Turniertime

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Piip piip piiip
Stöhnend schaltete ich den Wecker aus und streckte meine Arme. Kyle schlief noch immer da er den Wecker nie hörte und da er mir draussen nicht eine so grosse Hilfe war, liess ich ihn noch schlafen. Ich machte mich leise fertig und zog über meine Turnierkleidung den Trainer an da es sowieso kalt war.
Unten frühstückte ich schnell und lief dann mit meinen Turnierreitstiefel, Turnierreithelm, Handschuhen und Jackett nach draussen zum Auto. Ich lud alles in den Kofferraum und holte noch meine Sporen und eine Springgerte.
"Guten Morgen Tina. Wie geht es dir?" Ich hielt inne als ich den Sattelschrank von Laskarino ausräumen wollte und drehte mich zu Tina um, die gerade vorbeilief. "Morgen Lexa. Mir geht's ganz gut, heute ein bisschen müde. Bist du schon aufgeregt?" Sie blieb stehen und schaute auf meinen Trainer. "Es geht, eigentlich habe ich ein gutes Gefühl. Sorry das ich nicht mithelfen kann..." "Kein Ding. Ich werde wahrscheinlich Überstunden machen, aber das ist nicht schlimm oder?" Sie sah mich unsicher an. "Nein alles gut. Du kannst dann mal früher nach Hause gehen. Ich muss jetzt weiter packen." Ich drehte mich wieder zum Schrank und nahm den Sattel und die Trense in die Hand und brachte es in den Anhänger. Danach holte ich Pirouge's Sattel und Zaum und verstaute diesen ebenfalls im Anhänger. Zum Schluss holte ich die beiden Turnieroutfits, bestehend aus einer Mintschabracke, Gamaschen und Streichkappen und einem hellgrauen Set. Ich brachte es in den Anhänger und ging nochmals alles durch. Am Ende lud ich ein Ersatzhalfter ein, zwei Extra Stricke, einen Wassereimer, Putzzeug, Einflechtset, Karotten, Ersatzdecken, Heunetz mit frisch gefülltem Heu und zwei Schwämme. Ich schloss die Tür zur Sattelkammer im Anhänger und öffnete die Anhängerrampe. Es war noch immer eingestreut von letztes Mal und sah noch sauber aus weshalb ich es so liess. Nun mussten nur noch die Pferde rein und dann waren wir Startklar.

Guten Morgen. Es ist jetzt 6.30 Uhr und meine Mädels kommen erst in einer halben Stunde. Es ist schon alles eingeladen ausser die Pferde und auch sonst ist eigentlich alles gemacht. Ich bin aufgeregt aber nicht nervös, ich habe ein gutes Gefühl da beide diese Woche super liefen. Ich werde mir zuerst Laskarino schnappen und ihn putzen und versuchen seine Mistflecken aus dem Fell zu waschen. Danach mache ich Pirouge fertig und dann müssen wir sicher auch schon los. Um 8.30 Uhr sollten wir dort sein weil das Turnier startet um 9.30 Uhr. Ich habe die Startliste noch gar nicht angeschaut weil auch der Parcours erst um 9.15 freigegeben wird. Jetzt beginnt gleich das E-Springen und nachher kommt das A*-Springen. Ich starte im A** wie ihr wisst. Übrigens habe ich auch die Fragen fürs Q&A schon ins Auto gepackt und somit habe ich glaube wirklich alles...

Ich holte Laskarino aus der Box und stellte ihn unters Solarium damit ich seine Decke ausziehen konnte. Zwar hatte ich hier keinen Wasseranschluss aber das konnte ich auch zum Schluss draussen machen. Ich begann seine Hufe auszukratzen und seine Mähne zu kämmen. Den Schweif liess ich noch da ich ihn eventuell noch waschen werde.
Nach dem Putzen waren die meisten Mistflecken fast verschwunden aber noch nicht alle. Deshalb füllte ich mir einen Eimer mit Wasser und begann mit einem Schwamm die Flecken unter dem Solarium wegzubekommen. Das funktionierte erstaunlich gut und zum Schluss kämmte ich noch den Schweif da ich keine Zeit mehr hatte ihn zu waschen. Ich holte Pirouge, band ihn am Solarium gegenüber an und putzte auch ihn gründlich durch. Bei ihm musste ich nur einen Mistfleck auswaschen, sonst war er erstaunlich sauber. 
"Guten Morgen!" April und Stella kamen gut gelaunt in den Hauptstall da ich Laskarino hier hin gestellt hatte. Ich begrüsste beide so gut es eben ging da ich gerade Laskarino's Mähne am einflechten war. Stella begann sofort bei Pirouge's Mähne und April durfte mich ablösen damit ich Kyle wecken gehen konnte. 
"Schatz wir müssen bald los. Mach dich fertig!" Ich küsste ihn lieblich wach und zog ihn mit mir aus dem Bett. Er grummelte ein wenig, machte sich dann aber selbst fertig. Ich liess ihn allein und grüsste Philipp auf dem Weg nach draussen. Er sass noch gemütlich in der Küche und schlürfte seinen schwarzen Kaffee. Zurück im Stall war die Mähne von Laskarino fast fertig und die von Pirouge war auch schon gut vorwärts gekommen. Da ich keine Arbeit mehr hatte, half ich Tina beim Ausmisten bis wir losfahren mussten. 
"Laski geh schon rein!" Ungeduldig nahm ich den zweiten Anlauf und dieses Mal klappte es ohne Probleme. Der Hengst drehte sich im Anhänger und ich schloss das Zwischenseil und stiess dann mit Kyle die Rampe hoch. Philipp hatte den Motor und die Heizung schon laufen und die beiden Mädels sassen schon drinnen und wärmten sich auf. Ich schaute nochmals ob beide Decken der Pferde sassen und setzte mich dann vorne ins Auto. "Kann jemand schauen wann ich dran bin?" Ich drehte mich im Sitz nach hinten und Stella kramte sofort ihr Handy heraus. "Mit Pirouge 7. Starterin und mit Laskarino 39. Starterin." Stella steckte ihr Handy wieder weg und ich nickte gelassen. 
Am Turnier öffneten wir die Rampe, liessen aber die Pferde drinnen stehen und liefen in die Turnierreithalle. Gerade war das A*-Springen am laufen und es war interessant mit an zu sehen. Philipp gab mir noch einige Tipps und als es gegen die letzten 10 Starter ging, liefen wir alle zurück zum Anhänger um Pirouge fertig zu machen. Stella hielt in dieser Zeit Laskarino fest während ich Pirouge von hinten ablud. Stella stellte dann Laskarino wieder rein der wieder wie ein Musterschüler reinging. Ich zog dem Wallach seine Winterdecke ab und sattelte ihn während Stella die Gamaschen befestigte und April die Streichkappen des hellgrauen Sets. Kyle und Philipp standen daneben und unterhielten sich über die letzte Reitstunde von Kyle und Piaggio. "April komm her!" Ich rief die rothaarige zu mir in den Abreiteplatz. April blieb neben mir stehen und hielt die Zügel fest während ich abstieg. "Führ ihn im Schritt weiter, ich komme nach dem Ablaufen wieder." Ich ging mit Philipp in die Reithalle um den Parcours abzulaufen. Stella und Kyle hatten sich schon einen Platz hinter der Glasscheibe gesichert. Stella würde nachher noch mit April den Platz wechseln um gute Bilder zu machen, aber da sie jetzt noch kalt hatte, wärmte sie sich erst auf. 
"Hier nach der Kombi musst du gleich zurück nehmen und mit 5 kleinen oder 4 grossen zur 6 hin. Mit Pirouge würde ich kleine nehmen und mit Laskarino dann grosse, aber entscheide es kurzfristig. Bei der gebogenen von 7 zu 8 musst du festhalten damit es 6 werden. 7 sind zu eng und 5 zu gross." Philipp ging nochmals schnell die schwierigen Stellen durch und dann liefen wir zurück zum Abreiteplatz wo uns auch schon die erste Teilnehmerin entgegen ritt. 
"Jetzt sehen wir Lexa Sommer auf Pirouge de Sable. Abstammung ist..." Ich schaltete meine Gehör aus und konzentrierte mich auf das erste Hindernis. Ich trabte mit ihm durch den Parcours und zeigte ihm gruselige Hindernisse. Als die Startglocke ertönte, atmete ich nochmals tief ein und aus und galoppierte auf linker Hand an. Ich schlängelte durch die Hindernisse durch und ritt mit gutem Tempo auf den ersten Steil zu. Mit einer guten Distanz flogen wir über das Hindernis und ich wendete meinen Blick gleich nach links zum zweiten Hindernis. Eine scharfe Linkskurve über einen gross gebauten Oxer, auch hier kamen wir passend. Wir landeten im falschen Galopp und ich wechselte in den Rechtsgalopp während ich die Wendung nach rechts einleitete und zum Hindernis Nummer 3 schaute. Pirouge legte die Ohren an, stampfte mit den Hufen krass in den Sand und hob sich vom Boden ab. Wir kamen zwar viel zu gross doch der Fuchswallach schmiss die Stange nicht. Er schlug kurz mit dem Kopf hoch weil er es wohl auch nicht so toll fand. Ich setzte mich wieder tief in den Sattel und schaute zum 4. Hindernis. Es war ein längerer Weg und ich hatte genug Zeit um ihn auf den Oxer vorzubereiten. Er stiess vom Boden ab, ich lehnte mich nach vorne und ging in der Bewegung mit. Ohne Fehler überwanden wir den Sprung und es kam eine scharfe Linkswendung zur Kombination. Einsprung Steil, wir kamen passend. 1 Galoppsprung, Oxer Aussprung. Wir kamen dicht, aber Pirouge hob die Beine hoch und streifte die Stange nur leicht. Ich setzte mich nach der Landung gleich tief in den Sattel, nahm die Zügel kürzer und zählte in Gedanken die 5 Galoppsprünge ab. Mit einem super Tempo und einer passenden Distanz flogen wir über den Steilsprung und gingen in einer Rechtskurve weiter zu Sprung 7. Ein weit gebauter Oxer mit der gebogenen Distanz zu Sprung 8. Wir kamen dicht, aber auch jetzt rettete mich der Wallach wieder, quittierte es aber mit einem Aussetzer im Galopp nach dem Sprung und einem kleinen Ausschlagen der Hinterbeine. Ich touchierte ihn leicht mit der Springgerte und fokussierte den vorletzten Sprung. 4...5...6...und Sprung. Wir sprangen passend ab und landeten auf der anderen Seite ohne Abwurf. Ich strich mit der linken Hand kurz über seinen Hals und trieb ihn an da er langsamer wurde. Es war noch nicht vorbei. Ich fixierte den letzten Oxer, gab nochmals einen kleinen Impuls und liess die Distanz auf uns zu kommen. Es passte und ich ging fliegend in der Bewegung mit. Wir galoppierten durchs Ziel und ich liess die Zügel aus der Hand und klopfte den Hals des Wallachs. "Das war eine Nullfehlerrunde in einer Zeit von 76.58 Sekunden von Lexa Sommer." Ich klopfte, während ich aus der Halle ritt, weiterhin den Hals von Pirouge und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Draussen gab ihm Stella ein Leckerli und begleitete mich und Philipp der auf der anderen Seite lief zum Anhänger. Auf dem Weg gabelten wir noch April und Kyle auf die mir gratulierten für die tolle Runde. 
"Warum hat er nach Sprung 7 ausgeschlagen?" Kyle sah mich fragend an. Wir hatten Pirouge in den Anhänger zurück gestellt und machten jetzt Laskarino zum Aufwärmen fertig. "Weil wir zu dicht kamen. Aber allgemein lief er richtig gut und das war unser erstes Hallenturnier! Ich bin so stolz auf ihn!" Ich strahlte noch immer. Mit Philipp hatte ich noch nicht über den Ritt geredet, aber wir werden wohl früh genug darauf zurück kommen. 
"Lexa? Kyle, April und ich gehen wieder in die Reithalle. Ich komm dann kurz vor deinem Start runter." Stella sah mich an und während ich noch nickte, lief sie mit Kyle und April im Schlepptau weg. 
"Wie fandst du die Runde?" Philipp lief neben mir auf dem Abreiteplatz warm und schaute zu mir hoch. "Die meisten Sprünge waren gut. Nach Sprung zwei war der falsche Galopp drinnen und da alles auf einmal kam, hat Pirouge kurz gezickt aber war noch gut händelbar. Nach dem Sprung hatte er dann kurz einen Aussetzer mit dem Kopf hochschlagen aber als ich tief in den Sattel sass, war alles wieder gut. Das nach Sprung 7 war einfach weil wir zu dicht kamen aber auch das löste ich meiner Meinung nach gut." Ich versuchte alles gut zu schildern und war über mein Verhalten stolz. Ich hätte auch komplett in einer Stresssituation landen können wie immer in den letzten L-Springen. "Ich fand es auch sehr gut gelöst von dir. Es war bis jetzt das beste Turnier von dir, auch mit den kleinen Patzer." Meine, von der Kälte, roten Wangen wurden noch röter von dem Lob und ich sank den Blick auf Laskarino's Hals. 
"Jetzt sehen wir zum zweiten Mal Lexa Sommer, aber auf Laskarino R5..." Der Richter redete noch was über Abstammung und so weiter aber auch jetzt war ich wieder komplett auf den ersten Sprung fixiert und zeigte dem Hengst noch ein paar der Hindernisse. Ich merkte schon jetzt das er ziemlich viel Energie hatte. Als die Startglocke ertönte, galoppierte ich an aber zuerst musste natürlich ein riesen Bocksprung kommen, der mich fast aus dem Sattel kutschierte. Ich setzte mich tief in den Sattel, nahm die Zügel gleich noch kürzer und hielt die Beine dran. Ich fixierte meinen Blick auf den ersten Sprung und trieb den Hengst vorwärts. Er stockte und im letzten Moment sprang er noch viel zu dicht ab. Er schmiss die obere Stange mit den Vorderbeinen runter, die mit einem lauten Aufprall im Sand landeten. Ich trieb ihn stärker in die Linkskurve und bahnte ihn gerade zum Oxer den wir passend aber mit einem schnellen Tempo überwanden. Von jetzt an hatte er den Turbo drinnen und ich konnte ihn nicht mehr bremsen. Wir kamen schlitternd in die Rechtskurve und drohten am Sprung 3 vorbeizureiten, doch irgendwie schafften wir es schräg darüber zu springen und keine Stange zu schmeissen. Ich versuchte ihn mit Paraden zu verkürzen aber er wurde nur noch heisser und drückte sich mit seiner ganzen Kraft im Boden ab. Zum Glück war es der lange Weg zu Sprung 4 und wir kamen einigermassen gut über den Oxer. Doch die Linkskurve zur Kombi machten wir in einem solchen Tempo, dass es Glück war, dass wir nicht ausgerutscht sind. Die Stangen im Steil fielen als Laski kaum die Beine hob und auch der Aussprung war nicht wirklich durchgesprungen. Durch die Laute die die aufeinander fallenden Stangen machten, wurde der Hengst nervös und schlug mit dem Kopf wild um sich. Ich kam noch einigermassen gerade über Sprung 6, doch auch hier schmiss der Apfelschimmel die obere Stange des Steilsprungs. Weil ich es nicht einsah noch weiter zu springen und zu riskieren uns beide zu verletzten, machte ich eine Volte um ihn zu bremsen und kam irgendwann in den Trab und dann in den Schritt. Ich ritt zum Ausgang und hörte den Richter noch irgendetwas sagen, hatte aber keine Kraft mehr zuzuhören. Draussen sprang ich von seinem Rücken und liess ihm ein Leckerli von Stella geben. Dann führten wir ihn zum Anhänger zurück wo wir uns alle um ihn kümmerten. Wir nahmen nochmals Pirouge raus und stellten Laskarino zuerst rein da ich eventuell noch in der Siegerrunde mit reiten durfte. Im Moment war ich noch auf Rang 6. 
"Auf Rang 9 haben wir Lexa Sommer mit Null Fehler und einer Zeit von 76.58 Sekunden. Herzlichen Glückwunsch!" Ich trabte mit Pirouge nach vorne und streckte den Menschen die etwas brachten die Hand für die Glückwünsche hin. Pirouge bekam eine Schleife, meine Hände blieben leer da bei uns immer nur die ersten drei platzierten was bekommen. Als die Musik ertönte, galoppierten 12 Pferde durch die Halle und es war ein reines Chaos. Pirouge war eines der einzigen Pferde die seelenruhig an der Wand entlang galoppierten.

Das Leben ist kein PonyhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt