Ich schreckte hoch, also eigentlich schlug ich nur meine Augen auf. Ich schaute mich um, zuerst sah ich nur verschwommen. Ich blinzelte einige Male, begann schärfer zu sehen, doch mehr als Weiss sah ich eigentlich nicht. Wo zum Teufel war ich?
«Lexa! Du bist wach!» Ich erkannte diese Stimme. «Mama...wo bin ich?» Ich drehte meinen Kopf zu meiner Mutter. Sie sass am Bettrand auf welchem ich lag. Die weisse Bettwäsche wurde dadurch zerknittert, doch sie sah sowieso schon lange gebraucht aus.
«Schatz, du bist im Krankenhaus. Weisst du denn noch etwas?» Sie sah mich unsicher an und hielt meine linke Hand fest. Erst jetzt fiel mir das Piepen der Maschinen auf an denen ich mit Schläuchen angeschlossen war. Ich bekam Panik, was war geschehen? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. «Shh, alles gut Schatz. Du bist gestern Morgen bei der Stallarbeit zusammengebrochen. Kyle hat dich gefunden weil er mit dir was unternehmen wollte. Er hat sofort den Krankenwagen gerufen und Nora geholt. Anscheinend warst du körperlich einfach überstrapaziert und du bist zusammengeklappt. Du warst nicht wirklich im Koma, bist aber bis jetzt bewusstlos gewesen. Die Ärzte haben es mir versucht zu erklären, doch du weisst, manchmal habe ich ein Sieb im Hirn...» Meine Mutter sah mich aufmunternd an und ich schaute auf die Uhr, die oberhalb der Zimmertür hing. «Aber ich hätte heute Schule gehabt!» Ich schluckte, warum begann gerade alles so schlimm? Wer kümmerte sich überhaupt um meine Pferde? «Keine Sorge Lexa, ich habe alles geklärt, sie wissen das du im Krankenhaus bist. Und deine Freundinnen waren so lieb und haben sich um den Stall gekümmert. Ich weiss das dir das gerade auf der Zunge lag.» Ich musste lächeln. Meine Mutter kannte mich einfach zu gut. Ich richtete mich ein wenig auf und sah meine Mutter an. Ein Blick von mir den ich selbst nicht wirklich kannte. So hilflos. «Wann kann ich wieder raus?» Ich hoffte bald. «Und...sind die Pensionspferde angekommen gestern? Eclipse und Stormy wurden abgeholt?» Ich war komplett aus dem Konzept, doch nach und nach kamen Erinnerungen und Verpflichtungen zurück, die mich sofort wieder aufwühlten und ich so viel in meinem Kopf hatte. «Lexa, schalt einen Gang runter! Es ist alles erledigt worden was erledigt werden sollte. Zum Glück schreibst du alles in deine Agenda, so hatten wir nicht wirklich Probleme uns um alles zu kümmern.» Sie machte eine Pause und ich liess mich erleichtert zurück ins Kissen sinken. «Der Arzt sagt, du sollst ein paar Tage ruhen und dich nicht geistig überlasten. Du kannst heute schon wieder mit nach Hause kommen. Bleib hier liegen, ich hole deinen Arzt.» Meine Mutter stand auf und mit einem Blick zurück, verliess sie das Krankenhauszimmer.
«So Lexa, wie geht es Ihnen?» Ein grau-haariger Mann mit weissem Arztkittel kam hinter meiner Mutter ins Zimmer getreten. Meine Mutter setzte sich auf einen der zwei Zimmerstühle und schaute zu mir rüber, ich schaute zu meinem Arzt und versuchte sein Namensschild zu identifizieren. «Tut mir leid, ich bin Dr. Dralik.» «Mir geht es entsprechend gut. Ein wenig müde, aber fit genug um nach Hause gehen zu können. Bitte lassen sie mich gehen, ich muss mich um die Pferde kümmern.» Ich sah flehend zu Dr. Dralik hoch, dieser zog eine Augenbraue hoch und sah mich streng an. «Ich denke, deine Eltern haben dich gewarnt, dass es nicht einfach sein wird eine Prinzessin zu sein. Aber ich bin erstaunt, dass du ohne Prinzessinenaufträge, soweit deine Mutter mir erzählt hat, so geistig und körperlich überbelastet warst. Aber deine Pferde werden wohl den Hauptgrund sein. Schau Lexa, ich würde dich ungern zwingen hier zu bleiben, aber wenn du mir nicht versprichst, einen Gang runter zu schalten, muss ich dich hier behalten bis du wieder vollkommen gesund bist und ich weiss nicht wie lange dass das dauern würde.» Dr. Dralik sah mich streng an, aber in seinem Ausdruck lag Sorge um meine Gesundheit. Ich konnte es ihm nicht verübeln, ich hatte wirklich viel los, ich dachte jedoch nicht, dass mich das so mitnehmen würde. «Ich werde mich zurückhalten, versprochen.» «Okay. Dann lasse ich dich gehen, ich will dich nächste Woche nicht wieder hier haben wegen einem Zusammenbruch, okay?» Er sah amüsiert zu mir und trat einen Schritt weg vom Bett. «Nein, ich gebe mir Mühe, dass ich erst in zwei Wochen wieder hier lande.» Ich begann zu lachen, das musste ich jetzt einfach sagen. Dr. Dralik merkte, dass ich es als Spass gesagt hatte, grinste und verliess mit einer Handbewegung das Zimmer. «Lexa Schatz, das war jetzt echt waghalsig.» Meine Mutter sah mich amüsiert an, packte eine Tasche zusammen und reichte mir ein T-Shirt und eine Hose, die ich mir anziehen konnte. Schliesslich hatte ich noch immer diesen hässlichen Krankenhauspjyama an.
«Ich bin Startklar. Wo ist mein Handy?» Ich kam umgezogen aus dem Badezimmer und schaute zu meiner Mutter die an der Tür angelehnt wartete. «Das ist Zuhause. Wir haben es in dein Zimmer gelegt um es zu vermeiden das es verloren gehen würde.» Sie öffnete die Tür und liess mich raustreten.
«Halten sie Sorge Lexa! Schönen Abend euch.» Dr. Dralik wartete an der Rezeption auf uns da er noch eine Unterschrift von meiner Mutter brauchte. Jetzt konnten wir endlich aus diesem Gebäude raus, ich hasste Krankenhäuser. Die frische Luft schlug mir wie ein Hammer gegen das Gesicht. Obwohl es schon Abend war, war die Luft noch warm und ich hatte schon nach kurzer Zeit heiss mit der langen Hose. Zum Glück mussten wir nicht lange zum Auto laufen und als der Motor lief, schaltete ich sofort die Klimaanlage an.
Zuhause stieg ich aus und ohne meiner Mutter zuzuhören, die mir irgendetwas von wegen ausruhen im Zimmer nachrief, lief ich sofort zu meinem Stall und öffnete das Tor. Es war geschätzt 18.00 Uhr da die Pferde ihr Heu mümmelten, aber noch kein Kraftfutter hatten. Ich streichelte Cash und Pirouge die Köpfe und folgte einem Geräusch zu den Sattelschränken. Lächelnd blieb ich an Cash's Sattelschrank stehen und beobachtete wie Kyle bei Piaggio's Schrank alle Sachen herauskramte. «Soll ich dir helfen?» Erschrocken schlug er seinen Kopf fast an den Schrank als er sich zu mir drehte. «Du bist wach!» «Gut gesehen.» «Wir haben uns heute um die Pferde gekümmert, nur bewegt worden sind sie nicht, wir dachten uns, dass dies nicht so schlimm ist, wenn sie einen Tag nicht bewegt werden. Gestern haben wir alle bewegt, also keine Sorge.» Er kratzte sich schuldbewusst am Hinterkopf, lächelte aber dennoch. Ich nickte und gab ihm einen langen Kuss. Das hatte ich wirklich vermisst während ich bewusstlos war! Nachdem wir uns gelöst hatten, öffnete ich den Schrank neben Kyle, den von Nostalgie. Ich nahm mir Gamaschen, Schabracke, Sattel und Zaumzeug und brachte es an den Putzplatz im Stall. Danach holte ich die Putzkiste von der schwarzen Stute und zum Schluss holte ich gleichzeitig wie Kyle, die Stute aus ihrer Box.
«Du hast Reitstunde oder?» Ich begann die Hufe auszukratzen. «Ja, Philipp ist was am Vorbereiten. Solltest du dich nicht lieber ausruhen? Du warst einen Tag lang bewusstlos.» Kyle war gerade dabei die Mähne von seinem Wallach zu bürsten, sah aber trotzdem kurz besorgt zu mir rüber. «Eigentlich schon, aber mir geht es wirklich gut!» Ich schaute Kyle mit einem Blick an, dass er mir nicht mehr widersprechen wollte. Siegessicher grinste ich und putzte Nostalgie weiter. Nostalgie hatte ich wirklich schnell geputzt und gesattelt, dann holte ich Eclipse die einen super Eindruck machte und band sie an den letzten Solariumplatz. Sie bürstete ich ebenfalls schnell durch und zog ihr Gamaschen an. «Gehst du mit beiden?» Kyle hatte Piaggio gerade aufgezäumt und führte ihn zum Ausgang des Stalls. «Ja, ich nehme Eclipse an die Hand. Ich versuche noch so viele Pferde wie möglich zu bewegen, es ist sicher schon 18.30 Uhr. Keine Ahnung wie es funktioniert aber ich probiere es mal aus.» Ich lachte und zäumte Nostalgie auf. Kyle verschwand mit Piaggio und ich folgte mit den beiden Stuten. Draussen stieg ich auf Nostalgie's Rücken und ritt los.
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Das Leben ist kein Ponyhof
Novela JuvenilMan man man. Ich dachte in meinem Leben wäre alles normal. Zumindest für eine 15-jährige. Wie jeder in meinem Alter eine Lehrstelle suchen und finden, die Schule hassen obwohl jeder weiss das es viel besser ist als zu arbeiten, den Träumen nachjagen...