Alexanders Sicht
Alec war der Palast noch nie so groß vorgekommen wie jetzt gerade. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren, als er durch die prachtvollen Gänge eilte. Er konnte es kaum abwarten, endlich seinen Vater zu sehen und mit ihm zu sprechen.
Dabei hatte er noch üerhaupt keine Idee, wie er diesen von seiner Entscheidung überzeugen sollte.
Es war schier unglaublich und wenn er es nicht selbst erlebt hätte, hätte er es für einen Traum gehalten.Doch das war es nicht. Die Geschehnisse der letzten Tage waren passiert und seine neuen Gefühle waren echt und mehr als ernst. Natürlich bezweifelte er, dass sein Vater seine Entscheidung einfach so akzeptierte, aber wenn Alec eines von seinem Vater geerbt hatte, dann war es dessen Sturheit. Er würde nicht nachgeben.
Beinahe wäre er an der richtigen Tür vorbeigelaufen, aber als er die unverkennbare Bassstime seines Vaters hörte, blieb er wie angewurzelt stehen.
Die Stimme seines Vaters erinnerte Alec irgendwie an einen Bären, der tief in seiner Höhle knurrte oder aber an fernes Donnergrollen. Sie hatte etwas Bedrohliches an sich, konnte aber in den richtigen Augenblicken auch sehr warm sein.
Wahrscheinlich hätte Alec einfach reingehen sollen, doch er blieb vor der Tür stehen und presste stadessen sein Ohr dagegen, um das Gespräch, das sich dort drinnen abspielte, mitzuhören. Die zweite männliche Stimme im Raum war nämlich eindeutig die des königlichen Beraters Valentin Morgenstern.
Das letzte Gespräch der beiden, das er mitangehört hatte, hatte ihm nützliche Informationen geliefert und in ihm keimte die Hoffnung auf, dass es nun ebenfalls so sein könnte.
~Das, was Euer Sohn gestern getan hat, war unverzeihlich.~, sprach Valentin nur und Alec verdrehte die Augen.
Er bereute nicht, dass er vor aller Augen zu seiner Cinderella gegangen war und mit ihr getanzt hatte statt mit irgendeiner Prinzessin. Nie hatte sich eine Entscheidung richtiger angefühlt als diese. Die Konsequenzen, die diese nach sich zog, hatte er ausgeblendet, denn für ihn hatte nur seine Cinderella gezählt.
~Er hätte uns zumindest vorwarnen können.~, gab der König zu, klang dabei aber nicht halb so empört wie sein Berater.
~Jedenfalls werde ich dieses Problem selbstverständlich lösen, damit der Prinz sich trotzdem noch mit Prinzessin Lydia so vermählen kann, wie es abgesprochen war.~
Robert seufzte.
~Langsam bezweifle ich, ob das eine so gute Idee war.~
~Natürlich war es das! Das Volk der Nephilim ist sehr wohlhabend und sicherlich ein nützlicher Verbündeter. Es ist nur klug, sich mit ihm zusammenzutun und eine Ehe zwischen den zukünftigen Regenten ist da ideal.~~Das bestreite ich ja auch gar nicht. Mir gefällt es nur nicht, dass mein Sohn sich selbst verleugnen und verstecken soll. Das sollte man von niemanden verlangen.~, sprach der König nun und Alec zog überrascht die Augenbrauen hoch.
Bisher war er immer davon ausgegangen, dass sein Vater die treibende Kraft hinter diesen Hochzeitsplänen war und wollte, dass Alec sein wahres Ich versteckte. Nun jedoch stellte sich heraus, dass das gar nicht so in Roberts Sinne und eher Valentin derjenige war, der Alec in eine Form pressen wollte, in die er nicht passte.
Das schlechte Gewissen übermannte ihn, denn nicht zu selten hatte er seinen Vater wegen dieser Entscheidung verflucht. Jetzt bereute er das ein wenig. Nur, wenn sein Vater auf seiner Seite stand, was hielt ihn dann davon ab, ihn auch in der Öffentlichkeit zu unterstützen?
~Da habt Ihr naürlich recht, aber Ihr könnt nichts dafür, wenn Euer Sohn plötzlich solche ... Neigungen entwickelt. Denkt doch nur an Michael. Soll Euer Sohn wirklich so enden wie er?~, fragte der Berater in einem so unschuldigen Ton, dass Alec die Galle hochkam.
Gleichzeitg fragte er sich aber auch, wer besagter Michael war. Hatte er diesen Namen schonmal gehört? Sollte er ihn kennen?
~Nein, soll er nicht~, seufzte Robert nur,~Was schlägst du vor?~
~Wir verbreiten die Nachricht, dass die Vorfälle auf dem Ball eine Art Zeichen für die Verschiedenheit der Menschen war. Ein Zeichen der Akzeptanz und Toleranz verschiedener Gruppen und Neigungen. Dass die Königsfamilie in diesem Thema mit gutem Vorbild voranschreitet und es absolut nichts mit dem Prinz an sich zu tun hat. Er war lediglich die Symbolfigur, die dieses Zeichen ausgeführt hat. Der Fremde war eingeweiht und es war alles abgesprochen. Das würde uns aus der Affäre ziehen und mit der Ehe würden wir beweisen, dass der Prinz selbst völlig normal ist. Zudem würde es dem Image der Königsfamilie guttun, wenn sie fortan mit Toleranz verbunden wird.~~Wir sollen also allen sagen, dass es abgesprochen und nur ein Zeichen für Akzeptanz war, die wir für alle hegen, die anders sind, während wir selbst weiterhin krampfhaft versuchen, Alecs Andersartigkeit zu verschleiern, damit wir ihn in eine Ehe zwingen können, in der er sich nie wohlfühlen wird. Ich weiß nicht...~, fasste der König missmutig zusammen.
Er schien kein Freund der Idee, was Alec insgeheim erleichterte.
Er fand sie nämlich schrecklich.Er wollte nicht wieder so tun, als wäre er normal und würde sich auf die Ehe mit einer Frau freuen. Das tat er nämlich nicht!
Er wollte sich nicht länger verstecken und dieser Auftritt auf dem Ball war vor allem ein Zeichen für sich selbst. Er würde nicht wieder in diese Welt der Schatten zurückkehren, in der er nur hinter verschlossenen Türen er selbst sein durfte.
Stadessen wollte er jedem zeigen, dass er sich selbst genauso akzeptierte, wie er war und sich von niemanden unterkriegen ließ.
Er wollte stark sein und sich endlich für das entscheiden, was er wirklich selbst wollte und nicht, was das beste für die anderen war.Unvermittelt tauchte das Bild zweier wunderschöner Augen vor seinem inneren Auge auf, die ihn sanft und ermutigend anblickten.
Er würde keinen Rückzieher machen.~Aber es ist der beste Weg, das zu bekommen, was wir wollen ohne dafür einen hohen Preis zu zahlen. Es wäre nur klug, dass ...~
Alec öffnete schwungvoll die Tür und unterbrach Valentin so.
Ihn sahen zwei Paar Augen überrascht wie empört entgegen, aber Alec war entschlossener denn je, als er anmutig eintrat und seinen Vater fest anblickte.
~Ich möchte gerne mit dir reden, Vater.~
~Dann sprich.~Nach einem kurzen Blick zu dem weißhaarigen Dritten im Zimmer ergänzte er~Unter vier Augen wäre mir lieber.~
~Aber warum denn? Alles, was du mir sagen wirst, kann auch Valentin hören. Er ist der Berater und wird später eine deiner engsten Vertrauenspersonen.~Er sagte nicht, dass er Valentin schlichtweg nicht traute, da er für ihn nur eine widerwärtige Schlange war. Er schwieg ebenfalls darüber, dass es furchtbar ungünstig für seinen Plan wäre, seinen Vater von seinen Ansichten zu überzeugen, da er Valentin einerseits nicht einschätzen konnte und deshalb nicht wusste, welche Knöpfe bei ihm zu drücken waren und andererseits er ihm nur Steine in den Weg legen würde.
Bei Robert Lightwood hatte er zumindest den Hauch einer Chance, denn zwar wusste er noch immer nicht genau, wie er ihn für seine Idee begeistern konnte, aber er war noch immer sein Vater.
Valentin stand hierbei nur im Weg.~Das entscheide ich immer noch selbst~, sagte er bedächtig,~Jetzt jedoch würde ich lieber nur mit dir sprechen. Es ist ein sehr persönliche Angelegenheit.~
Alec ballte die Hände hinter seinem Rücken zu Fäusten, um sie am Zittern zu hindern. Er musste mit seinem Vater sprechen und er konnte nur hoffen, dass er ihn ohne seinen zwielichtigen Berater anhörte. Ansonsten war sein Plan schon zum Scheitern verurteilt, ehe er auch nur angefangen hatte, ihn in die Tat umzusetzen.
Doch glücklicherweise nickte der König, als hätte er seine stillen Bitten erhört.
~Nun gut. Würdest du uns bitte alleine lassen, Valentin?~Besagter schien erst widersprechen zu wollen, bevor er resolut den Mund wieder zuklappte und stadessen nickte. Mit einer ergebenen Verbeugung sagte er~Natürlich, mein König.~
Mit diesen Worten verließ er den Raum und Alec entspannte sich minimal.
~Was willst du nun mit mir bereden, mein Sohn?~
Hoffentlich wird es funktionieren.
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Das Wunder in jedem Tag (Malec)
Fanfic[Abgeschlossene Geschichte] -Kurzer Textauszug- Es gibt keine vollendete Perfektion, denn wir sind nur Menschen. Wenn man von jemanden verlangt, perfekt zu sein, ist man es meist selbst nicht. Stadessen sollte man doch viel lieber daran arbeiten, si...