Kapitel 10

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Wie Destiny ihre Höhle erreicht hatte, wusste sie danach nicht mehr. Ihre Wunde war tiefer, als sie bisher angenommen hatte und der Blutverlust hatte sie auf halber Strecke hinunter in die Slums ausgeknockt.

Nachdem sie wieder halbwegs klar im Kopf war, übermittelte sie Lazard die Nachricht, dass sie bei ihrer Familie bleiben würde, da sie auf dem Weg zu ihnen von Monstern attackiert worden war und nun nicht mehr laufen könne. Der Weg auf die Platte wäre zu weit für sie allein. Ihr kam die Ausrede schlecht vor und war umso überraschter, als der Direktor ihr Genesungswünsche schickte und meinte, sie müsse sich keine Sorgen machen, da sie sich einige freie Tage verdient habe.

Während Destiny in ihrer Höhle festsaß, kümmerten sich Cloud und Tifa um sie, was die Rothaarige zwar sehr schätzte, aber sie auch stutzig machte. Lief zwischen den beiden etwa was? So umgänglich hatte sie Cloud jedenfalls noch nie erlebt. Sie hatte garnicht gewusst, dass der Blonde fürsorglich sein konnte.

Am Anfang der Woche fühlte sie sich gut genug, um wieder zu Soldat zurückzukehren. Sie war zwar um eine Narbe reicher, aber der Schmerz war fast verschwunden und sorgte nur noch hin und wieder dafür, dass sie Bewegungen lieber vermied.

Im Foyer traf sie auf mehr Soldaten, als ihr lieb war. Zack, Genesis, Angeal und Sephiroth saßen verteilt auf den Sofas, die im Kreis um einen Tisch aufgestellt worden waren. Zack erzählte gerade etwas, wobei er wild mit den Armen herum gestikulierte. Die anderen hörten stumm zu. Destiny konnte erkennen, dass Angeal etwas glänzendes zwischen seinen Fingern drehte. Erst auf dem zweiten Blick fiel ihr auf, dass es sich um ihren Anhänger handelte. Sie musste ihn im Kampf mit ihm verloren haben, erinnerte sich nur dunkel an das Wann. Ob die Initialen sie auf ihre Spur bringen würden? 'Quatsch, Niemand glaubt an solche Zufälle', wies sie sich selbst zurecht und zwang sich dazu, sich zu ihnen zu gesellen.

Als sie sich näherte konnte sie Zacks Erzählungen verstehen: „... und dann hat er mich einfach über das Geländer gestoßen. Ich wusste gar nicht was mit mir passiert und hab im letzten Moment die Kante von der Plattform erwischt. Sonst wäre ich wahrscheinlich..." Genesis unterbrach ihn mit einem Schnauben: „War der Kampf wirklich so schlimm Angeal?", wandte er sich an seinen Freund. Angesprochener blickte nachdenklich aus dem Fenster. „Sie waren nicht zu unterschätzen und schnell", gab er dann doch zu. „Wenn sie das nächste Mal auftauchen, komm ich mit und rette euch", sagte Sephiroth belustigt.

Destiny lehnte sich in einiger Entfernung zu ihnen an die Wand und räusperte sich. „Oh schaut mal, die abtrünnige Soldatin ist zurückgekehrt", bemerkte Genesis spöttisch. Destiny verzog keine Miene: „Abtrünnig? Ich bin froh, dass ich ohne Waffen nicht drauf gegangen bin. Könnt ihr euch vorstellen, wie viele Monster ich fertig machen musste?", sie strich sich eine rote Locke aus dem Gesicht und erwiderte Genesis kühlen Blick, der sie musterte.

Ihr Blickduell wurde unterbrochen, als Zack sich einmischte: „Wie geht's dir? Du warst echt lange weg. Also nur drei Tage, aber das ist schon ne Weile." Er sah ziemlich besorgt aus, doch Destiny machte eine wegwerfende Handbewegung : „Das Mako hats geregelt. Erzählt ihr mal lieber, was letztens im Reaktor los war." „Weißt du schon, was passiert ist?", Sephiroth zog eine Augenbraue in die Höhe. Destiny schüttelte den Kopf: „Die Gerüchte in den Slums sind nicht besonders zuverlässig. Ich hab da nur rausgehört, dass es Ärger in nem Makoreaktor gab." "Das kannst du laut sagen!", mischte sich Zack ein.

Erstaunt zog nun Destiny eine Augenbraue in die Höhe: „Was könnte denn einen Soldaten aus dem ersten Rang überraschen", fragte sie, verblüfft. „Er war nicht allein", warf Angeal ein, „Ich war dabei." „Was gibt es, womit ihr beide nicht klar kommt?", korrigierte Destiny ihre Frage. Damit erzählte Zack die ganze Geschichte von neuem, was bei seinen Kollegen nur mäßig gut anzukommen schien, doch die sagten nichts dazu. Destiny hörte ihm schweigend zu. „So wie die gekämpft haben, hätten sie auch beide aus dem ersten Rang sein können. Und diese Makoaugen haben mir echt nen Schrecken eingejagt, ich meine, wie wahrscheinlich ist es denn, gegen jemanden mit den Fähigkeiten eines Soldaten kämpfen zu müssen!" Er klang völlig entrüstet „Beruhige dich Grünschnabel", murrte Genesis. Angeal ging nicht weiter darauf ein: „Hier, das hat einer von ihnen fallen gelassen", er warf Destiny den Anhänger zu. Diese schnappte ihn aus der Luft und betrachtete ih nachdenklich. „Kennst du das?", fragte Angeal. Destiny schüttelte den Kopf: „Noch nie gesehen, kennst dus?", fragte sie ihn.

Sie warf den Anhänger schwerenherzens zurück, doch Zack fing ihn ab, bevor er Angeal erreichen konnte: „Es sieht zumindest wie etwas aus, das ich meiner Freundin schenken würde", stellte er fest. „Sieht nicht so aus, als könnte es zu seinem Träger führen. Die Buchstaben könnten alles bedeuten", murmelte Destiny. „Also das A wahrscheinlich Avalanche und DC könnte...",Sephiroth blickte sie an und ließ das Ende des Satzes in der Lufthängen. „Was soll das heißen?", fragte die Angesehene betont ruhig, zeigte keine Emotionen. „Nur, das DC zufällig auf deinen Namen zutrifft und du verschwindest, wenn Avalanche in einen Reaktor einbricht. Außerdem bleibst du nach diesem Angriff noch von Soldat fern und entschuldigst das damit, dass du ohne Waffen in den Slums von Monstern attackiert wurdest. Gleichzeitig hat auch unser mysteriöses Avalanchemitglied eine Verletzung erlitten.", erklärte Sephiroth, während er sie prüfend musterte. Wut stieg in Destiny auf. Was fiel diesem gestriegelten Möchtegernmädchen eigentlich ein? Nicht das er falsch lag, aber mit diesen Anschuldigungen brachte er ihre Tarnung in ernsthafte Gefahr.

„Willst du damit sagen, ich wäre eine Verrä...", fing Destiny mit wütenden Ton an, doch wurde von Angeal unterbrochen: „Deine Theorie ist gut, aber ich würde sie jetzt nicht Wasserdicht nennen. Sie war ohne Waffen, weil ich ihr Schwert vorher eingezogen hatte. Ich wusste wohin sie geht und wieso sie gehen musste. Ich habe außerdem mit dem Maskierten gekämpft und kann euch bezeugen, dass Destinys Kampfstil ein anderer ist, als der, den dieser maskierte Typ genutzt hat. Sie hat eindeutig mehr Kraft und ist nicht so schnell im Angriff. Dafür sind ihre Schläge härter. Ich habe sie trainiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie damit etwas zutun hat, ist sehr gering." „Angeal hat Recht, außerdem ist Destiny Soldat treu ergeben, es gibt kaum jemanden, der bessere Arbeit leistet, als sie", stimmte Zack ihm zu.

Destiny dankte den beiden mit einem Nicken, bevor sie sich erneut an Sephiroth wandte: „Oder hast du einen bestimmten Grund, um mich zu verdächtigen?", wollte sie wissen. Der silberne General wiegte den Kopf hin und her: „Nein, es war nur ein Versuch diese Sache aufzuklären", erwiderte er. Destiny konnte erkennen, dass er damit nur die halbe Wahrheit sagte. Beim Planeten, sie hasste ihn so sehr.

Sie verschränkte ärgerlich die Arme vor der Brust. „Na danke", murrte sie. Genesis beäugte sie weiterhin skeptisch, während Sephiroth sich abwandte und das Foyer verließ. Zack und Angeal beobachteten sie, als warteten sie auf etwas, doch Destiny verkniff sich jegliche Kraftausdrücke und machte sich, innerlich bebend, auf den Weg zu ihrem Zimmer. Irgendwann konnte sie sich revanchieren und ihre Rache würde grausam sein.

Schatten über ShinRaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt