Kapitel 6

128 5 0
                                    

Tifa und Destiny redeten lange. Mit der Zeit hatte die Rothaarige ihre Maske wieder aufgesetzt und das keine Sekunde zu früh. Kurz darauf öffnete sich die Tür der Bar und einige ihr bekannte Gesichter betraten den Raum. Destiny kam ein leiser Fluch über die Lippen, als sie schwarzes Haar in ihrem Augenwinkel aufblitzen sah. Ein kurzer Schulterblick bestätigte ihr, was sie bereits wusste.  Angeal, Zack, Genesis und Sephiroth hatten sich an einem Tisch, etwas entfernt vom Tresen, niedergelassen und unterhielten sich. Tifa warf Destiny einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie sich zu ihren Gästen begab.

Sie blieb noch eine Weile sitzen, auch wenn die Soldaten hinter ihr sie nervös machten. Sie wusste nicht, ob sie es sich einbildete, aber einige Blicke brannten sich immer wieder minutenlang in ihren Rücken. Mit Tifa konnte sie nun nur noch die nötigsten Worte wechseln, was sie unheimlich störte. Die Soldaten mischten sich für ihren Geschmack zu viel in ihr Privatleben ein. Auch wenn ihnen das nicht bewusst war.

Als Destiny von ihrem Platz aufstand klimperten einige Gil auf das Holz des Tresens. Tifa nahm die Bezahlung mit einem Nicken zur Kenntnis, dann drehte Destiny sich um und verließ mit schnellen Schritten die Bar, vermied dabei sorgfältig die Soldaten anzusehen. Im Rausgehen hörte Destiny wie Zack Tifa eine Frage stellte. Vielleicht wegen Destiny, dem Schatten? Zacks Neugierde ging ihr auf die Nerven. Außerdem ging es hier um ihre Tarnung und jetzt konnte sie nun wirklich nicht auffliegen.

„Hey!", bei der Stimme erstarrte Destiny. Zack stand hinter ihr auf der Terrasse, sie gerade mal auf der Treppe. „Was will du von mir?", fragte sie, ohne sich umzudrehen. Dann tauchte der dunkelhaarige Soldat neben ihr auf und schob sich in ihren Fluchtweg. „Diebin?", fragte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Wollte er flirten? „Nein", sie zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht. Zack beugte sich neugierig vor:„Sondern?" Destiny trat einen Schritt zurück: „Söldner." Die Situation wurde ihr unangenehm. Was wollte Zack von ihr?

Zu ihrem Glück rief im nächsten Moment Tifa nach ihr: „Warte Schatten!", sie kam nach draußen gelaufen. Destiny wandte sich ihr zu: „Was ist noch Miss?", wollte sie wissen. Die Schwarzhaarige drückte ihr einen Schlüssel in die Hand: „Ich hatte doch vorhin gesagt, wenn du dich um die Monster kümmerst, kannst du in der freien Wohnung einziehen. Wir können Leute wie dich immer gebrauchen." „Kein Problem. Ich habe sie gerne unschädlich gemacht. Danke für die Wohnung", erwiderte Destiny betont freundlich und ließ den Schlüssel in ihre Tasche gleiten.

Zack hatte das Gespräch stumm mitangehört. „Ihr hattet ein Monsterproblem?", fragte er jetzt Tifa. Der Rest des Gesprächs interessierte Destiny wenig, somit nutzte sie die Chance um abzuhauen. Sie zog sich in die engen Gassen zurück und behielt von dort die Bar im Auge. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei Tifa mit vier Soldaten allein zu lassen. Insgeheim wusste sie natürlich, das ihre Sorge unbegründet war, aber ihre Einstellung verbot es ihr, ihre Freundin allein zu lassen.

Die Soldaten verließen die Bar, als die Zeit weiter voran schritt. Es war mittlerweile dunkel und Destiny nutzte die Gelegenheit um sicherzustellen, dass Angeal und Co. die Slums tatsächlich verließen. Genesis hätte sie einige Male beinahe erwischt, allerdings waren ihre Reflexe besser als seine und sie tauchte jedes Mal rechtzeitig in die Schatten zurück. Skeptisch sah er trotzdem aus. 'Tja, nur weil man gut mit Materia ist, heißt das nicht, das die Sinne genauso gut sind, stimmts', dachte Destiny belustigt.

Mit der Sicherheit, dass ihre Kollegen auf dem Weg rauf zur Platte waren, schlich Destiny durch die engen Gassen zurück zu ihrem Unterschlupf. Mit einem erleichterten Seufzen ließ sich sich ins Gras fallen, das um den kleinen Wasserlauf herum wuchs und vergrub ihre Finger darin. „Endlich zu Hause", flüsterte sie leise zu sich selbst. Keine Missionen, keine neugierigen Vorgesetzten und keine nervigen Welpen mehr. Das Leben konnte so schön sein. Dann dachte sie daran, das sie in wenigen Tagen zurück musste und die gute Laune verflog schlagartig. Dieser verdammte Plan!

Destiny zog sie ihren Anhänger aus der Tasche und drehte ihn zwischen den Fingern. Es war ein von Flügeln umschlossenes Herz, bei dem auf einer Seite ein hauchzartes A eingraviert war und auf der anderen Seite DC, Avalanche und Destiny Calev. Sie sollte ihn echt mal tragen, schließlich hatten die anderen ihn ihr geschenkt, um ihre Verbundenheit zueinander zu verdeutlichen. Destiny vergaß diesen Umstand nämlich gerne und das hatte mehrfach zu sehr unschönen Situationen geführt. Destiny schüttelte den Kopf bei dem Gedanken daran, um ebendiesen zu vertreiben. Kurzentschlossen befestigte sie den Anhänger an einer dünnen Kette, die zwischen ihrem Gürtel und ihrer Hosentasche baumelte. Wenigstens als Schatten wollte sie ihn bei sich haben.

Schatten über ShinRaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt