Kapitel 29

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Is love alive

Winter Song von Sara Bareilles & Ingrid

Unsere Chefin hat am letzten Tag vor Weihnachten wirklich gute Laune. Liegt wahrscheinlich am Weihnachtsfieber. Daher wirft sie uns alle um 15:00 Uhr aus dem Büro, wünscht uns frohe Weihnachten, einen guten Start ins neue Jahr und drückt allen ein kleines Geschenk in die Hand. Sie ist wirklich super.

Weniger toll ist allerdings, dass mein Weihnachtsdate gerade abgesagt hat. Eigentlich wollte ich morgen früh direkt zu Nadja, Marco und den Mäusen fahren. Aber die kleinen haben wohl die Windpocken. Normalerweise ist das kein Problem, jedenfalls wenn man schon mal welche hatte. Da ich mich als Kind aber erfolgreich vor dieser Krankheit drücken konnte, darf ich jetzt nicht zu ihnen.

Zu meinen Eltern möchte ich definitiv nicht. Nicci ist mit Alex zu seinen Eltern gefahren, um dort zu feiern. Und Sophia und Kai sind in Aachen. Und Julian... der fährt morgen zu seinen Eltern nach Bremen und wäre auch eh der letzte, den ich aktuell fragen würde. Dafür weiß ich gerade einfach nicht genau, was das alles bedeutet...

Also verbringe ich wohl Weihnachten hier. Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr gefällt mir der Gedanke. Früher wäre ich durchgedreht... Aber jetzt... Ich bin zur Zeit ganz gerne mal alleine. Es mag zwar traurig klingen, aber alleine sein, bedeutet für mich nicht mehr das gleiche, wie sich alleine fühlen. Daher finde ich den Gedanken es mir mit einem Kaffee und einem guten Buch hier gemütlich zu machen, eigentlich wirklich gut. Mit diesem Gedanken werfe ich mich spät abends ins Bett.

Aber so sehr ich versuche einzuschlafen, ich schaffe es nicht. Meine Gedanken wandern wieder zu Julian... und zwangsweise dann auch zu Valerie. Es ist wie eine Dauerschleife an Gedanken und Gefühlen, die mich bis spät in die Nacht wach halten. Ich kann nicht erklären, woher das jetzt kommt. Es ist wie eine Lawine. Sobald der erste Gedanke fällt, rutscht alles andere nach. Jede Situation, jedes Gefühl und jedes Wort geistert mir im Kopf herum und macht mich fast wahnsinnig... Ich habe keine Ahnung was ich tun soll...

Am Weihnachtsmorgen werde ich dann von der Türklingel aufgeweckt. Hab wohl zu lange geschlafen... Durch den, doch mittlerweile ungewohnten, Schlafmangel brauche ich einen Moment um mich zu orientieren. Im ersten Moment weiß ich glaube ich nicht mal meinen Namen...

Als es nochmal klingelt bin ich komplett verwirrt. Mit Blick auf die Uhr, stelle ich fest, dass wir erst acht Uhr haben und ich somit noch gar nicht so lange schlafe... Wer klingelt denn bitte am Weihnachtsmorgen um acht Uhr? Die Post? Als es dann kurz darauf nochmal klingelt, quäle ich mich grummelnd aus dem Bett und schlurfe zur Tür. Mit Blick auf den Bildschirm stutze ich allerdings erst mal. Dann reibe ich mir die Augen und sehe nochmal hin. Was macht Julian denn um diese Uhrzeit vor meiner Tür? Als er dann nochmal auf die Klingel drückt, zucke ich kurz zusammen, drücke dann aber auf den Türsummer und lasse ihn rein.

Eine Minute später steht Julian in der Tür und lächelt mich an. Ich bin allerdings noch viel zu müde und sehe nur grummelig zurück. „Muss ich es schon bereuen, dir gezeigt zu haben wo ich wohne?", frage ich ihn mürrisch und mache mich auf den Weg in die Küche.

Kaffee! Ich brauche Kaffee!

Julian sieht mich irritiert an. „Bin nicht ich normalerweise derjenige von uns, der morgens miese Laune hat und nur in der Gegend rumgrummelt?", fragt er mich jetzt vorsichtig. „Bin erst spät eingeschlafen", antworte ich leise und mache mich an der Kaffeemaschine zu schaffen.

„Du schläfst immer noch nicht gut?", kommt es leise von ihm und er zieht mich traurig an. Ich seufze und drehe mich zu ihm um. „Ja... aber das wird langsam wieder. Mach dir keine Sorgen. Alles gut." Ich will mich gerade wieder der Kaffeemaschine widmen, als Julian auf mich zukommt und sich seine Hände um mein Gesicht legen. „Du kannst mir sagen wenn es dir nicht gut geht. Wenn du... wenn du wegen der Sache mit mir... und... Valerie nicht schlafen kannst. Wir wollten ehrlich sein. Weißt du noch?" Ich schließe kurz die Augen und lasse mich dann einfach gegen Julian fallen. „Tut mir leid", murmele ich an seine Brust und Julian zieht mich in eine feste Umarmung. „Magst du drüber reden?", fragt er jetzt in meine Haare und ich schüttele als Antwort nur mit dem Kopf.

Winter Song ❄️ Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt