Kapitel 7 - Schöner Fremder

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Alexanders Sicht

~Alec! Gott sei Dank! Ich wollte gerade einen Trupp losschicken, um dich suchen zu lassen.~, begrüßte ihn Jace sichtlich erleichtert.
~Also so spät war ich nun auch nicht dran.~

~Ansichtssche. Die Bitte war eigentlich, vor Sonnenuntergang wieder hier zu sein und da nicht erst loszureiten~, entgegnete Jace, während er neben ihm herlief,~Wo willst du eigentlich hin?~
~Ich muss etwas mit meinem Vater besprechen.~, sagte er dem Hauptmann nur, als er eine Seitentür aufstieß und durch einen der endlos langen Korridore schritt.

Den Reichtum der Königsfamilie sah man überall, sei es in den, mit Gold überzogenen, Bilderrahmen oder den Mosaikmustern im Marmorboden. Alec hatte das nie gestört, immerhin war er damit aufgewachsen und hatte es immer für selbstverständlich gehalten.

Als er jedoch älter wurde, erkannte er, dass es eben nicht selbstverständlich war und viele Menschen mit viel weniger auskamen. Viele hatten nunmal nicht die Möglichkeit, jeden Morgen in einem großen Himmelbett aufzuwachen und später die exquisitesten Speisen zu essen. Viele hatten eben keine große Auswahl an verschiedenen Gewändern oder mussten arbeiten, statt Freizeitaktivitäten, wie Fechten, Lesen oder Schachspielen, nachzugehen.

Als er das erfahren hatte, war er erst gschockt gewesen, denn für ihn war das alles normal gewesen. Natürlich hatte er als Prinz auch viele Pflichten, doch der Luxus überwog an vielen Ecken und Enden.

Nicht zum ersten Mal fragte sich Alec, wie wohl ein einfacheres Leben aussehen würde. Wie würde sein Tag aussehen, wenn er nicht im Palast, sondern vielleicht in einer kleinen Hütte lebte, dafür aber mit dem Partner an seiner Seite, den er sich selbst ausgesucht hatte?

Gerade nach der Begegnung mit dem schönen Fremden kam ihm diese Vorstellung sehr verlockend vor.

~Ok, aber was ist denn überhaupt passiert? Du wirkst irgendwie so ... abwesend und in Gedanken versunken.~
~Ich habe jemanden kennengelernt.~, platzte es plötzlich aus ihm heraus.

Alec verspürte das seltene Bedürfnis, mit jemanden über seine Gefühle zu sprechen, denn der schöne Fremde beschäftigte ihn sehr.

Er war so faszinierend. Von seiner Ausstrahlung bis zu seinem Verhalten. Naja, und äußerlich hatte er Alec auch mehr als beeindruckt.

Er wollte all das jemandem erzählen und es gab kaum eine Person, der er so etwas besser anvertrauen konnte, als Jace, denn obwohl er als Hauptmann ihm nicht unbedingt ebenbürtig war, so sah er ihn eher als guten Freund. Bei Jace fühlte er sich wohl und dieser sagte ihm auch immer seine Meinung, ungeachtet dessen, dass er mit dem Königssohn sprach.

Sie waren beste Freunde und deshalb besaß Jace auch das Recht, von dem schönen Fremden zu erfahren.
~Im Wald?~
~Im Wald~, bestätigte Alec,~Er entspannte sich auf einer Lichtung  als ich auf ihn getroffen bin. Er war sehr freundlich und direkt. Ich glaube nicht, dass er mich erkannt hat, sonst hätte er mich wohl nicht gemaßregelt.~
~Er hat dich zurechtgewiesen? Dann kannte er dich wohl wirklich nicht. Allerdings müsste er dafür fernab leben, denn du bist ziemlich berühmt.~

~Ja, aber es war irgendwie ... erfrischend. Er war so aufrichtig und lieb und ... irgendwie ... süß. Noch dazu sah er mehr als gut aus...~
~Wer sah gut aus?~, fragte plötzlich seine Schwester Isabelle, die ihren Kopf neugierig aus einem Raum gestreckt hatte.

~Der Kerl, den Alec im Wald getroffen hat.~
~Im Wald?~
~Warum fragt das jeder?~
~Es ist einfach sonderbar~, verteidigte sich Jace mit erhobenen Händen, während er entschuldigend grinste,~Wie hieß er denn?~

~Er ... Das weiß ich gar nicht.~
~Wie? Du hast jemanden im Wald getroffen und mit ihm geredet, ohne ihn nach seinem Namen zu fragen?~, fragte Izzy und klang dabei leicht geschockt.

Alec verdrehte darüber nur genervt die Augen.
~Natürlich habe ich ihn gefragt, aber er hat nur schnell abgewunken. Dann haben wir geredet und ich habe ganz vergessen, ihn erneut zu fragen.~
~Herzlichen Glückwunsch. Du hast dich in jemand Fremdes verknallt!~, stellte Jace resigniert fest.

Bei seinen Worten spürte Alec förmlich, wie er errötete. Er und verknallt? Das war neu.

Aber konnte man sich denn so schnell in jemanden vergucken? Natürlich fühlte er sich irgendwie zu dem schönen Fremden hingezogen und er faszinierte und berührte ihn auf eine ganz besondere Weise.

Noch immer sah er seine braunen Augen vor sich, die von unzähligen grünen und goldenen Tupfern bedeckt waren, sodass sie im richtigen Licht beinahe katzenhaft funkelten. Natürlich hatt er sein Lächeln noch in Erinnerung und auch schienen seine Arme noch immer den schlanken und doch sehr athletischen Körper des schönen Fremden zu spüren, in denen dieser nach seinen Stolpern gelandet war.

Aber war er dadurch gleich verknallt?

~Verknallt? Ich weiß nicht.~
~Dann gib der Sache Zeit und finde es heraus~, riet ihm seine Schwester,~Wenn er dir nicht mehr aus dem Kopf geht, du am liebsten bei ihm sein, ihn halten und beschützen würdest, bist du sehr wahrscheinlich nicht nur in ihn verknallt, sondern sogar in ihn verliebt.~

~Das ist verwirrend.~
~Sind Gefühle das nicht ständig?~, fragte Jace und nun war der Blick, den er Alec schenkte, sehr liebevoll.

~Wahrscheinlich.~
~Weswegen willst du eigentlich mit deinem Vater sprechen?~
~Das wirst du sehr bald erfahren.~, antwortete er seinem besten Freund, bevor ihm noch etwas einfiel.

Behutsam holte er den Blumenkranz hervor und hielt ihn seiner Schwester hin.
~Er wollte, dass ich dir den hier gebe. Als Geschenk.~

~Der sieht ja schön aus.~, sagte sie bewundernd, nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn von allen Seiten.
~Dann hättest du erst ihn sehen sollen.~

Mit diesen Worten ließ er Izzy und Jace hinter sich und suchte weiter nach seinem Vater.

Er fand ihm vor seinem Gemach. Tatsächlich war es schon sehr spät, weswegen Alec wohl auch zeitnah zu Bett gehen sollte.

Allerdings war ihm sein Anliegen so wichtig, dass es einfach nicht bis Morgen warten konnte.

Der König bedachte ihn mit einem überraschten Gesichtsausdruck, als er seinen Sohn geradewegs auf sich zukommen sah.
~Mein Sohn. Was führt dich zu so später Stunde zu mir?~
~Könnten wir im Zimmer reden?~
~Natürlich.~

Gemeinsam gingen sie in das Schlafgemach und als die Tür hinter ihnen zufiel, atmete Alec tief durch.

~Ich weiß, dass du demnächst einen Ball veranstalten möchtest, auf dem ich mir meine Frau aussuchen soll.~, kam er gleich zur Sache.

Er hatte diese Information aus einem Gespräch zwischen dem königlichen Berater und seinem Vater, das er zufällig belauscht hatte. Die Vorstellung, so bald eine Ehefrau an seiner Seite zu haben, bereitete ihm Übelkeit und er hatte eigentlich noch vorgehabt, das möglichst lange vor sich her zu schieben, doch die Begegnung mit dem schönen Fremden hatte alles geändert.

Alec wollte ihn so gerne wiedersehen und sei es nur für ein einziges Mal.
Sein Vater schwieg, weshalb er unbeirrt fortfuhr~Ich bin damit einverstanden, aber ich habe eine Bedingung.~

~Und die da wäre?~
~Alle dürfen zu diesem Ball. Prinzessinnen wie Prinzen, Bürgerinnen wie Bürger. Jeder junge Mensch darf auf diesen Ball erscheinen. Dann ... suche ich mir eine Braut.~

~Hat deine Bedingung einen speziellen Grund?~
~Ist das denn wichtig?~, fragte er zurück und sah seinem Vager fest in die Augen. Der König sollte sehen, dass er es ernst meinte.

~Nein, aber deine Bedingung wird erfüllt. Der Ball findet in drei Tagen statt und jeder ist dazu eingeladen, zu erscheinen.~
Hoffentlich ist der schöne Fremde das wert ...

Das Wunder in jedem Tag (Malec)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt