Kapitel 29 - Liebe kennt keine Grenzen

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Am nächsten Tag war Magnus wieder auf dem Wochenmarkt in Alicante. Heute sollte er den normalen Wocheneinkauf betätigen, aber zur Abwechslung konnte er sich überhaupt nicht auf das bunte Treiben des Markts konzentrieren.

Seine Gedanken hafteten allerdings auch nicht an Alexander, wie so oft in den letzten Tagen.
Nein, gerade dachte er nur an das Gespräch, das er mehr oder minder vor seinem Aufbruch belauscht hatte.

Rückblick

Magnus wollte eigentlich nur noch schnell einen Apfel von der Obstschale im Speisezimmer holen, bevor er aufbrach, aber als er gerade durch die Eingangshalle laufen wollte, hörte er Stimmen.

Abrupt blieb er stehen, drückte sich neben der offenen Tür an die Wand und spitzte die Ohren. Er wusste, er sollte eigentlich nicht lauschen, aber er war einfach zu neugierig.

Plötzlich sagte jemand~Ich weiß, aber ohne Erlaubnis sind mir in jeglichen Angelegenheiten die Hände gebunden.~
Die Stimme war eindeutig männlich. Tief, rau und herrisch. Magnus kannte sie nicht, also fragte er sich wohl zurecht, wer da gerade in der Haustür stand.

~Dann tu gefälligst etwas dagegen oder es wird dir leid tun!~, zischte Lilith leise.
~Was glaubst du, versuche ich die ganze Zeit? Ich tue alles in meiner Macht stehende, aber gegen diesen Sturkopf komme ich nicht an.~

~Glaubst du, mich interessiert es, wie du die beiden auf Spur hälst?~, fragte Lilith abfällig,~Ich will nur pünktlich mein Geld von dir und möglichst bald schuldenfrei werden. Wie, ist mir egal.~

~Ich weiß, aber ...~
~Du willst doch nicht, dass dein kleines Geheimnis auffliegt, oder?~, unterbrach sie ihn süffisant.

Magnus wusste weder wer der Fremde war noch um was es in diesem Gespräch ging, weshalb er einfach verschwinden und es vergessen sollte, aber er konnte nicht. Er blieb wie festgewachsen stehen und lauschte weiterhin einem Gespräch, dessen Inhalt er nicht verstand.

Was ihm aber klar war, war, dass Lilith und der Fremde sich kannten und das nicht nur ein wenig. Ansonsten wäre es für eine Frau absolut unschicklich, so mit einem Mann zu reden, ohne dass dieser wütend wurde.

~Es würde auch deinen Ruf ruinieren.~
~Nicht, wenn ich es so darstelle, dass du mich benutzt hast~, hielt sie dagegen,~Wenn es dein Verbrechen wäre, für das du mir regelmäßig Schweigegeld zahlst, wem, denkst du, würde man eher glauben? Mir, der armen Witwe, die ihre Unschuld an einen Verbrecher verlor oder dir, der sich rücksichtslos das genommen hat, was er wollte. Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?~

~Selbstverständlich nicht~, entgegnete der Fremde und klang dabei wie ein getretener Hund,~Auch wenn es kein Schweigegeld ist. Viel mehr ist es eine Hilfe, dass du dein Leben und das ... der Kinder finanzieren kannst, aber  dafür über ihre Herkunft schweigst.~

~Dann ist ja gut. Wo bleibt besagtes Geld denn?~
~Du wirst es bekommen~, versprach er,~Gleich nachdem ich das Problem mit dem Sturkopf geklärt und ihm klargemacht habe, dass sein Plan ein Hirngespinst ist und er ihn nie finden wird.~

~Und was, wenn doch?~
~Dann lasse ich mir etwas einfallen.~
~Vielleicht weiß ich da schon etwas. Es ...~

Ein Krachen unterbrach Lilith und Magnus' Herz schien plötzlich unnatürlich laut zu pochen. Ansonsten war es still, er hatte sogar den Atem angehalten.

Dann hörte er die unverkennbar streitenden Stimmen seiner Stiefgeschwister und atemte auf. Ein leises Klicken verriet, dass Lilith nach draußen gegangen war, um dort weiter mit dem Fremden zu reden.

Magnus sah seine Chance, gab seine Deckung auf und huschte durch die Eingangshalle. Dass er dabei gesehen wurde, bemerkte er nicht.

Rückblende-Ende

Dieses belauschte Gespräch lieferte Magnus mehr Fragen als Antworten.

Wer war der Fremde?
Was hatte er verbrochen und warum hatte er den Deal mit Lilith geschlossen?
Warum war er gerade heute aufgetaucht?

Magnus wusste es nicht und das machte ihn schier wahnsinnig vor Neugier.
Er würde beinahe alles tun, um ...

Plötzlich hörte er seinen Namen und er drehte sich gerade rechtzeitig um, um einen roten Wirbelwind in die Arme zu schließen.

Überraschung und Freude nahmen die Plätze seiner Fragegedanken ein und er konnte nicht anders, als breit zu grinsen.

~Biscuit! Was machst du denn hier?~, fragte er aufgekratzt.

Biscuit hieß eigentlich Clary und er kannte sie bereits aus Kindertagen. Ihre Mutter Jocelyn hatte für seine Eltern gearbeitet und zeitweise sogar in seinem Elternhaus gelebt. Da er und Clarissa im selben Alter waren, haben sie oft miteinander gespielt und sind Freunde geworden. Sie war nach dem Tod seiner Mutter eine große Stütze für ihn gewesen, doch nachdem auch sein Vater gegangen war und Lilith alle Hausangestellten entlassen hatte, war der Kontakt abgebrochen.

Nun freute er sich einfach, sie wiederzusehen.
~Dasselbe könnte ich dich fragen, Mags~, antwortete sie, als sie sich von ihm löste,~Wie geht's dir?~

Magnus dachte tatsächlich über ihre Frage nach und sagte nicht einfach gut, wie es jeder andere sonst wohl getan hätte. Da er so selten zu seinem Wohlbefinden oder auch nur zu irgendetwas befragt wurde, hatte er sich angewöhnt, auf diese Fragen immer besonders präzise zu antworten.

Deshalb ging er erst in sich, bevor er überrascht antwortete~Eigentlich ganz gut. Und dir?~
~Es ist etwas turbulent zur Zeit, aber sonst geht es mir blendend!~, antwortete sie und dabei strahlten ihre grünen Augen so, dass er etwas stutzig wurde.
Auf gut Glück riet er~Und wie geht es deinem Briefffreund? Ihr habt doch noch Kontakt, oder?~

Clarys Erröten war Antwort genug und er lächelte, erfreut, dass er richtig lag.

Früher hatte Biscuit regen Briefkontakt mit einem Typen in ihrem Alter gehabt -Magnus konnte sich nicht mehr an den Namen erinnern, irgendetwas mit T- und war ziemlich in ihn veschossen gewesen. Das hatte sich wohl nicht geändert.

~Wir haben uns getroffen.~
~Uuund?~, fragte er neugierig.
~Jace sieht sogar noch besser aus, als ich es mir vorgestellt habe.~, gab sie zu und die Röte in ihrem Gesicht machte der Farbe ihrer Haare Konkurrenz.

~Er hieß Jace?~
~Ja, er hieß Jace~, bestätigte sie grinsend,~Und du? Wie sieht es in deinem Liebesleben aus?~

Nun war es an Magnus zu erröten, denn natürlich glitten seine Gedanken sofort zu Alexander.

~Also gibt es da jemanden!~
~Ja, irgendwie schon~, antwortete er,~Es ist nur, es ...~

~Meine Damen und Herren, es gibt etwas Wichtiges zu verkünden!~, hallte es plötzlich von Podium in der Mitte des Markts.

Alle Augen drehten sich zu dem Sprecher und an dem Feuerwappen auf seiner Kleidng erkannte man, dass es ein königlicher Bote war. Sofort kehrte Stille ein, denn jeder war gespannt darauf zu erfahren, was der Bote zu verkünden hatte.

~Man muss oft wichtige Entscheidungen treffen, um erwachsen zu werden. Das ist bekannt und genau das hat unser geliebter Prinz getan. Er entschied sich gegen eine Hochzeit mit einer Frau, um dafür für sich selbst einzustehen und allen die Wahrheit über sich zu zeigen, was wohl der größte Vertrauensbeweis ist, den ein zukünftiger Monarch seinem Volk machen kann. Stadessen will der Prinz den jungen Mann finden, der ihm auf dem Ball das Herz gestohlen hat und versuchen mit ihm eine Zukunft aufzubauen. Damit dieses Märchen eine Chance hat, wird er persönlich das ganze Königreich nach seinem zukünftigen Gefährten absuchen. Haushalt für Haushalt. Diese plötzlichen Veränderungen mögen erschreckend erscheinen, aber sollten wir unser Augenmerk nicht viel lieber auf die Ehrlichkeit und die Reinheit dieser Liebesgeschichte richten? Unser Prinz geht mit leuchtenden Beispiel voran und zeigt, dass Liebe keine Grenzen kennt und das ist nun eine wirklich schöne Lehre.~

Das Wunder in jedem Tag (Malec)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt