Chapter One

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Die ersten Tage habe ich mich recht gut eingelebt

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Die ersten Tage habe ich mich recht gut eingelebt. Das Einzige, was ich jetzt schon hasse, sind die Gemeinschaftsduschen - das einzig Gute daran ist, dass sie nur zwei Türen weiter sind.
Ich schleppe mich grade zurück ins Zimmer, während Teddie zurück von ihrer Joggingrunde ist. Joggen, um sieben Uhr morgens, im tiefsten Winter, dabei haben wir noch nicht mal Winteranfang, sondern erst Dezemberanfang. Dieses Mädchen ist verrückt.
» Du siehst aus als könntest du Kaffee gebrauchen.« freudig hüpft Teddie mir ins Zimmer hinterher.
» Den kann ich tatsächlich gebrauchen, gibt es hier guten Kaffee?« auf meinem alten College fand man keinen guten Kaffee innerhalb des Campus, deshalb habe ich mir zu hause immer welchen abgegossen, das klappt hier schlecht.
» Ja. Im Cherry Bean es liegt nicht direkt auf dem Campus, aber du musst sowieso in die Richtung, wenn du willst begleite ich dich. Aber bestimmt wirst du es auch so finden, es hat ein rosenrotes Dach, das sticht raus, vor allem wenn die ganze Stadt im Schnee versinkt.«
» Ich werde es finden, danke. Ich muss jetzt mein Zombie Gesicht überdecken.« mit den Finger umkreise ich mein Gesicht. Ich traue mich gar nicht in den Spiegel zu sehen. Beim Zähneputzen wäre ich fast umgekippt, weil meine Augenringe nicht auszuhalten sind. Teddie nickt und ich verschwinde in meinem Zimmer um mir Make-up aufzutragen. Ich benutze nicht viel, Concealer, Conturing, Bronzer, ein wenig Highlighter, ein Hauch Blush, Augenbrauen-gel, Eyeliner und Mascara.. Wenn man es aufzählt klingt es viel, aber ich kleistere mein Gesicht nicht mit Foundation zu, meine Lidschattenkünste sind auch nicht die Besten und Lippenstift stört mich, deshalb bevorzuge ich Labello. Schließlich föhne ich mir meine Haare und packe meinen Rucksack. Nachdem ich mir eine graue Jeansjacke über meinen schwarzen Rollkragenpullover gezogen habe, gehe ich los und suche den besagten Coffeeshop. Ich habe noch genau eine Dreiviertelstunde bis ich im Hörsaal sitzen muss.

Knappe zehn Minuten später stehe ich vor dem Gebäude mit dem rosenroten Dach, auf dem Schild steht Cherry Bean Coffee und die Eingangsfront besteht aus Glas. Glastüren und große Fenster, da es noch recht dunkel ist, leuchten innerhalb des Coffeeshops gelbliche Lichter. Ich öffne die Tür. Der Geruch von frischem Kaffee und Schokolade kommt mir entgegen.
Bei den oberen Sitzreihen und Tischen hängen drei Bilder, dahinter ist eine Backsteintapete. Ich gehe zwei Stufen hinunter, an den dunkelgrünen Bänken und den Tischen aus dunklem Eichenholz vorbei. Es sitzen zwar einzelne Personen drin, aber am Tresen steht nur ein Typ und das dahinter. Und leider Gottes sieht er gut aus.
Und wie gut er aussieht. Alleine diese braunen perfekt sitzenden Locken reichen um mich aufmerksam zu machen.
Er lenkt mich vollkommen ab, sodass ich nur merke, dass die Regale hinter ihm beleuchtet sind.
» Hey.« begrüßt er mich und ich könnte glatt bei seiner tiefen Stimme erschaudern. Ruby, du bist nicht für Typen hier, erinnere ich mich selbst.
» Hey, ich hätte gerne einen großen Kaffee mit Hafermilch.« Seine grauen Augen lenken mich ein wenig ab, aber nicht, weil sie so schön sind und sein Gesicht wie gemeißelt aussieht, nein. Wie viele Menschen auf dieser Welt haben graue Augen? Fünf Prozent? Und das bestimmt aufgerundet, meine sind selbst blau-grau, aber ich kenne nur Menschen die rein blaue bis blaugrüne Augen haben. Wenn man von den zehn Prozent der Menschheit ausgeht, die blaue oder graue Augen haben, muss das wirklich selten sein. Könnte ich aufhören über graue Augen nachzudenken? Es ist zu früh für sowas.
» Dein Name?« fragt er mit einem Pappbecher in der Hand.
Ich brauche einen Moment bis ich realisiere, was er mich gefragt hat. » Ruby.«
Sein Lächeln ist mindestens so perfekt, wie ich es erwartet habe und die braunen Locken schwingen bei seinem Nicken mit. » Du bist neu hier oder?« fragt er während die Maschine, links neben ihm, ihre Arbeit macht.
» Ja, ich bin vor vier Tagen hergezogen.« ich hoffe er belässt es dabei, ich habe keine Lust auf Smalltalk oder meine Lebensgeschichte einem Fremden zu erzählen, dafür bin ich nicht hier. Da kann er aussehen wie Zac Efron, das würde nichts ändern.
» Und warum bist du ausgerechnet nach Rosewood gezogen?«
Das Schlucken fällt mir augenblicklich schwer. Mein Herz weiß anscheinend nicht ganz ob es schneller schlagen soll oder aufhören soll generell zu schlagen. Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht und schaue auf meine Finger die sich am Tresen festkrallen. Erst jetzt merke ich, dass die schwarze Platze aus Glas ist.
So eine Frage sollte mich nicht vollkommen aus dem Konzept bringen. Hier kennt mich niemand, es macht keinen Unterschied, was ich sagen werde oder wie ich mich herausrede.
» Ich komm fast zu spät, also ich hätte einfach gerne mein Kaffee und würde gehen.« um nicht allzu unhöflich zu wirken, will ich wenigstens lächeln, aber das funktioniert nicht, also habe ich ein ausdrucksloses Gesicht, schaue ihn aber nicht mal dabei an.
Ich mache immer dicht bei dem Thema, ich kann nicht mal negative Gefühle zu Vorschau bringen. Es ist als hätte es mich nicht verletzt, dass die Liebe meines Lebens, was sich als falsch rausgestellt hatte, mich behandelt hat, als wäre ich ein Gegenstand und mich bei der erstbesten Möglichkeit weggeworfen hat. Aber es ist auch nicht so, dass es mich erfreut.
Als ich aufblicke bleiben meine Augen kurz an seinem Namensschild stehen. Taylor.
» Guten Morgen, Taylor!« Teddies Stimme neben mir lässt mich zusammenzucken. Seitlich schlingt sie die Arme um meinen Hals und schmiegt sich an meinen Arm. Ich bin ein kleines Stück größer als sie, aber durch die niedrigen Absätze ihrer Stiefel, kommen wir auf die selbe Größe. Geschickt befördert Taylor einen mittelgroßen Becher in seine Hand.
» Morgen Teddie, das selbe wie immer?« die Blonde nickt mit einem breiten Lächeln.
» Ruby, was machst du denn für ein Gesicht?« jetzt klingt sie fast wie meine verstorbene Oma, möge sie in frieden Ruhen. » Du brauchst wirklich deinen Kaffe am Morgen kann das sein?«
Taylors Mundwinkel zucken, während er meinen Becher verschließt.
» So ähnlich.« antworte ich ihr, bezahle meinem Kaffee und will flüchten.
» Bis später, Mitbewohnerin.« grinst sie freudig.
» Bis später.« seufze ich und verlasse den Laden.
Mir ist ein Rätsel wie man so früh, so energiegeladen sein kann. Nicht mal als Kind war ich so bewegungsfähig und aufbrausend. Scheint als hätte sie eine gute Kindheit gehabt, während ich mich unter meinem Bett versteckt habe.
Ich schaue auf den Becher und entdecke ein kleines Herz neben meinen Namen, ich muss den Kopf schütteln. Ich will ihn nicht in eine Schublade stecken, deswegen verdränge ich jeglichen Gedanken an die mögliche Bedeutung dieses Herzens und in welche Schublade er sich damit selbst steckt. Und vor allem verdränge ich sein perfektes Lächeln, was in meinem Kopf rumgeistert. Ja, er sieht gut aus - er sieht sehr gut aus, aber ich will einfach nur mein Studium beenden und mich um meine Mutter kümmern können. Keinen Typen kennen lernen, mich nicht verlieben und erst recht nicht jemanden die Macht über mich geben, die Ashton eins über mich hatte. Nein, Jungs stehen ganz unten auf meiner Liste.

Weitere fünf Minuten durch den Schnee komme ich an meinem Gebäude an und suche den Hörsaal. Management zu studieren war nicht grade die Wahl eines einfachen Fachs, aber ich bereue gar nichts, keine Sekunde im Hörsaal, keine Sekunde vor meiner Bücher, nichts. Es ist das was ich tun will. Wo es mich hinbringt ist noch fragwürdig, aber es ist, auch theoretisch, sehr interessant. Man muss sich eben dafür interessieren. Vorlesungen wie Marketing und Unternehmensführung sind natürlich interessanter als Rechnungswesen oder Betriebswirtschaft, jedoch gehört das alles zusammen und ich komm nicht drum rum.
Ich setze mich an einen freien Platz in einer der mittleren Reihen, der Saal füllt sich nur schleppend, die meisten kommen erst fünf Minuten vor Beginn. Da ich meine Hörsäle noch suchen muss, wollte ich etwas früher los, dass ich den Hörsaal schneller als mein Zimmer finde, dachte ich jedoch nicht.
Meine erste Vorlesung dreht sich um Marketing, in meiner zweiten darf ich mich mit Rechnungswesen rumschlagen. Hauptsache ich überstehe diesen Tag. Mehr will ich heute nicht mehr, schlimmer hätte mein erster Collegetag an der Rosewood University nicht starten können.
Dieses verfluchte Lächeln, er war nur freundlich, das muss man sein, wenn man mit anderen Menschen arbeitet. Mein Gott, warum lässt mich dieses höllisch gut-aussehende Gesicht nicht Frieden?
Nach meinen Vorlesungen gehe ich direkt ins Wohnheim zurück um meine Sachen auszupacken und zu lernen. Da ich nur bis Mai hier bleiben werde um das Studium zu beenden, brauche ich mich nicht viel umzusehen. Ich werde bestimmt nicht viel Zeit damit verbringen draußen zu sein, sondern mehr lernen, damit mein Plan aufgeht. Wenn ich irgendwo hin muss, dann schaue ich einfach auf meinen Handy nach und fahre dahin, kein Problem. Das Einzige worum ich mich kümmern muss ist etwas zu essen, vielleicht sollte ich mich mit irgendetwas eindecken. Soweit ich weiß ist die Cafeteria hier auch sehr gut, aber etwas teuer. Mein kleiner Abstecher um mir ein Sandwich zu holen, hat mir einen Einblick beschafft, aber ich war nur fünf Minuten dort. Wenn überhaupt. Es war halt eine Cafeteria mit Auswahl an Essen, eine Getränkeausgabe und ein Raum voller Esstische. Nichts besonderes, außer vielleicht die rosafarbenen Wände, die wirkten eher unpassend.
Ich breite meine Bücher, Notizen und meinen MacBook auf meinen Schreibtisch aus und beginne zu lernen. Mein Handy liegt derweil am anderen Ende des Zimmers. Sodass ich nicht abgelenkt werde. Zwischen den ganzen Zahlen kann ich keine Nachrichten gebrauchen und wenn etwas mit meiner Mutter sein sollte, höre ich den speziellen Klingelton, den ich eingestellt habe. Es ist nicht so, dass sie um Leben und Tod kämpft, an sich geht es ihr gut. Mich wird nicht plötzlich die Nachricht erreichen, dass meine Mutter gestorben ist, sie ist lediglich gelähmt, und kann nur noch ihren Kopf bewegen. Dafür hätte ich gerne meinen Vater erschlagen, aber da wo er jetzt ist, ist es besser so. So lange er nicht mehr bei meiner Mutter ist, ist alles gut.
Es klopft an meiner Tür, ich drehe mich um und bitte Teddie hinein, es kann niemand anderes sein. Wofür ich ehrlich gesagt ziemlich dankbar bin. Das Letzte, was ich brauche, sind Studenten, die ein und aus gehen und mich nerven.
» Du lernst ja schon wieder.« bemerkt sie. Ich habe die letzten Tage nichts anderes gemacht, aber ich bin auch für nichts anderes hier. » Ich wollte dich fragen, ob du mit mir was Essen gehen willst, ich sterbe vor Hunger, aber wollte nicht unhöflich sein.«
Warum nicht? Ich kann was zu essen vertragen und mein Problem ist damit auch gelöst.
Ich löse mein Haarband aus meinem schwarzen Knäul auf dem Kopf. » Klar gerne. Lass mich nur schnell meine Jacke und Schuhe anziehen.« lächle ich meine Mitbewohnerin an und sie strahlt von einer Gesichtshälfte bis zur anderen.
So ziehe ich mir meine Boots an und die Jeansjacke über die Schultern, bewaffne mich mit meinem Portemonnaie und meinem Handy, welche ich in eine kleine Tasche stopfe und folge Teddie aus dem Zimmer.

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Ach dieses Lächeln... Begrüßt Taylor.

Wie ist eurer erster Eindruck?😌

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The coldest Winter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt