Kapitel 21

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Is love alive?

Winter Song von Sara Bareilles & Ingrid Michaelson


Jannis legt den Kopf schief und sieht mich weiterhin mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Hab ich das eben richtig verstanden? Ihr habt noch nicht miteinander gesprochen?" Ich laufe schon wieder rot an und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Dabei schüttele ich den Kopf und sehe Jannis anschließend durch die Lücken meiner Finger an.

Meinem Gegenüber klappt der Mund auf, ehe er seinen Kopf mit einem lautstarken Geräusch auf die Tischplatte fallen lässt. Als er sich wieder gerade hinsetzt und sich die Stirn reibt, ist sein Blick fassungslos. „Wie... ich meine...Was habt ihr euch denn dabei gedacht?", stößt er jetzt aus. „Ich glaube wir haben gar nicht gedacht", murmele ich leise vor mich hin. Haben wir ja wirklich nicht. Zumal denken auch absolut nicht mehr möglich gewesen ist.

Jannis steht jetzt auf, stößt die Luft aus und fährt sich mit einer Hand durch die Haare. Dabei nuschelt er leise: „Mein Bruder ist zeitgleich der größte Vollidiot und der größte Glückspilz auf diesem Planeten." Ich sehe ihn fragend und unsicher an. „Oh Gott, nicht was du jetzt denkst, Cara. Ich meine ja nur. Der Volltrottel baut die größte Scheiße, die er in Bezug auf dich hätte bauen können und dann, dann.. naja... du weist am besten was ihr die letzte Nacht getrieben habt." Wenn er so weiter macht, kann ich heute ohne Probleme als Ampel oder Stopp-Schild aushelfen. Ich werde wirklich andauernd rot.

„Ihr zwei bringt mich noch ins Grab. Aber ich freue mich für euch und hoffe, dass Julian das später nicht wieder versaut."

Eine Stunde später verabschiedet sich Jannis mit einer langen Umarmung von mir. „Du sollst dich übrigens auch bei Sophia melden. Wir haben euch heute Nacht gesucht und da keiner von euch beiden ans Handy gegangen ist, haben uns unseren Teil zwar gedacht, aber ich hab ihr trotzdem Bescheid gegeben, als mir klar geworden ist, wo ihr steckt."

„Das wirst du mir ewig vorhalten, oder?", ich sehe ihn an und rümpfe die Nase. „Na das hoffe ich doch", Jannis drückt mich nochmal an sich, eher er sich auf den Weg zurück nach Köln und zu Greta macht.

Nachdem er endlich zur Tür raus ist, gehe ich nach oben um zu duschen. Gut, dass meine Tasche von letzter Woche noch hier steht. Dann habe ich zumindest noch ein paar Sachen da. Den ganzen Tag Julians Shirt zu tragen, ist zwar möglich, aber ich ziehe mir dann doch lieber etwas anderes an. Bei dem Gedanken an das Gespräch heute Abend wird mir wieder schlecht und meine Handflächen werden feucht. Ich versuche mich zwar zu beruhigen, aber das funktioniert nicht. Ich frage mich andauernd, was er mir noch nicht erzählt hat... Ich tigere gerade in Julians Schlafzimmer auf und ab, als ich von unten ein Geräusch höre. Erst denke ich, dass ich es mir nur eingebildet habe, aber als ich es dann noch einmal höre gehe ich doch nachsehen. Ist Julian schon früher zurück?

Auf dem oberen Treppenabsatz bleibe ich allerdings ruckartig stehen. Dort unten steht nicht Julian, sondern Valerie. Die gerade mit einer Seelenruhe Einkäufe auspackt. „Was zur Hölle machst du hier?", platzt es einfach aus mir raus. Valeries Kopf wandert ruckartig in meine Richtung, ehe sich ihre Lippen zu einem breiten Grinsen verziehen. „Ich war einkaufen und bereite jetzt alles für das Abendessen mit Julian vor." „Du... was?", ich stehe wie vor den Kopf gestoßen einfach nur da und kann sie anstarren.

„Wie kommst du überhaupt hier rein?", frage ich sie dann doch noch, während sie mich jetzt provozierend ansieht. „Mit dem Zweitschlüsse, du Dummerchen." Mit was? Mein Gesichtsausdruck muss Bände von absolutem Unverständnis sprechen, während sie mich jetzt mitleidig ansieht.

„Der Zweitschlüssel von Julians Wohnung? Den hatte ich noch und Julian wollte ihn nach unserer Trennung nicht so schnell zurück. Und naja... da wir uns ja eh wieder annähern, hat Julian vorgeschlagen, dass ich ihn einfach behalte." „Bitte was?", ich fühle mich als hätte ich einen Schlaganfall. Anders kann ich mir die Watte in meinem Kopf und die Unfähigkeit klare Sätze zu formulieren nicht erklären. Allerdings zieht sich auch jetzt meine Brust immer enger zusammen und mich beschleicht ein unfassbar schlechtes Gefühl, während ich die Treppenstufen herunter laufe.

Winter Song ❄️ Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt