Prolog

323 7 5
                                    

Leise sprintete der Schatten durch die Straßen der Plattenoberseite. Alles war ruhig in dieser Nacht, nichts regte sich. Es war spät, kurz nach Mitternacht um genau zu sein. Der Sektor machte einen verlassenen Eindruck. Die sonst so geschäftigen Gassen waren leer, nicht einmal Monster wühlten im Müll, den die Menschen am Tage hinterlassen hatten.

Ein Gefühl der Verfolgung ließ den Schatten nicht anhalten. Wenn er sich umsah konnte er niemanden sehen, doch er wusste, dass da jemand war und ihn im Auge behielt. Herzukommen war eine dumme Idee gewesen. Das war ihm von Anfang an klar und das war es auch jetzt noch. Allerdings hatte er keine andere Wahl gehab. Er musste ShinRa von seinen Freunden, seiner Familie weg locken, die sich nach einem gelungenen Anschlag auf einen Reaktor in ihr Hauptquartier unten in den Slums, zurückgezogen hatten. Spuren zu verwischen war heute sein Job, auch wenn ihm ein Turk im Nacken saß.

Mit einem gewagten Sprung landete der Schatten auf einem flachen Garagendach und nahm sich wenige Sekunden um zu Atem zu kommen. Gerade als er sich gesammelt hatte und weiter rennen wollte spürte er, wie ihn jemand an der Kapuze packte und vom Dach herunteriss. Hart traf er mit dem Rücken auf dem glatten Asphalt der Straße auf. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, Schmerz breitete sich wie Feuer auf seiner Rückseite aus. Bei dem Versuch Luft zu holen bemerkte er den polierten Lackschuh auf seiner Brust, der ihn bestimmt niederdrückte. Ein Typ mit Glatze, Anzug und Sonnenbrille stand über ihm. 'Eine Sonnenbrille, bei Nacht? Was für ein Idiot', schoss es dem Maskierten durch den Kopf. „Endstation!", sagte der Typ mit einer dunklen Stimme. Wenigstens war er ein bisschen außer Atem. Der Schatten verzog zur Antwort nur das Gesicht.

Er richtete seine Maskierung, die von dem Zerren an der Kapuze verrutscht war und funkelte den Typen aus braunen Augen wütend an. Aufstehen konnte er nicht, weil der Typ seinen verdammten Fuß einfach nicht wegnahm!

Die Hand des Glatzkopfes tastete nach einem Handy in seiner Tasche und nahm den Blick von dem am Boden Liegenden. Diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit nutzte der Schatten, um hinter seinem Rücken ein geschmeidiges Kurzschwert hervorzuziehen und dem Mann mit der flachen Seite der Klinge das Bein, welches auf seiner Brust ruhte, unter dem Körper wegzustoßen. Bevor der Glatzkopf auf ihm landen konnte, rollte er beiseite und sprang auf. Der Turk kam mit einem dumpfen Geräusch dort auf, wo der Maskierte bis eben noch gelegen hatte und stöhnte leise. Die Brille dürfte wohl hinüber sein und seine Nase auch. Unter der Maske erschien ein Grinsen auf den Lippen des Schattens. Dann führte er seine Flucht fort.

Als der Turk sich wiederaufrappelte, war der Schatten längst über alle Berge und in den Slums unter der Platte verschwunden.

Schatten über ShinRaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt