Am Tag der Mission rückte Destiny mit Angeal und Zack auf ihren Motorrädern aus, um ein Dorf einige Stunden von Midgar entfernt, von Monstern zu befreien. Destiny fuhr an der Spitze der drei und zog das Tempo mit jedem Kilometer stärker an. Die anderen schoben dieses Verhalten wahrscheinlich auf ausgeprägtes Pflichtbewusstsein, oder zu viel Energie, doch ihr Beweggrund dafür, war ein anderer. Sie wollte wissen, bei welcher Geschwindigkeit Zack und Angeal hinter ihr zurückblieben. Ihr Motorrad war nämlich entgegen der Vorschriften von Cloud und ihr modifiziert worden. Theoretisch war sie deutlich schneller als die anderen Soldaten. An Fenrirs Geschwindigkeit kam sie zwar nicht heran, Cloud hatte ihr seine Höchstgeschwindigkeit nicht zugetraut, aber schnell war sie trotzdem.
Ein Hupen hinter ihr ließ sie ihre Maschine abbremsen. Ein Schulterblick verriet ihr, das sie die beiden Schwarzhaarigen weit hinter sich gelassen hatte. Grinsend trat sie wieder aufs Gas und zog ihre Maschine in einen eleganten Bogen über die staubige Erde und setzte sich von hinten in die Lücke zwischen ihre Kollegen. Destiny passte ihre Geschwindigkeit an die ihrer Begleiter an und hielt sich sicher zwischen ihnen. „Warum hast du es so eilig?", rief Zack gegen den Lärm der Motoren zu ihr hinüber. Destiny grinste breit: „Ich war lange nicht mehr außerhalb von Midgar. Die Freiheit muss mit mir durchgegangen sein!", antwortete sie, wobei ihre Stimme beinahe nicht über die Geräuschkulisse hinweg getragen wurde."Verstehe was du meinst", ertönte Angeals Stimme von ihrer anderen Seite, „Jetzt konzentriert euch beide bitte!" „Verstanden!", rief Zack über Destiny hinweg. Die Rothaarige nickte ihm nur zu und blickte wieder nach vorn.
Ihre Fahrt endete abrubt. Ein groteskes Vieh sprang ihnen in den Weg und sandte ihnen einen Feuerball entgegen. Als In-der-Mitte-Fahrende hatte Destiny nicht viele Optionen um auszuweichen. Mit voller Kraft trat sie auf die Bremse und zog hinter Zack. Sie hatte dabei Probleme um ihr Motorrad ruhig zu halten und nicht auf der staubigen Erde wegzurutschen.
Zack hatte allerdings nicht so viel Glück wie sie. Vor Schreck musste er den Lenker verrissen haben und war ins Rutschen gekommen. Nun lag er eingeklemmt unter seiner Maschine und war dem heißen Atem des Monsters ausgeliefert. Destiny war in einiger Entfernung zum Halten gekommen, um sich zu sammeln. Erst jetzt erkannte sie das gesamte Ausmaß ihrer Gegner. Eine ganze Horde dieser Viecher, an deren Namen sich Destiny nicht erinnern konnte, standen zwischen ihnen und ihrem Ziel. Zusätzlich hatte ihr Ausweichmanöver ordentlich Staub aufgewirbelt. Wo Angeal steckte konnte sie nicht erkennen.
„Dann also nur wir zwei", murmelte Destiny. Ihre Stimmung hatte sich innerhalb von Sekunden um 180 Grad gedreht. Die anfängliche Euphorie war kühler Konzentration und Ärger gewichen, die in ihren Adern brodelte. Um sich einen Schlachtplan auszudenken blieb ihr keine Zeit. Angeal würde allein klar kommen.
Bei Zack war sie sich da nicht so sicher.Entschlossen gab sie Gas und raste haarscharf an Zacks am Boden liegender Maschine vorbei und pflückte Zack dabei darunter hervor. Der protestierte lauthals gegen ihren groben Griff an seiner Uniform und weil sie ihn am Kragen gepackt hatte. „Halt verdammt nochmal die Klappe, oder willst du, das sie uns überrennen?", zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Als sie sicher war, weit genug von der Horde entfernt zu sein, hielt sie an und ließ ihn los. „Was war das denn?", fragte Zack, der sich das offenbar schmerzende Bein rieb. „Die Rettung vor dem sicheren Tod, du Idiot", gab Destiny gereizt zurück.
Die Rothaarige stellte ihr Motorrad ab und dehnte ihre Arme. Zack erkannte was sie vorhatte: „Warte, wo ist Angeal?", wollte der Welpe alarmiert wissen, während er sich aufrappelte. „Der ist im ersten Rang, der kommt schon alleine klar", erwiderte Destiny, als sie ihr Breitschwert von ihrem Rücken zog. Was würde sie jetzt für ihre Seelenretter geben? Mit ihnen konnte sie deutlich schneller zuschlagen. Sie sah ihn auffordernd an: „Komm jetzt." Zack, der offenbar keine Befehle von einer Zweiten annehmen wollte, protestierte: „Ich bin auch im ersten Rang und..."„Du kommst aber nicht alleine klar", unterbrach Destiny ihn wütend. Sie sah ihn mit einem Blick an, den sie sonst nur für diejenigen übrig hatte, die sich ihr in den Weg stellten, wenn sie als Schatten eine Mission für Avalanche auszuführen hatte.
Ihre blauen Augen schienen Funken zu sprühen und der Schwarzhaarige erzitterte unter ihrem Blick, der so viel Härte und Entschlossenheit ausstrahlte, den er bereits einmal gesehen hatte. In den Augen des maskierten Avalanchemitglieds, das mit dem blonden Soldaten den Reaktor angegriffen hatte.
Ohne auf eine Antwort von Zack zu warten, drehte Destiny sich um und warf sich in den Kampf gegen die Monsterhorde. Ihre Klinge fuhr wie durch Butter durch die sich windenden Leiber. Das Feuer, das sie ihr entgegen brachten, störte sie nicht. Sei es wegen Zacks Dummheit, oder weil die Viecher ihr ein paar fette Kratzer in ihr Motorrad gemacht hatten. Ihr Verstand war in den hinteren Teil ihres Bewusstseins gerutscht und lief nur auf Stand-By. Ihre Konzentration lag auf dem Kampf.
Mit einer eleganten Drehung wich sie einem Feuerball aus und spießte das Vieh, das es darauf angelegt hatte, auf ihrem Schwert auf. In einem kurzen Moment der Ablenkung warf sie einen Blick nach hinten und stellte fest, das auch Zack sich am Ende für den Angriff entschieden hatte. Jedoch war er weit hinter ihr zurückgeblieben. Sie stand inmitten der Horde, er dagegen befand sich am Rand und immer noch kein Zeichen von Angeal. Alles um sie herum befand sich in einer dichten Staubwolke.
Nach einigen weiteren schweißtreibenden Minuten hörte Destiny Angeals Stimme. Sie kam von der anderen Seite der Horde und klang nur undeutlich zu ihr hinüber. Sie meinte dennoch einen derben Fluch herauszuhören. 'Nicht das sie ihn gerade grillen', schoss es ihr durch den Kopf. 'Allerdings...' , in ihren Gedanken nahm ein Plan Gestalt an. Mit Zack auf der einen und Angeal auf der anderen Seite sollte es ein leichtes sein einen von ihnen wenigstens solange auszuknocken, dass sie fliehen könnte. Wenn sie es nicht tat, könnten sie sie aufspüren bevor sie Midgar erreichte. Sie konnte sich nicht sicher sein, dass sie mit ihrem Motorrad tatsächlich so viel schneller war, als die anderen Soldaten und sie durfte sie auf keinen Fall zu Avalanche führen. Sie konnte sich jedoch sicher sein, dass auch der andere hierbleiben würde, wenn der eine verletzt war. Zuerst musste sie jedoch die Feuerviecher loswerden, sonst würde nämlich nicht einmal sie hier wegkommen.
Es dauerte gefühlte Stunden, bis auch das letzte Monster ihrem Schwert zum Opfer gefallen war und der Staub sich langsam legte. Destiny ging in die Richtung, in der sie Zack vermutete. Während des Kampfes hatte sie mehrfach die Orientierung verloren und konnte nur erahnen, wo der schwarzhaarige Soldat sich gerade aufhielt. Zum Glück stand sie nach wenigen Sekunden neben ihm, der auf dem Boden hockte und schwer atmete. Der Staub hatte sich gelegt. In einiger Entfernung erkannte sie Angeal, der sich den Staub von der Uniform klopfte. Er schien unverletzt. „Wir habens geschafft", keuchte Zack neben ihr. „Ja", stimmte sie tonlos zu. Ihre Hand verkrampfte sich um den Schwertgriff. 'Jetzt oder nie. Angeal ist weit genug weg. Er kann mich nicht aufhalten', dachte sie.
„Tut mir leid Zack", murmelte Destiny, „Ist nichts persönliches." Eine Welle von Schuldgefühlen überrollte sie. Sie hatte ihn echt lieb gewonnen. Zack drehte den Kopf zu ihr hoch und öffnete den Mund zu einer Frage, doch da donnerte sie ihm schon den Knauf ihres Schwertes gegen die Schläfe. Ein erstickter Laut kam ihm noch über die Lippen, bevor er bewusstlos in den Staub fiel.
Destiny fiel das Schwert aus der Hand, als hätte sie sich daran verbrannt. „Es tut mir leid", hauchte sie leise, dann drehte sie sich um und erblickte Angeal, der sie entsetzt anstarrte. Er brüllte etwas, doch das Rauschen des Blutes in ihren Ohren übertönte es. Wie von allein setzten ihre Beine sich zu ihrem Motorrad in Bewegung. Die schweren Schritte hinter ihr sagten ihr, das Angeal auf sie zu rannte, sie wahrscheinlich bald erreicht hatte.
Destiny schwang sich auf ihre Maschine und sah ein letztes Mal zurück. Der stämmige Erste hockte neben Zack am Boden und sah sie an, Unverständnis, aber auch Erkenntnis in den Augen. Wahrscheinlich verstand er jetzt, was sie ihm in ihrem Gespräch gesagt hatte und das sie ihn angelogen hatte, mehrfach. Destiny schenkte ihm einen letzten traurigen Blick und gab Gas.
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Schatten über ShinRa
FanfictionFür ihre Freunde ist Destiny Calev bereit hohe Risiken einzugehen. Aus diesem Grund schließt sich die junge Frau SOLDAT an, um für Avalanche zu spionieren. Hin und Her gerissen zwischen der Treue zu ihren Freunden und ihrem natürlichen Pflichtbewuss...