Kapitel 7

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Nachdem Destiny ihre Zeit zu einem großen Teil untätig in den Slums verbracht hatte, bis auf ein paar langweilige Aufträge, die nach wenigen Minuten erledigt waren, war sie in der folgenden Woche schlechter gelaunt als gewöhnlich. Sie war in ihrer Freizeit nicht ausgelastet gewesen und das äußerte sich bei ihr in leichten Wutausbrüchen. So auch während der Missionen. Keiner ihrer Kollegen hatte sie bisher so reizbar und aggressiv kennengelernt. Angeal versuchte sie mehrfach auf ihre Laune anzusprechen, doch diese wimmelte ihn immer wieder ab und verschaffte sich schließlich mit der Drohung, sie würde ihn aufspießen, wenn er sie nicht in Ruhe ließe, etwas Ruhe von ihm. Allerdings schien sie danach unter verschärfter Beobachtung des Ersten zu stehen. Angeal ging sogar während eines Übungskampfes mit einem Dritten voreilig dazwischen, weil er dachte, Destiny würde dem weniger Erfahrenen den Arm brechen. Das hatte sie natürlich nicht vorgehabt, obwohl sie bereits mehrfach über etwas derartiges nachgedacht hatte. Danach hatte sie nur noch Verachtung für den Älteren übrig gehabt und entging nur mit Mühe einigen psychologischen Gesprächen mit dem besorgten Ersten. Hatte Angeal nichts zu tun?

Dagegen stieg Destinys Freude am Ende der Woche ins Unermessliche. Biggs hatte es fertig gebracht ihr während einer Monstervernichtungsmission eine Nachricht zu übermitteln, die sie als „Abend, Hauptquartier", verstanden hatte. Um bei diesem Treffen dabei zu sein würde sie sich zwar davonschleichen müssen, aber das sollte sie nun nicht mehr aufhalten. Es war zwar nicht verboten zu gehen, aber manchmal sollte diese Entscheidung wohl überlegt sein. Angeal war sowieso gerade sehr empfindlich und Sephiroth sah sie manchmal seltsam an. Darüber konnte sie jedoch hinwegsehen. Sie hatte den silbernen General eh noch nie gemocht und sie wusste nicht wie Angeal und Genesis so viel Zeit mit ihm verbringen konnten. Sein gesamtes Verhalten wirkte unsympathisch und hochnäsig. Er war das Sternchen von ShinRa, ein Starsoldat, aber Destiny konnte und wollte ihn nicht als solchen sehen. Kriege führen konnte jeder.

Als sie am frühen Donnerstag Abend aus ihrem Zimmer trat und sich auf den Weg zum Ausgang machte, schien keiner von ihrem Weggehen Notiz zu nehmen. Irgendjemand musste sie jedoch trotzdem verpfiffen haben. Für Zeit bei der Familie war es zu früh und so wunderte es sie kaum, als Angeal ihr plötzlich im Weg stand. Ein Schrank mit verschränkten Armen und strengem Blick. „Wo solls denn hingehen?", fragte er in einem Ton, der keine Lügen duldete. Nun, das sollte sie nicht stoppen. Also verschränkte sie ihrerseits die Arme und sah zu ihm hoch. „In die Slums, hab da was zu klären", sie ließ ihre Stimme genervt klingen, so viel Zeit hatte sie schließlich nicht. Wenn der Zug weg war, bevor sie den Bahnhof erreichte, musste sie eine kleine Ewigkeit warten, bis der nächste kam.

Angeal ließ sie leider noch nicht von der Leine: „Mit deiner Familie?" Destiny seufzte zur Antwort: „Ja." „Und das kann nicht bis Morgen warten?", bohrte der Schwarzhaarige weiter. Destinys Gedanken rasten durch ihre Gehirnwindungen, auf der Suche nach einer guten Antwort, behielt aber ihre genervte Fassade bei. Dann kam ihr die rettende Idee: „Nein, hat es nicht. Ich habe mich beim letzten Mal mit jemandem gestritten und er reist heute ab. Ich will diese Sache nicht zwischen uns bestehen lassen, deswegen muss ich jetzt zurück, bevor es zu spät ist." Angeal musterte sie genau, scannte sie ab, was sie dann doch etwas nervös werden ließ. „Dann wird es dich bestimmt nicht stören, dein Schwert hierzulassen, oder?", fragte er dann. Widerstandslos tastete Destiny nach dem Griff ihres unhandlichen Breitschwerts, das sie eh in ihrem Versteck gelassen hätte, und zog es langsam aus dem Holster auf ihrem Rücken. „Ich gehe nicht zum kämpfen da runter. Bis ich wieder da bin, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du es verwahren würdest. Ich hoffe das ich in der Zwischenzeit keinen Monstern begegne." Auffordernd hielt sie es Angeal am Griff hin. Der Ältere nahm es nur zögernd entgegen. „Du hast mir gerade etwas wichtiges bewiesen...", murmelte er nachdenklich, ihr zugewandt sagte er dann: „Viel Glück mit deiner Familie Destiny."

Er trat beiseite, doch Destiny rührte sich nicht von der Stelle. „Was soll das Angeal?" Als hätte er sie nicht gehört wog er ihr Schwert in der Hand und betrachtete die kunstvollen Schnörkel auf der Klinge. „Du hattest keine gute Laune, warst beinahe aggressiv, als du zurückgekehrt bist. Ich wollte nur dafür sorgen, dass du nichts Dummes anstellst." Destiny verdrehte die Augen: „War ich jemals gut gelaunt?", kam ihr schneller über die Lippen, als sie es stoppen konnte. Innerlich ohrfeigte sie sich dafür. Sie hätte das Gespräch schnell beenden und abhauen sollen.

Angeal seufzte und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand: „Nein" „Siehst du, nichts Neues!", Destiny warf theatralisch die Arme in die Luft. „Sicher, das du nichts hast, worüber du reden willst?", wiederholte Angeal eine Frage, die er ihr schon oft gestellt hatte. „Ja, verdammt. Ich bin mir sicher, sogar sehr sicher", knurrte Destiny. Für sich entschied sie, das es Zeit wäre, das Gespräch abzubrechen und ließ Angeal einfach stehen.

Schneller als gewöhnlich brachte Destiny den Weg zum Bahnhof hinter sich und grübelte im Stillen über Angel nach. Er war nicht auf den Kopf gefallen. Keinesfalls. Er war schlau genug um zu bemerken, dass sie etwas verbarg. Allerdings wusste er noch nicht, was genau. Es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis er ihr Geheimnis lüftete. Das war eine Tatsache, die sie in keinster Weise ändern konnte. Er wusste zu viel über Körpersprache und verstand die Menschen seiner Umgebung wortlos. Wie sollte sie die ihre vor ihm verstecken?

Schatten über ShinRaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt