Immer Probleme mit Selena

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„Huuuuuuiiiiiiiii", quiekte Kit und gackerte. Hel wich zurück, während sie mit ansah wie der Fuchsdämon vor ihr durch die Luft rollte.
„Was hast du gegessen, Fuchsbaby?", wollte Hel wissen und beobachtete, wie Kit sich auf den Kopf drehte und so tat als würde er im Wasser schwimmen. Hel verzog das Gesicht und rollte mit den Augen. Nicht mal eine Sekunde konnte man das Baby aus den Augen lassen.
„Wollen Sie jetzt eine Packung Schokonüsse, oder nicht, junges Fräulein?", erklang eine übertrieben freundliche Stimme. Hel schaute zu der jungen Verkäuferin mit den Katzenohren und dem buschigen Schwanz, den sie unruhig durch die Luft schnalzen ließ.
Hels Blick glitt zu der weiten Auslage mit gebratenen Nüssen , Schokofrüchten und allerlei anderen Leckereien. Der süße Duft schlich sich in Hels Nase und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Sie griff nach den Murmeln in ihrer Rocktasche, als Kit wieder kichernd an ihr vorbei segelte.
„Bei Odin!", maulte sie und beobachtete wie Kit höher und höher flog. Rasch griff sie nach einem Schwanz und hielt ihn bei sich wie einen Luftballon.
„Lass uns schnell Selena wieder finden", murmelte sie. „Ich habe keine Lust ständig auf dich aufpassen zu müssen. Das kann der Wolf übernehmen."
„Fräulein?", drängte sich die Katzenverkäuferin erneut auf. Hel warf ihr zwei Murmeln zu und nahm das Päckchen an Nüssen.
Dann wandte sie sich ab und lief durch den Markt mit dem gackerten Kit über ihr schwebend. Damit zog sie einige Blicke auf sich, aber Hel ignorierte all das. Sie war es eh gewohnt, dass man sie anglotzte. Obwohl die Tatsache, dass der Grund ein fliegender Fuchsdämon ist, der sich verhält als wäre er auf Drogen, ist dann doch eine ganz neue Erfahrung.
„Siehst du Selena von da oben?", fragte Hel, bevor sie sich eine Handvoll Nüsse in den Mund steckte.
„Huuuuuiiiiii .... alles steht Kopf!", rief Kit und Hel schnaubte.
„Okay, also muss ich mal wieder Selena finden."
„Selena? Selena Lupus, der Mondwolf?"
Hel zuckte erschrocken zusammen, als eine melodiöse Stimme wie eine sanfte Meerbrise um ihr Ohr strich.
„WER bist du?", knurrte Hel und wich zur Seite, um in eine der vielen kleinen Gassen zu gehen.
„Kitsune Sieben ... aber Freunde nennen mich Kiiiiiiiit", trällerte der kleine Fuchsdämon. Hel warf ihm einen genervten Blick zu, während sie tiefer in die Gasse ging. Es war wie ein innerlicher Drang, der sie dort hin führte. Etwas in ihr lenkte die dorthin. Sie musste dorthin ...
„Hallo?", sagte Hel und legte den Zeigefinger auf den Daumen. „Wer bist du? Und was willst du von Selena?" Sie ging tiefer in die Gasse, während die Geräusche von dem Markt langsam hinter ihr verstummten. Hel sah sich um. Sie spürte eine magische Präsenz wie prasselnder Regen auf ihrer Haut. Der Geruch von Salzwasser stieg ihr in die Nase und erneut strich die Stimme um ihre Ohren. „Du hast viel Dunkelheit und Schmerz gesehen ... ich spüre Tod und Leben in dir. Sie ringen miteinander ..."
„Meine Fresse, jemand ist ja melodramatisch", brummte Hel. Sie hörte ein Kichern. Es schien von überall zu kommen. Hel stoppte in der Gasse. Es war kühl und das Licht reichte kaum bis hier herunter. Sie schaute sich um, aber sie konnte niemanden sehen.
„Du amüsierst mich", raunte die Stimme erneut.
„Zeig dich und sag mir, woher du Selena kennst." Wieder ein Schmunzeln, doch diesmal wusste Hel, woher es kam. Sie schaute zur Ecke und aus dem Schatten trat eine Frau. Ihre Haut war schwarz wie Ebenholz und weiche wie Samt. Ihre blauen Augen glühten wie die wilde See. Ihre Kleidung war aus Seide und umschmiegte ihre Form.
Hel konnte nicht anders als die Frau anzustarren. „Wer bei Odin bist du?"
„Aglaope."
Hel riss die Augen auf und wich zurück, als Kit auf einmal in ihre Arme fiel. Instinktiv fing sie den Fuchs auf. Kit klammerte sich an Hel.
„Ist das ... ist sie ...?"
Aglaope lächelte und ihre vollen Lippen schmiegten sich tückisch aneinander.
„Bei Odin, Selena, wo hast du uns da wieder reingezogen?", murmelte Hel und starrte zu Aglaope.
„Wo ist Selena?", fragte sie und ihre Stimme schlängelte sich durch die Luft, direkt in Hels und Kits Ohren. Die beiden stöhnten schmerzhaft auf und Hel sank auf die Knie. Ja, wo verdammt war, Selena?

Selena hob ein Bierkrug hoch und rief lallend: „Und wenn sie nicht gestorben sind, ..."
„DANN TRINKEN SIE NOCH HEUTE!", brüllten andere Betrunkene und unzählige Bierkrüge wurden in die Luft gehoben. Lautes Gelächter füllte die Luft ebenso wie der Geruch von Bier, Schweiß und gebratenem Essen.
Selena lachte und nahm drei kräftige Schlücke von dem Bier, bevor sie den Krug auf den Tisch krachen ließ. Ihr wurde auf den Rücken geschlagen und andere Wesen tranken gierig ihr Bier.
„Beim heiligen Mond, das hab ich vermisst", schwärmte sie, als sie erneut einen Schluck Bier nahm.
„Großmutters Pub ist immer noch der beste im ganzen Märchenland, nicht wahr?", gurgelte ein betrunkener Zwerg neben Selena.
„Jap", erwiderte Selena grinsend und stieß mit ihm an, während sie die Umgebung scannte. Der Pub war gut gefüllt und es lungerte nur von gefährlichen und betrunkenen Wesen. Nicht gerade der sicherste Ort für jemanden, der wahrscheinlich mit der Hälfte von all den Gästen noch eine Rechnung offen hatte.
„Mist, das Bier ist alle!", meinte Selena und verzog das Gesicht. „Hey! Großmutter! Ich brauche Nachschub."
Die alte Frau, die jeder Großmutter nannte, sah tatsächlich aus wie eine perfekte Großmutter aus dem Kinderbuch. Sie trug eine Schürze, hatte die Haare hochgesteckt und eine selbst genähtes Kleid an. Das einzige, was nicht freundlich an ihr wirkte, war ihr Gesicht. Es war zerfurcht mit Falten und jahrelangem Stirnrunzeln. Großmutter schaute zu Selena herüber. Sie trug eine Augenklappe, aber das andere Auge starrte Selena an. Ihr dunkles Auge war schwarz wie die Nacht und jagte Selena jedes Mal einen Schauder über den Rücken.
Selena wackelte mit dem leeren Bierkrug. „Komm schon, Oma, ich hab nicht ewig Zeit."
Plötzlich war es mucksmäuschenstill. Man hätte eine Nadel fallen hören können. Selena grinste, während der Zwerg neben ihr, ihr warned zu raunte: „Du hast eben dein Grab geschaufelt."
Humpelnd kam Großmutter auf Selena zu und neigte leicht den Kopf. Alle Augen waren auf sie gerichtete und Selena war sich sicher, dass viele angespannt die Luft anhielten.
„Es gibt nur eine Person, die mich ... Oma nennen darf", erklärte Großmutter mit rauchiger Stimme und baute sich direkt vor Selena auf.
„Oh, wirklich?", entgegnete Selena unbedarft. „Und wer ist das?"
„Meine Enkeltochter", knurrte Großmutter und beugte sich bedrohlich vor. Selena lächelte und erwiderte ihren Blick furchtlos.
„Und genau deswegen bin ich hier", knurrte Selena und ihre animalische Seite schwappte zur Großmutter, die ungläubig die Augen aufriss.
„Selena?", hauchte sie und wich zurück. Selena packte ihre Hand und zog sie zurück.
„Wie wäre es mit einer kleinen Rauchpause?"
„Belästigt dich der Wolf, Großmutter?", drang eine unheilvolle Stimme durch die Stille. Selena warf einen kurzen Blick über die Schulter und entdeckte einen breiten Mann. Seine Muskeln waren angespannt und seine goldenen Augen leuchteten wie Goldstücke in dem schäbig beleuchteten Pub.
Selena schnüffelte in der Luft, als sie die Großmutter wieder los ließ.
„Jacob", meinte Selena mit einem gezwungenen Lächeln. „Hätte nicht gedacht, dass ein Sonnenwolf wie du hier einen auf Leibwächter macht."
Jacob kam näher und die Gäste wichen ängstlich vor ihm zurück. „Seit wann bist du wieder aus dem Gefängnis, Selena?"
Selena verzog das Gesicht und umfasste den Bierkrug. „Naja, nicht so lange eigentlich. Ich meine, du weißt ja wie das ist mit uns Wölfen. Wir mögen es nicht eingesperrt zu sein."
Jacob blieb genau vor ihr stehen. Er überragte Selena um fast zwei Köpfe und war doppelt so breit. Sie bemerkte all die Narben auf seiner gebräunten Haut, aber sie wusste auch so, dass Jacob einer der besten und brutalsten Kämpfer der Sonnenwölfe war. Mit ihm sollte sie sich wirklich nicht anlegen.
„Hui, du bist wirklich groß geworden, Jacob. Und die Muskeln ... nicht schlecht." Jacob knurrte sie bedrohlich an. Sie sollte jetzt am Besten den Mund halten.
„Was ist dein Workout Geheimnis? Jagst du immer noch Jungfrauen durch den Wald, um sie dann brutal zu zerfleischen?"
Jacob brüllte auf und griff sie an, aber Selena war einen Ticken schneller. Sie rammte ihm den Bierkrug gegen den Kopf und das Knie in die Weichteile, bevor sie geschickt auf die Bar sprang und Großmutter am Kragen packte.
Sie zog sie ganz nah an sich heran. „Hör zu, ich will keinen Ärger. Ich brauche nur Informationen zu deiner Enkeltochter", zischte Selena, während sie beobachtete, wie Gäste Jacob wieder hoch halfen.
„Also pfeif dein Haustier zurück und lass uns in Ruhe ein wenig plaudern, ok?"
Die Großmutter schnaubte, hob aber die Hand, als Jacob sich erneut auf Selena stürzen wollte. Er stoppte und starrte Selena mit Blut unterlaufenen Augen an.
„Ich wollte eh gerade eine Rauchpause machen", erwiderte die Großmutter und winkte Jacob weg, während Selena sie wieder los ließ. Diese nahm seelenruhig eine silberne schmale Schatulle aus ihrer Schürze und öffnete sie. Darin waren fünf selbst gerollte Zigaretten.
„Du solltest das wirklich aufhören mit dem Rauchen", kommentierte Selena.
„Du hast dich kein Deut verändert, Selena", meinte Großmutter schmunzelnd und steckte sich eine Zigarette in den Mund. „Und du hast genau eine Zigarette Zeit, danach will ich dich nie wieder sehen."
Selena nickte. Damit konnte sie leben.

Die drei Mythengetiere Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt