber es ist für mich ein Grund dir zu helfen." „Zieh dich um, wir räumen im Flur auf", murmelte Cloud und zog Zack hinter sich her aus der Zelle.

Unschlüssig starrte Destiny ihre Ausrüstung an. Wenn sie jetzt floh, würde es wieder Kämpfe geben und Zack wurde wegen ihr zum Deserteur. Auf der anderen Seite hatte Zack es jedoch geschafft Cloud ins Gebäude zu schmuggeln. Welche Wahl hatte sie also, wo die beiden schon alles riskiert hatte, um sie zu erreichen? Es gab kein zurück mehr.

Widerwillig schlüpfte sie in ihre Kampfklamotten. Jemand hatte sie geflickt. Man konnte vom hiesigen Personal halten was man wollte, aber ihre Arbeit machten sie gewissenhaft. Dann band sie ihre Haare, so gut es bei der Länge noch möglich war, zu einem Zopf und ließ ihn unter ihrer Kapuze verschwinden. Zuletzt steckte sie ihre Schwerter in ihr Holster auf dem Rücken und trat auf den Flur. Zack und Cloud hatten ganze Arbeit geleistet. Sämtliche Gardisten die im Gefängnistrakt stationiert waren, lagen am Boden und rührten sich nicht.

„Hier drüben Destiny!", hörte sie Zacks Stimme aus einem Nebengang. Destiny beeilte sich zu ihm und Cloud aufzuschließen. „Ihr wollt über die Feuertreppe abhauen?", fragte sie skeptisch, weil es wahrscheinlich keinen offensichtlicheren und unsicheren Fluchtweg gab. Die Feuertreppe wurde in dreißig Jahren nie benutzt und entsprechend wenig gewartet.

Stachelkopf Eins und Zwei nickten. „Der einzige Weg, der nicht überwacht wird", meinte Cloud. In seiner Stimme schwang ein Hauch Nervosität mit. „Es wird bestimmt bald auffallen, dass wir die Kameras hier abgeschaltet haben", bemerkte Zack: „Seit deinem Verrat sind Sephiroth und Genesis in chronischer Alarmbereitschaft und machen alle anderen mit nervös. Sogar die Turks sind nicht so entspannt wie normalerweise", erzählte Zack weiter, während er Destiny in den Gang hinter ihn schob. „Nervös? Sephiroth und Genesis ?", die Rothaarige kicherte leise. Auch Cloud erlaubte sich ein leichtes Grinsen: „Sie denken wahrscheinlich, dass Avalanche das Gebäude bombardieren würden" Sie lachten leise.

Schatten über ShinRaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt