37- Hoffnung

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Rivaille. Ist das überhaupt ein Name oder eine Tomatensoße? Ist das hier wirklich Levi? Der echte Levi, in den er sich damals verliebt hat? Vielleicht hat der Teufel ihn ja verarscht und ihm nun einfach die Seele entwendet? Wer weiß das schon so genau. Levi hatte nie was von ihm erzählt, aber er ist böse, persönlich aus der Hölle entsprungen und die spielen bestimmt gern mal falsch. Doch wie soll Eren ihn anmeckern? Ihm sagen, dass er einen Fehler gemacht hat? Ihn komplett verarscht hat? Ist ja nicht so, als wäre die Hölle ein öffentlicher Rewe, den man besuchen kann und einfach Accressiors mitnehmen kann oder Höllenbutter erwerben kann. Eren krallt sich in die Haare und kneift die Augen zusammen. Ihm wird alles zu viel, viel zu viel. Dieser ganze Stress, dieses Drama. Er will nur wieder Levi zurück und Zeit mit ihm verbringen, ihm spiele beibringen oder Kochen von ihm lernen. Wieso lernt er jetzt erst diese Zeit zu schätzen? Vorher war ihm auch nichts genug. Er wollte nur Erwachsen werden, immer mehr und er hat Levi so oft wie Scheiße behandelt oder mit ihm gestritten. Warum bereut und erinnert er sich jetzt nur an die Streitereien und die schlimmen Dinge, wie die Zwangshochzeit? Es gab doch auch gute Tage bei ihnen, aber es fühlt sich an wie damals, als sie miteinander Schluss gemacht haben. Dieser stechende Brustschmerz, diese quälenden Gedanken und Kopfschmerzen. Am liebsten würde der Teenager nur schreien, weinen und was kaputt schlagen. Ja, er nimmt nun auch eine Vase und knallt sie gegen die Wand, sodass das Wasser darin überall hinspritzt und die Blumen in ihr zu Boden fallen. Levi hat das Haus so schön dekoriert, so heimelig für Eren gestaltet, aber was bringt es ihm, wenn nur die leere Hülle hier ist? „Oi du Vollidioten Balg, was wird das, wenns fertig ist?" kommt Levi aus dem Zimmer raus und in lässiger Kleidung, ehe er Eren mustert und seinen Blick, auf dessen Hand wirft „Du blutest". Als der braunhaarige nun auf seine Hand sieht, welche zittert, sieht er, wie wund und aufgeschlagen blutig seine Fingerknöchel sind „Ich... Tut mir leid" wispert er hörbar kraftlos und schluckt, ehe der Butler näher kommt, Erens Hand in seine nimmt und sich die Verletzung ansieht. Wieso muss er das machen? Ihm so nah kommen und so verdammt vertraut riechen?

Gerade, als Eren was sagen will, ergreift Levi das Wort „Komm mit" und zieht ihn in die Küche, wo er sich den Verbandskasten schnappt und Erens Wunden mit Desinfektionsmittel besprüht „Au, das tut Weh" beschwert er sich sofort „Sei nicht so zimperlich. Hast du deine Tage oder was?" antwortet Levi sofort kalt und tupft ein wenig. Immer noch hat er diese freche Art an sich, welche Eren immer noch etwas aus der Bahn wirft, aber genau das liebt er an ihm, auch wenn es ihn fast wahnsinnig macht. Sie ergänzen sich, lieben sich, aber wie kann Eren es schaffen, dass Levi sich in ihn verliebt? Schon wieder? Damals gab es noch andere Faktoren, die sie zusammen gebracht hatten. Wieder treibt es Eren die Tränen in die Augen, woraufhin Levi aufschaut, da eine Träne auf das Handgelenk des Teens tropft „Oi, es ist ja gleich vorbei, aber das wird dir eine Lehre sein. Im Leben solltest du immer voraus Planen und weiter denken, als bis zur nächsten Stunde" meint der schwarzhaarige, weshalb der größere schnieft und in Levis Augen sieht. Wie gern würde er diese Lippen küssen und mehr als nur seine Hand halten. Nach allem, was Eren schreckliches gesehen hat, bräuchte er dieses Glück eigentlich. Normalerweise ist er doch total egoistisch, aber nun möchte er nur, dass es Levi gut geht und solange er lebt, ist es doch auch gut, oder?

„Ich mache dir Pfannkuchen, es ist ja noch früh, oder willst du Mittagessen?", fragt der dunkelhaarige nun und entfernt sich etwas von ihm, ehe Eren nun blinzelt „Pfannkuchen? Ich, ja. Ich möchte Pfannkuchen". Nickend stellt Levi sich nun auch an den Herd, nachdem er sich die Schürze und Haube angelegt hat. Langsam setzt Eren sich hin und reibt sich über das Gesicht, ehe er den anderen beobachtet. Weiter denken. Das, was Levi eben sagte, das trifft eigentlich zu, denn vielleicht kann Eren es schaffen, Levis Erinnerungen zurückzuholen, denn wenn Eren die Situation beobachtet, dann stellt er fest, dass sein Kopf wohl doch nicht ganz gelöscht ist. Immerhin war Rivaille angeblich nie hier und fängt heute an, aber er wusste genau, wo der Medizinkasten ist. Normalerweise, hat man ihn doch im Bad, aber er lief sofort in die Küche. Als Levi Eren nämlich kochen beigebracht hat, sah er, wie oft der Teenager sich verbrannte und sagte, dass der Kasten hier besser aufgehoben wäre. Der alte Levi ist noch da, er ist da drin. Eren ballt seine Faust und beißt sich auf die Unterlippe. Er wird wieder egoistisch handeln müssen! Was das betrifft, dass Levi nun dem Teufel dient, erklärt er ihm noch nicht. Er ist nun kein himmlischer, sondern ein teuflischer Butler, was nicht unbedingt heißt, dass sich etwas großartig ändern muss.

Als Levi die Pfannkuchen vor Erens Nase stellt, schaut er auf diese und packt den kleineren am Handgelenk „Iss mit mir!", meint er nun einfach ernst, doch Levis Blick verpasst ihm eine Gänsehaut, da diese kalten Augen wie Messer in seine Seele stechen.
Es tut weh!

Er packt Erens Hand und nimmt sie von sich, ehe er seufzt „Erstens, hör auf mir Befehle zu geben und zweitens esse ich eigentlich nicht mit meinen Arbeitgebern" sagt er neutral und Eren schluckt. Er braucht eine Idee oder soll er einfach nett sein und versuchen irgendwie niedlich zu wirken? Oh Gott. Er muss sich nun ernsthaft von seiner besten Seite zeigen... Das fällt ihm schwer.

Schluckend holt Eren Luft „B bitte. Ich möchte Gesellschaft... Meine Eltern essen auch nie mit mir, da sie immer nur auf Geschäftsreisen sind..." meint er total bedrückt und versucht einen Hundeblick nachzuahmen, dem man eigentlich nur schwer widerstehen kann. Levi sieht ihn jedoch einfach nur an, bevor er den Kopf schüttelt, sich die Schürze und Haube auszieht und dazu setzt. Es hat geklappt? Der kalte Kerl reagiert darauf? Im Ernst? Eren muss nur nett sein? Das kann ja was werden. Lange wird er es vielleicht nicht aushalten, aber er muss es versuchen. Für ihre Beziehung und Liebe. „Danke", sagt der Teen leise und nimmt sich ein paar Pfannkuchen, welche er schlingend isst, während Levi sich mit angewidertem Blick einen nimmt und ihn mit Messer, sowie Gabel klein schneidet, um zu essen. Diese ganze Sache hat in Eren Hoffnungen verbreitet, aber auch Hunger, enormen Hunger. Er darf jetzt nicht meckern oder motzen, auch nicht fies sein. Ja, er muss sich benehmen, auch nicht stur zu sein. Deshalb isst er nun auch so hastig, um den Mund voll zu haben.

Nachdem er aber geschluckt hat und hecheln muss, da er kaum gekaut hat, blickt er Levi oder besser gesagt Rivaille an und schmunzelt zögerlich „Möchtest du vielleicht einen Disney Film sehen?", fragt er leise und Levi hebt die Augenbraue an „Ich bin zwar kein kleines Kind mehr, aber meinetwegen. Ich muss ja nicht aufräumen oder dergleichen, hier scheint es ordentlich zu sein". Kein Wunder, Levi hatte ja auch immer Ordnung gehalten zum Glück. Eren hat die Hoffnung, er glaubt so sehr daran, dass alles wieder gut werden könnte.

Mein himmlisch unfreundlicher Butler [Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt