CN: Gedanken an Tod, Angst, Waffen
Hinter der Bühne konnten sie die Interviews auf einem Fernseher mitverfolgen.
Yorick schien gut anzukommen mit seiner Stärke, das wunderte Mel nicht. Die Karrieros beeindruckten häufig durch ihr Kampfgeschick und dieses Jahr war er eindeutig der größte und begabteste von den Dreien.
Er antwortete nicht wirklich geistreich auf Cenhelms Fragen, dafür zeigte er durch sein gesamtes Auftreten, wie bereit er für die Spiele war. Er wies auf seine Schwert- und Speerkünste hin und gewann das Publikum mit Drohungen gegen seine Gegner. Mel schauderte. Sie war sich nicht sicher, wie viel Yorick ernst meinte, wie viel er bereit war, zu tun und was er nur sagte, um gut anzukommen.
Auch Davina war recht beliebt, wenn sie auch weniger durch Stärke als durch blutrünstige Ausrufe Eindruck schindete.
"Mir macht das nichts aus, ich bin sowas von bereit dazu, ein paar Wunden zu schlagen.", sagte sie gerade, als ein Mann Edda nach vorne winkte. "Du bist gleich dran. Mach dich bereit."
Hektisch drehte Edda sich um, schaute kurz zu Mel und ging dann in Richtung Bühne, auf der Cenhelm gerade Davina verabschiedete.
Die Nervosität von Mel wurde immer stärker. Im Kopf ging sie noch ein paar der Antworten durch, die sie für Standardfragen geübt hatte. Bitte, es musste alles gut gehen! Sie brauchte dieses Interview dringend für Sponsoren! Sie biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Sie fühlte sich angespannt, gleichzeitig aber so, als ob ihre Beine gleich nachgeben würden. Sie ließ ihre Hände wieder locker, aber sie zitterten und deshalb ballte sie sie lieber wieder zusammen.
Ihr Blick wanderte zum Bildschirm. Verdammt! Jetzt hatte sie bestimmt die Hälfte von Eddas Interview verpasst. Cenhelm fragte sie gerade, ob sie neue Fähigkeiten gelernt hatte, die ihr helfen würden.
"Durchaus, das Training war eine tolle Chance, mich zu verbessern.", erwiderte sie. Versuchte sie, die Sympathien der Leute durch Nettigkeit zu gewinnen?
"Und was genau hast du gelernt? Kannst du uns ein Beispiel geben?"
"Ich kann Messer werfen" Gut, sie zeigt ihre Stärken., dachte Mel. "Und auch besser Knoten machen und Pflanzen erkennen."
"Das ist sicher gut. Aber nun mal zu etwas anderem...", sagte Cenhelm und blickte erst in das Publikum und dann in Eddas Gesicht.
"Dein Leben in Distrikt Drei ist sicher interessant, oder? Möchtest du etwas davon erzählen?"
Edda lächelte. "Oh ja, das ist es. Ich lerne jeden Tag Neues über die Technik, die wir produzieren."
"Und privat? Wie sieht es mit deiner Familie aus? Und hast du einen Freund?", fragte Cenhelm, offenbar darum bemüht, Antworten zu bekommen, die für das Publikum interessant waren.
"Ich habe einen jüngeren Bruder, wir sind fast immer zusammen. Oft sitzen wir in unserem Hof und ich spiele mit ihm oder lese ihm etwas vor. Er liebt Geschichten." Dann lächelte sie erneut und kicherte leicht. "Und nein, einen Freund habe ich nicht."
Mel war gleichermaßen beeindruckt wie erstaunt. Sie wusste nicht, ob sie es so einfach fertigbringen würde, von ihrem Zuhause und ihrer Familie zu erzählen. Sie hatte zu große Angst, dass sie anfangen würde zu weinen.
Auf dem Fernseher beobachtete sie, wie der Moderator Edda wieder verabschiedete, sie von der Bühne ging und der Nächste angekündigt wurde. Obwohl sie sich auf die Antworten der anderen konzentrieren wollte, schweiften ihre Gedanken schon wieder ab.
Sie wiederholte noch einmal die auswendig gelernten Sätze auf typische Fragen, die Cecelia ihr gestellt hatte und versuchte krampfhaft, nicht nervös zu sein, was aber eher das Gegenteil bewirkte.Ehe sie sich versah, wurde schon Distrikt Sieben aufgerufen.
Oh Gott, gleich bin ich dran!
Vor lauter Aufregung bekam Mel kein Wort von dem mit, was Edric erzählte. Plötzlich stand der Mann neben ihr, der auch schon die anderen direkt hinter die Bühne begleitet hatte, nahm ihren Arm und führte sie durch eine Tür. Hastig strich sie sich einige lose Haarsträhnen hinters Ohr, während draußen Applaus aufbrandete.
"Los!", flüsterte der Mann und gab ihr einen kleinen Schubser gegen den Rücken. Mit dem Gefühl, dass ihre Beine gleich nachgeben würden, schritt sie auf die Bühne, hinein in das grelle Licht.
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Die 100. Hungerspiele: Täuschende Hoffnung
FanficWas wäre, wenn Katniss nie mit Peeta die 74. Spiele gewonnen hätte? Was wäre, wenn es die Hungerspiele immer noch gäbe? Eine mit Gefahren gespickte Arena, tödliche Gegner aus elf Distrikten und nur ein lebender Sieger am Ende: All das steht Mel, ein...