8

2.6K 135 5
                                    

Irgendetwas schien mit seinem Zeitgefühl nicht zu stimmen. Müsste sie nicht schon längst hier sein? Schon seit Stunden? Hatte sie ihn vergessen oder gar aufgegeben? Warum fraß sich dieser Gedanke so durch seinen Körper. Sie mochte ihn doch eh nie. Hatte immer nur brav den Auftrag des Alten ausgeführt. 

Warum störte ihn dieser Gedanke so dermaßen?

Da war das Geräusch. Die Tür wurde geöffnet. "Hallo Professor. Hier ist Harry. Harry Potter. Hermine sagt ich soll Ihnen diesen Trank geben." 

Er fühlte wie sein Kopf gehoben wurde und der ihm schon bekannte Trank seine Kehle hinab rann. Aber wo war Hermine. Wieso schickte sie Potter?

"Ich glaub ja nicht, dass sie uns hören. Aber ich musste Hermine versprechen mit ihnen zu reden. Sie glaubt fest daran sie könnten jeden Moment erwachen. Wenn sie mich hören können, dann bitte wachen sie auf. Mine braucht dringend eine Pause. Sie übernimmt sich jeden Tag mehr. Sie hat beim Aufbau von Hogwarts geholfen, sie braut die Tränke für sie und Poppy. Sie sitzt jeden Tag hier und lernt dann bis zum umfallen. Und das wortwörtlich. Sie ist heute morgen in der Küche zusammen geklappt. Im Moment liegt sie nur ein paar Zimmer weiter und macht sich weiterhin nur Sorgen um andere. Sorry aber ich gehe wieder zu Mine."

Kurz darauf hörte er die Tür und es wurde wieder still. Noch lange dachte Severus nach. Er hatte es als selbstverständlich gesehen, dass sie jeden Tag wieder kam. Etwas Normalität in seinen tristen Tagen.

Aber es war nicht selbstverständlich gewesen. Sie hatte keinen Grund zu kommen. Und doch tat sie es. Der Alte war tot. Er konnte keine Fäden mehr ziehen. Wie er Albus doch vermisste. Er hatte ihn immer im ungewissen gelassen. Und doch war er die Person, die einem Freund am nächsten kam. Und er hatte ihn getötet. Langsam rollte eine Träne aus seinen Augen. Er konnte fühlen, wie sie seine Wange hinab rollte.

Wieso konnte er diesen verdammten, unnützen Körper nicht bewegen? Ich muss mich einfach noch mehr anstrengen.

Als die Anstrengung zu groß wurde, schlief er langsam ein und zum ersten mal seit langer Zeit träumte er. Von seiner Zukunft. Davon aufzuwachen und sich weiterhin nicht bewegen zu können. Er könnte sich zwar halbwegs verständlich machen, wäre aber immer auf Hilfe angewiesen. Die Vorstellung lähmte seinen Geist. Dann wollte er lieber sterben. Doch selbst für diese Entscheidung war er zu schwach.

Da war plötzlich wieder dieses Feuer an seiner Hand. War sie da? Er lauschte.

"Sie wollen, dass ich dich gehen lasse. Sie denken es bringt nichts, wenn ich hier sitze. Sie verstehen aber auch nicht, wie sehr ich das brauche. Es ist die einzige Zeit des Tages wo ich meine Ruhe habe." Wieder spürte er die sanften Berührungen auf seiner Haut. Und wieder spürte er, wie ihm eine Träne die Wange hinab lief. "Nicht weinen. Das passt nicht zu ihnen Professor. Sie sind stark und schaffen das. Ich glaube fest daran."

Er hörte wie sie sich bewegte und im nächsten Moment spürte er etwas warmes und weiches auf seiner Wange. Hatte sie die Träne weggewischt. Er spürte ihren Atem auf seinem Gesicht. Hatte sie sie weggeküsst? Sämtliche Alarmglocken schellten in seinem Kopf. Bei dem Gedanken verkrampfte er sich.

"Professor, ihre Hand, sie, sie, sie hat sich bewegt. Jooo." Dann wurde es still. "Dr. Stiller wird bald hier sein. Versuchen sie nochmal meine Hand zu drücken."

Severus konzentrierte sich. Der Schock über die ungewohnte Berührung hatte im die Kraft gegeben sich zu bewegen. Doch wie sollte er das wiederholen. Die Tür ging auf. "Mine was machst du hier? Ist alles ok mit dir?" Der Heiler klang besorgt. "Ich bringe dich wieder in dein Zimmer." 

Warum sagte sie denn nichts? Panik stieg in ihm auf, sie durfte jetzt nicht gehen. Vielleicht schaffte er es doch. "Er hat seine Hand bewegt."

"Mine das hast du dir sicher nur eingebildet." "Deine Zauber haben gepiepst, schau doch nach." Fiel sie ihm ins Wort.

"Bitte Professor." Wieder legte sich ihre Hand auf seine Wange, dieses Gefühl gab ihm Kraft. Mühsam schaffte er es seine Hand kurz anzuspannen. "Da, da war es wieder."

"Du hast Recht, der Überwachungszauber hat Bewegungen aufgezeichnet. Ich hole das Team. Vielleicht bekommen wir ihn ja jetzt wach. Geh du wieder ins Bett. Wenn du hier umkippst, ist keinem geholfen."

"Nein ich bleibe hier, so lange bis der Professor wach ist und mich persönlich auf den Mond hext." Er hörte einen resignierte Seufzer und wie der Heiler verschwand.



Nach der SchlachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt