Das Leben ist kein Ponyhof

Schlachtpferde

Der Morgen ist schon wieder wie ein Schnelldurchlauf vergangen. Ich stand um 7.00 Uhr auf, machte mich fertig und ging dann in den Stall um die Pferdeeinteilung von mir und Philipp zu machen. Kurz darauf kam aber schon Tim mit seinem Pferd an, er ist ein neuer Einsteller. Nachdem ich Tim gezeigt hatte, wo er Apollon auf die Weide bringen konnte, zeigte ich ihm noch alles auf dem Gelände und auch Apollon's Box und Sattelkammer.
Danach bin ich drei Pferde geritten und dann kam Melanie mit ihren zwei Zuchtstuten. Eigentlich hätte sie gestern schon kommen sollen, hatte aber den weiten Weg nicht mit einberechnet und machte über die Nacht einen Zwischenstopp auf einer kleinen Ranch. Ihre zwei Stuten stellten wir zu Fee und die Eingliederung klappte super. Im Moment war ich am austesten in der Pferdeabteilung und im Moment stehen ein paar zusammen. Doch da ich heute sowieso noch ein Q&A drehen werde, werde ich diese Frage noch mit einbauen da sie ein paar gestellt haben. Nun stehe ich hier am Putzplatz und putze Vaya. Heute werde ich sie nur longieren und Morgen gehen wir eine entspannte Runde ins Gelände. Nach Vayana werde ich mit Nora zu einem Schlachthof fahren. Was wir da genau machen werde ich euch beim Q&A beantworten.

Ich legte das Handy weg und putzte Vayana fertig. Ich longierte sie nur mit Halfter und auch nur locker, sie genoss es mal nicht so wirklich zu arbeiten und sie hat super gut auf die Stimme gehört.
Nachdem Vaya wieder auf der Weide stand, rief ich nach meiner Grossmutter. Nora kam mit einer kleinen Tasche und führte mich zum Lkw. Ich sah Nora fragend an, sie zuckte jedoch nur mit den Schultern und stieg ein. "Ich dachte mir, das wir den Lkw auch mal wieder fahren müssen und evtl. nimmst du ja das ein oder andere Pferd gleich mit." Sie zuckte mit den Schultern und fuhr los, das Tor öffnete sie per Fernbedienung und dann ging es auf die 15 Minutige Fahrt. "Ich denke zwar eher nicht, aber okay." Was auch immer Nora irgendwie im Kopf hatte, würde wohl nicht wahr werden. Ich konnte mir schlecht vorstellen das es gute Pferde in einem Schlachthof gab, wer sollte ein gutes Pferd denn schlachten wollen?! Ich bekam Gänsehaut ab der Vorstellung, ich war allgemein total gegen das Schlachten von Pferden, es waren keine Essenstiere!
Am Hof angekommen, stiegen wir aus und suchten den Eingang zum Stall. Ich war überrascht wie gut er gepflegt war und wie gross die Boxen waren, ich dachte eher an eine schlechte Haltung. Sie hatten zwar nur ein kleines Fenster in der Box, doch immerhin besser als gar kein Licht. Ich konnte nicht genau erkennen wie viele Boxen es hatte da es um einen Ecken ging und es wohl noch weitere Boxen hatte. Die ersten drei Pferde an denen wir vorbeiliefen sahen eigentlich noch ziemlich gesund aus, doch ich wollte mir nichts darauf einbilden. Viel weiter kamen wir nicht, da wir von einem Mann aufgehalten wurden. "Wer seid ihr?" Er sah uns streng an, doch dann überlegte er einen Moment und entschuldigte sich. "Bist du Lexa?" Ich nickte und er führte uns in sein Büro. Er stellte sich als William vor und er war eigentlich ziemlich nett. Als wir uns setzten, gab er mir einen Stapel Papiere und fragte nach Kaffee. Nora stimmte sofort zu, ich entschied mich für ein Glas Wasser. In der Zwischenzeit blätterte ich durch die Papiere durch und stellte schnell fest das es einfache Dokumente über die hier stehenden Pferde waren. Eine Seite war über die Vorbesitzer, eine andere über die ganz allgemeine Lebensgeschichte, eine andere über Krankheiten im ganzen Leben und die letzte die jetzigen Probleme warum das Pferd geschlachtet werden soll. Bei einigen Pferden musste ich sagen, okay das Pferd wäre schmerzfreier wenn es getötet wird als wenn es mit Medikamenten vollgepumpt werden würde. Doch bei den meisten musste ich mir einfach an die Stirn hauen und mich fragen wie kalt Besitzer sein konnten. Ich machte zwei Stapel, einen für die Pferde die ich hier lassen würde und einen für die Pferde die ich mit zu mir nehmen würde. Insgesamt waren es 21 Pferde die hier standen, 9 davon werden weiterhin hier bleiben und alle anderen 12 würde ich zu mir nehmen. Ich gab den Stapel Blätter mit den Pferden die ich nicht haben wollte zurück, die die ich zu mir nehme behielt ich und besprach noch alles mit William. 
Ich war ganze 3 Stunden dort bis wir alles abgemacht hatten, unterschrieben hatten, Rechte angeschaut hatten und blablabla. Alles was halt dazugehörte, musste erst erledigt werden. Zum Schluss einigten wir uns auf den Preis der Pferde und Ponys, eine Diskussion war dabei nicht ausgeschlossen gewesen. Ich zahlte schlussendlich 43'000€ und das war ein guter Preis für Pferde die eigentlich hätten geschlachtet werden sollen. Ich bekam zu jedem Pferd ein Halfter und einen Strick da William selbst nichts von den Vorbesitzern mitbekam, ich musste dann wohl alles selbst einkaufen gehen. Mir gefiel es ziemlich gut mit ihm Geschäfte zu machen und ich wusste das es nicht das letzte Mal war, dass ich hier hin gekommen bin. 
Nachdem wir die ersten sechs Pferde eingeladen hatten, fuhren wir zurück nach Hause. Auf dem Weg telefonierte ich mit Philipp und sagte ihm, er solle so schnell es geht 12 Boxen vorbereiten in meinem Stall und da er zum Glück nicht am reiten war, liess er Wish am Putzplatz stehen und begann die Boxen vorzubereiten.
Als wir ankamen, war kurz vor 17.00 Uhr und Philipp half uns beim Ausladen. Wir brachten die sechs in ihre neuen Boxen und liessen Philipp dann wieder zu Wish gehen. Ich sah, als wir wieder zum Lkw liefen um die anderen sechs Pferde zu holen, das Ajla gerade auf dem Reitplatz war und Tanja ihre Stute gerade am Putzen war. 
"Schon wieder neue Pferde? Lexa, hast du nicht bald genug?" April stand bei Stormy als ich zwei Hengste der neuen Pferde in ihre Boxen bringen wollte. Ich hielt kurz an und lächelte schuldbewusst. "Es waren Schlachtpferde...ich musste sie einfach retten! Und ich wette mit dir das man sie noch für vieles benutzten kann, auch wenn sie im Moment eher heruntergekommen aussehen...das wird schon wieder." Ich gab April keine Zeit zum antworten und verschwand im Stall. Da mein Plan mit dem Reiten überhaupt nicht aufging, überredete ich April mir noch zu helfen und gab Philipp ebenfalls noch zwei Pferde zum bewegen, er durfte die Überstunden auch aufschreiben. Jetzt war es aber wirklich an der Zeit einen neuen Bereiter zu suchen, mir aber immer genaustens vorplanen was man mit den Pferden machen muss. 
Erst nach 20.00 Uhr wurde ich mit dem letzten Pferd fertig und verabschiedete mich von April. Dann ging ich ins Schloss und überliess Karen und Tina die letzten Stall Arbeiten. Philipp ging schon ein bisschen früher rein und hatte deswegen schon gegessen. Ich nahm mir noch die Resten die im Kühlschrank waren und ging nach dem Essen in mein Zimmer. Ich hatte noch Mails zu beantworten, ausserdem musste ich noch das Q&A drehen. Die Hälfte der Mails waren wegen Pferdeboxen denen ich auch zusagte, ich hatte also wieder ein paar vergeben, genaueres konnte ich gerade nicht abmachen, doch sie würden sich für mehr Informationen melden. Die anderen Mails waren Antworten zu meinen Anfragen auf die Pferde die ich damals nicht Probe geritten bin.