Kapitel 3

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My voice; a beacon in the night.
My words will be your light,
To carry you tome.

Winter Song von Sara Bareilles & Ingrid Michaelson


„Ich würde sagen du hast dich gerade erfolgreich in die Scheiße geritten, Maus", lacht Nicci auf dem Weg zu meinem Auto. Sie hat darauf bestanden mich bis dort hin zu begleiten. Um sicherzugehen, dass ich dort auch ankomme und nicht noch etwas passiert. Der Zettel mit Julian's Handynummer liegt schwer in meiner Hand. Als ich vorhin aufgestanden bin, war ich sicher, dass ich ihn nie wieder sehe. Abgesehen von den Fotos meiner „Nichten". Die zwei sind ja immerhin total „In-love" mit ihm, aber damit komme ich klar. Mit was ich allerdings nicht klar komme, ist das ich auch jetzt, knappe 5 Minuten nach dem Kuss, immer noch Julian's Lippen auf meinen fühlen kann. Das ist etwas mit dem ich gerade nicht umgehen kann und auch nicht will.

Bevor meine Gedanken noch einmal abschweifen können, drücke ich Nicci den Zettel in die Hand. „Nimm du ihn und wirf ihn irgendwo in den Müll." „Bist du dir sicher? Er war gegen Ende doch wirklich nett und ich glaube du magst ihn auch ein ganz kleines bisschen", Nicci zeigt mir mit Daumen und Zeigefinger genau wie klein das bisschen ist, indem sie mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum fuchtelt. „Es ist vollkommen egal ob ich ihn mag oder nicht. Und, nur um das klar zu stellen, das tue ich nicht! Er will mich benutzen um seine Ex zurück zu bekommen, die nebenbei ein totales Miststück ist. Von daher bin ich mir hier ganz sicher, dass ich auf dieses Drama keine Lust habe." Nicci schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Jetzt schau mich nicht so an. Du weist genau, dass ich gerade keinen Kerl will. Ich habe ja immerhin noch am Letzten zu knabbern, den ich in mein Leben gelassen habe. Und das es hier um einen Profifußballer geht, macht die Sache kein Stück einfacher!"

Ich tigere vor meinem Auto auf und ab und lege mein Gesicht wieder in die Hände. Nicci zieht sie von meinem Gesicht und hält sie fest. „Ich nehme den Zettel mit. Aber ich werfe ihn nicht weg. Denk in Ruhe drüber nach, aber ich habe dich in den letzten Monaten selten so ruhig gesehen wie heute Abend. Auch wenn du dich herrlich über Julian aufgeregt hast. Aber wenn du es nicht tust um ihm zu helfen, dann um deinetwillen. Vielleicht hilft es dir, wenn du Julian hilfst. Du hast dein Happy End nicht bekommen. Aber das heißt nicht, dass es bei Julian auch so sein muss."

Nicci drückt mich kurz an sich und verabschiedet sich dann von mir. Im gehen dreht sie sich kurz zu mir um und ruft „Ach und Maus? Denk dran, wir sind morgen Abend zum Laufen am Phönix See verabredet. Eine erneute Verspätung akzeptiere ich nicht und kostet dich was!"



Am nächsten Tag wippe ich nervös mit meinem Bein auf und ab, während ich mir die Unterlagen durchlese, die mir meine Chefin heute morgen hingelegt hat. Sie will wissen ob wir dem Mitarbeiter unter den gegebenen Umständen kündigen können. Es ist einiges in den letzten Jahren zusammen gekommen und ich muss etliche Dokumente, Aktennotizen, Ermahnungen und Abmahnungen durcharbeiten. Grundsätzlich kein Problem, allerdings kann ich mich kein Stück konzentrieren.

Ich versuche meinen Nacken zu dehnen und atme tief ein. So wird das heute absolut nichts mehr. Also stehe ich auf und klopfe kurze Zeit später an die Tür meiner Chefin. Sie ist nur angelehnt und ich stecke meinen Kopf vorsichtig durch die Tür. Mit einer Handbewegung bittet sie mich rein zukommen, während sie das Telefonat beendet, das sie gerade führt.

„Konntest du die Unterlagen schon durchsehen?", fragt sie mich lächelnd. „Ähm ja und nein. Einen Teil habe ich gelesen, allerdings kann ich mich heute nicht wirklich konzentrieren und da heute Freitag ist, wollte ich fragen ob es in Ordnung ist, wenn ich jetzt schon nach Hause gehe?" „Aber natürlich. Du weist doch, wir haben Gleitzeit und dass ihr alle Freitags früher gehen könnt, wenn ihr das wollt." „Ich weiß, aber ich habe diese Option noch nie genutzt und bin auch mit der aktuellen Aufgabe von dir noch nicht fertig, daher wollte ich nachfragen bevor ich gehe", ich streiche mit den Händen über meinen Rock.

Winter Song ❄️ Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt