Kapitel 5 - Zuflucht im Wald

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~Weißt du, ich verstehe einfach nicht, warum sie das tun. Ich habe doch nichts falsch gemacht. Also nicht, dass ich wüsste. Warum behandeln sie mich dann wie den letzten Dreck? Ich verstehe das nicht, Cat.~, sagte Magnus nun und seufzte frustriert.

Mittlerweile lehnte er mit dem Rücken an der Fassade einer alten Hütte auf einer Lichtung mitten im Wald. Catarina stand neben ihm und graste, aber dennoch hatte er das Gefühl, dass sie ihm genaustens zuhörte.

Kurz sah sie zu ihm und stupste seine Schulter vorsichtig mit ihrem Maul an, bevor sie leicht den Kopf schüttelte. Sie schien zu sagen: Ich auch nicht.
Dann wandte sie sich wieder dem Gras zu und Magnus lächelte, trotz seiner traurigen Stimmng, leicht.

Es war eigentlich ein sehr schöner Tag. Der Himmel war strahlend blau und die Sonne schien mit voller Kraft herab. Die Blumen zeigten sich in ihrer vollen Pracht und überall summte und brummte es.

Magnus hatte, während er Cat sein Leid geklagt hatte, sich daran gemacht, einen schönen Blumenkranz zu flechten. Auch das hatte er oft mit seiner Mutter getan, vor allem hier auf dieser Lichtung.

Denn die Hütte hinter ihm war ein Ort, an dem er früher oft Zeit mit seiner Mutter verbracht hatte. Oft genug hatten sie einfach im Gras gelegen, welches hier noch weicher erschien als irgendwo sonst, und hatten den Geräuschen um sich herum gelauscht.

Hier war auch der Ort, an dem sie ihm zum ersten Mal von Magie erzählt hatte. Magnus verband viel Positives mit dieser Lichtung und er ging gerne dorthin, um nachzudenken, Kraft zu tanken, oder sich an seine Mutter zurückzuerinnern.
Er liebte es hier einfach.

Plötzlich hörte er ein lautes Krachen und fuhr erschrocken zusammen. Hastig sah er sich um, aber er konnte nichts erblicken. Auch Cat war von dem plötzlichen Geräusch aufgeschreckt worden, denn nun zuckten ihre Ohren aufmerksam hin und her.

Jetzt hörte er ein deutlich leiseres Knacken, wie ein zerbrechender Zweig, und sofort schlug Magnus' Herz wie wild.

Niemand kannte diesen Ort mitten im Wald. Warum also kam jetzt jemand direkt hierhin? Magnus wollte nicht, dass man ihn fand.
Er wollte nicht, dass sie diesen Ort fanden und ihm einen seiner letzten Rückzugsorte nahmen.
Er wollte nicht, dass ...

Cats Schnauben riss ihn aus seinen panischen Gedanken. Offenbar hatte sie den Neuankömmling zuerst entdeckt.

Tatsächlich schob sich gerade der Umriss eines Pferdes zwischen den letzten Bäumen hindurch und trat dann auf die Lichtung.
Beim Anblick des Mannes, der dieses Pferd ritt, stockte Magnus der Atem.

Alexanders Sicht

~Nun nimm mich doch wenigstens mit. Dir passiert sonst noch etwas.~, bat ihn Jace, der Hauptmann, eindringlich.

Alec schüttelte nur den Kopf, während er durch einen der langen Gänge des Palastes ging und die königlichen Stallungen ansteuerte.

~Zeit für mich bedeutet genau das, was ich gesagt habe. Ich will allein sein, Jace. Bitte. Außerdem kenne ich den Wald wie meine Westentasche. Ich werde mich schon nicht verirren.~, entgegnete er genervt.

Dann seufzte er tief.
Heute hatte er eine Prinzessin kennengelernt, die wirklich alle schlechten Rekorde gebrochen hatte.

Prinzessin Zara war nicht nur eine intrigante und engstirnige junge Frau. Sie war auch sehr einfältig, arrogant und selbstverliebt. Jeder, der nicht sofort in ihr Bild einer perfekt konservativen Welt passte oder sie vielleicht nicht verehrte, war sofort abstoßend.

Der Höhepunkt, bei dem Alec sogar Mitleid mit dieser verzogenen Göre bekam, war, dass sie noch nicht einmal mitbekam, wie ätzend und bösartig sie zu anderen war. Wie sie jeden um sich herum gnadenlos demütigte, der nicht so perfekt war wie sie.
Sie selbst hielt sich nämlich für den reinsten Engel und dass es eine Ehre für jedermann sein sollte, in ihrer Gegenwart zu sein.

Für ihn war sofort klar gewesen, dass er nicht länger mit ihr in einem Raum verbringen würde als unbedingt nötig. Sie hatte ihn zwar so angeschmachtet, wie jede andere bisher auch, aber sie hatte sogleich versucht, ihm näher zu kommen.

Alec wollte gar nicht wissen, wie sie reagierte, wenn sie wüsste, dass jegliche, nicht vorhandene, Gefühle nur gespielt waren, da er ja eigentlich nur auf Männer stand. Sie hätte wahrscheinlich eine Vase nach ihm geworfen oder dergleichen.

Mit solchen Menschen kam er schlichtweg nicht zurecht und ihn erschreckte bereits ihre bloße Existenz.

Zur Krönung des Ganzen hatte der königliche Berater Valentin Morgenstern sie nach seinem Abgang auch noch als charmantes, hübsches Mädchen betitelt. Hübsch war die Prinzessin, aber ihr Charakter oder das, was sie hatte davon durchblicken lassen, war einfach nur hässlich.

Alec musste sich ersteinmal wieder beruhigen, denn in diesem Zustand war er wie ein Pulverfass. Er konnte jeden Augenblick explodieren.

Deshalb wollte er auch in den Wald, denn dieser hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn, denn dort schien alles so friedlich.

Dieser Frieden wäre aber zerstört, wenn er von einer halben Armee begleitet würde. Deshalb wollte er allein sein.

~Darum geht es auch nicht. Du könntest stürzen oder angegriffen werden. Du bist immer noch der Thronfolger, vergiss das nicht.~
~Ich weiß, dass du dir nur Sorgen um mich machst, aber das musst du nicht. Hier, ich nehme sogar meinen Bogen und einen vollen Köcher mit. Jetzt kann ich mich verteidigen. Du hast also nichts zu befürchten.~, antwortete er mit einem sarkastischen Unterton und schwenkte beides demonstrativ vor seiner Nase umher.

Dann warf er es sich über die Schulter und ergriff die Zügel seines Pferdes, die ihm ein Stallbursche hinhielt. Mit einem eleganten Schwung saß er im Sattel und lächelte zu Jace hinab.

~Ich habe immer etwas zu befürchten und das weißt du. Aber ich vertraue dir und wenn du vor Sonnenuntergang zurück bist, schicke ich auch keinen Trupp los, der dir folgt und für deine Sicherheit sorgt.~

~Wie großzügig von dir~, murmelte er augenverdrehend,~Bis Sonnenuntergang.~
~Sei vorsichtig.~
~Jaa!~, rief Alec nur noch genervt, bevor er seinem Pferd die Fersen in die Flanken drückte und davonstob.

Er freute sich bereits auf den Tag im Wald, aber hätte er gewusst, was ihn dort erwartete, wäre er wohl noch viel früher losgeritten.

Das Wunder in jedem Tag (Malec)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt