Chapter Twenty-Two

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Der Kaffee hat grade dafür gereicht, dass ich keinen Autounfall bis zum Flughafen baue und noch den richtigen Flug erwischte

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Der Kaffee hat grade dafür gereicht, dass ich keinen Autounfall bis zum Flughafen baue und noch den richtigen Flug erwischte. Danach war ich zwar müde, aber dennoch hellwach, weil ich nichts weiteres von Susann gehört hatte. Mein Vater will nicht gehen, meine Mutter will meinen Vater genauso wenig sehen wie ich, Susann hätte längst zu hause sein müssen und ich musste den Mann verlassen, der mir den besten Kuss meines Lebens gegeben hatte.
Ich wollte nicht gehen, aber ich musste. Ich wäre sofort losgefahren, wäre ich in der Lage gewesen. Der Schock, den ich bekam, als ich die Stimme meines Vaters nach zwei Jahren wieder hörte, konnte ich selbst im Flugzeug noch spüren.
Vom Flughafen aus nahm ich ein Taxi. Es war hell und kalt, durch den Schnee. Ich war durchgeschwitzt, mit leerem Handy, ohne irgendwelche Sachen, außer meinem Handy und die zwanzig Dollar die ich immer in meiner Handyhülle hatte. Ich habe nicht mal mein verfluchtes Portemonnaie bei. Die Zeit hat grade so gereicht meinen Reisepass, den ich in meiner Nachttischschublade aufbewahre, zu holen und weiter zu fahren. Keine Ahnung wo mein Portemonnaie überhaupt steckte.
Ich nahm den Ersatzschlüssel im Blumentopf neben der Tür und schloss die Tür auf bevor ich ihn wieder an Ort und stelle legte. Mein Körper sehnt sich nach Schlaf, aber daran ist nicht zu denken als ich die Türschwelle übertrete.
Es ist wahnsinnig still, dafür, dass mein Vater hier ist. Ich gehe nach oben. Meine Mutter schlief, neben ihr saß Susann, ebenfalls am Schlafen. Aber wo ist mein Vater?
Ich gehe in das Zimmer meiner Mutter. Mein erster Instinkt ist ihren Puls zu fühlen. Ich würde meinen Vater alles zutrauen seit dem Unfall. Alles in Ordnung sie schläft wirklich nur. Kurz drücke ich ihr einen Kuss auf die Stirn und greife ihre Hand. Dann verlasse ich das Zimmer wieder und lehnte die Tür ran.
Die nächste Tür ist die zu meinem Zimmer. Sie steht einen Spalt offen und man hört etwas runterfallen und ein Fluchen. Ich reiße mich zusammen und mache die Tür ganz auf. Irgendwie fühle ich mich in einem schlechten Horrorfilm. Ein Wunder dass ich durch meine Anspannung nicht schwitze. Mir ist vollkommen kalt.
» Ruby.« Mein Vater stellt einen Bilderrahmen auf mein Schreibtisch, dieser ist nun kaputt. Super. Danke für nichts.
» Was willst du?« knurre ich und verschränke meine Arme vor der Brust. Lieber würde ich nicht mit ihm alleine sein.
Seine Haare haben mittlerweile ein paar graue Strähnen. Seine Gesichtszüge sind entspannter als sonst. Sein Bart ist lang, aber ordentlich. Es ist fast so als würde ein anderer Mensch vor mir stehen. Fast.
Ich weiß nicht wovor ich mehr Angst habe: die Tatsache, dass er ruhig ist oder vor dem Mann, der vor zwei Jahren mich und meine Mutter geschlagen hatte, nur um dann mit ihr von der Fahrbahn einen Abhang runterzustürzen.
Ist es falsch, dass ich mir wünsche, dass er derjenige wäre der gelähmt ist? Wenn ich nicht sogar hoffe, dass er dabei draufgegangen wäre.. Immerhin ist er mein Vater. Es fühlt sich falsch an, aber ich bin mir nicht sicher ob es wirklich falsch ist.
» Ich muss dir etwas geben.« er greift in seine Hosentasche, augenblicklich zucke ich zurück gegen meine Kommode. Sie beginnt heftig zu wackeln, was mich aus meiner Starre erwachen lässt. Ein stechender Schmerz zieht durch meinen Rücken bis in meine wackligen Beine.
Ich brauche Schlaf.
» Du solltest gar nicht hier sein.«
» Ich bin nur draußen weil ich dir das geben muss.« er streckt mir einen Briefumschlag hin. » Ich konnte nicht wissen, dass du den Staat verlassen hast.«
» Hat aber trotzdem gereicht um einen Teil der Einrichtung zu zerstören.« brumme ich.
» Ich dachte sie will mir den Kontakt zu dir verweigern, Ruby. Du bist meine Tochter.«
» Das hat dich sonst auch nicht gekümmert.« ich reiße ihm den Briefumschlag aus der Hand. Ich merke wie er bei meinen Worten zusammenzuckt, jedoch tut es mir auch nicht leid. Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht schlagen, wie er es so oft mir meiner Mutter, seiner Frau, getan hatte. » Außerdem könnte man es ihr nicht verübeln, wenn sie das tun würde.«
Ich betrachte den weißen Umschlag. Nichts was auf irgendetwas hindeutet, außer, dass der Brief an meinen Vater adressiert ist. Ich nehme den Brief aus dem Umschlag.
Mein Vater verschränkt mittlerweile die Arme. Meine Augen fliegen über die Buchstaben. In mir zieht sich alles zusammen. Es dauerte einen Moment bis ich realisiere, was ich grade dreimal gelesen habe.
» Zwei Millionen Dollar?« ich halte den Brief hoch. » Wann? Wie? Warum weiß ich nichts davon?«
» Vor zwei Wochen, an einem Herzinfarkt, frag deine Mutter.« beantwortet er meine Fragen nach der Reihenfolge.
Meine Großmutter hat mir zwei Millionen Dollar vererbt, das ist.. Ich wusste nicht mal, dass sie so viel Geld besaß. Der Scheck ist auf meinen Namen ausgestellt. Ein Scheck von zwei Millionen Dollar.
Was soll ich damit? Was soll ich damit anstellen? Ich.. ich weiß nicht was ich tun soll, außer das Papier in meiner Hand anzustarren.
» Ich wollte ihn dir persönlich geben, bevor es abhanden kommt.«
» Warum ist der Brief an dich adressiert?«
» Da war noch was persönliches an mich drin.« hielt er sich kurz. Als ihr einziger Sohn, festsitzend in einer Psychiatrie, macht das für mich sogar Sinn. Sie war damals nicht sonderlich davon begeistert.
Oft war ich über Nächte bei ihr, hatte sogar ein eigenes Kinderzimmer. Ab zehn wollte ich jedoch nicht mehr bei ihr Schlafen. Ich realisierte was hier los war, was es für Ausmaßen hatte. Meine Mom wollte mich vor seinen Ausbrüchen schützen, vor allem nach seinen harten Arbeitstagen. Das habe ich sofort bei der ersten Nacht gemerkt, an der ich mich geweigert hatte bei meiner Großmutter zu schlafen. Ich habe so getan als würde ich schlafen, war jedoch wach.
Mein Vater kam nach Hause, hat herum geschrien, Geschirr ist geflogen. Als ich aus mein Zimmer gerannt bin, um zu sehen, was passiert ist, bin ich direkt in die Schwrben gelaufen. Meine Mutter hat ihre Tränen unterdrückt, während sie mich aus den Scherben gehoben hat und mein Vater sie angeschrien hatte, weshalb ich überhaupt zu hause vor.
Im Gegensatz zu dem Mann, der grade vor mir steht, jemand völlig anderes zu sein scheint.  Und wenn ich ehrlich bin, würde ich mich freuen, wenn er fortschritte gemacht hat. Verzeihen könnte ich ihm trotzdem nie.
» Was soll ich denn damit?« frage ich und starre weiterhin fassungslos auf den Scheck.
» Spar es und gib es für etwas gutes aus. Etwas was dich weiterbringt, aber bring ihn zur Bank.« damit verlässt er mein Zimmer. Die Tür fällt ins Schloß und wenige Herzschläge später höre ich einen Automotor. Er ist weg.
Wow. Das ist.. wow.
Mein erster Impuls ist Taylor anzurufen, was schon ein ziemlich klares Zeichen für meine momentane Situation ist, aber mein Handy ist leer. Und ich habe kein Ladekabel.
Er weiß nicht, dass ich weg bin. Er wird sich Sorgen machen oder denken, dass ich es mir anders überlegt habe und das gestern Nacht bereue. Verdammt.
Mein Leben ist ein einziges Chaos. Ich falle auf mein Bett und starre weiterhin den Scheck an. Eine zwei und sechs nullen. Das ist.. wow. Ich habe keine Worte dafür.

Als ich aufwache habe ich noch immer den Scheck in meinet Hand. Ich fühle mich völlig gerädert. Mein Kopf brummt, meine Glieder tun weh. Selbst meine beigen Wände scheinen mich einzuengen. Der Geruch von Pancakes steigt in meine Nase. Wie ich Susanns Pancakes vermisst habe. Ich stehe auf und gehe in das Zimmer meiner Mutter.
» Ruby, Schatz.« lächelt sie.
» Mom.« seufze ich und lege mich zu ihr ins Bett. Auch wenn sie mich nicht mehr halten kann, ich brauche ihre Nähe. Ich zeige ihr den Scheck. Sie ist genauso verblüfft wie ich.
» Geht es dir gut? Hat er dir irgendetwas angetan?«
» Mir nicht, aber der Tür.« ich drehe mich um, vorhin ist mir die zersplitterte Stelle, auf der oberen Hälfte, gar nicht aufgefallen. » Bei dir ist doch auch alles okey, oder?«
Kaum hat sie gefragt, beginne ich wieder zu weinen. Wie das Haufen Elend, dass ich in der letzten Woche gewesen war. » Also was Dad angeht schon.« stelle ich klar.
» Was ist dann los?«
» Ich glaube, ich verliebe mich in jemanden.«
Es weiter zu leugnen macht keinen Sinn. Mit wem sollte ich mich darüber unterhalten, wenn nicht mit meiner Mutter. Sie kennt mich, wenn ich verliebt bin und sie kennt mich auch, wenn ich einen Fehler begehe. Sie ist, nach mir, die Einzige, die mir sagen kann, ob das alles richtig ist, oder ich mir nur etwas vormache, weil ich hoffe, dass Taylor der Richtige ist.
Ihre Augen strahlten auf, das habe ich befürchtet. » Und warum weinst du?«
» Weil alles so kompliziert ist.«
» Nun beruhig dich. Susann bringt uns gleich eine Ladung Pancakes, die sie extra gemacht hat, weil du hier bist und dann erzählst du mir alles über diesen mysteriösen Mann.«
Sie entlockte mir ein Lachen. » Okey.« nickte ich.
» Ich hoffe doch er behandelt dich gut.« ihr Blick ist prüfend.
Eifrig nicke ich. Zu gut, er behandelt mich zu gut. » Ja, darüber musst du dir wirklich keine Sorgen machen.«
Nach unserem Frühstück, wobei ich ihr beim Essen half damit Susann sich von ihrer langen Nacht erholen konnte, erzählte ich ihr alles was ich über Taylor erzählen konnte. Angefangen bei unserem ersten Treffen und ende bei unserem Kuss der einige Stunden zurückliegt. Dabei ging ich mit ihr spazieren. Das konnte ich lange nicht mehr tun. Und auch wenn ich nur wenige Stunden Schlaf hatte, dazu der Jetlag seine Nebenwirkungen zeigte, bin ich ziemlich froh hier zu sein.
» Schatz, das klingt toll.« lächelt meine Mutter während ich die Tür aufschließe.
» Ist es aber nicht.« gebe ich Trocken zurück. Mit Susanns Hilfe bringe ich meine Mutter wieder hoch in ihr Bett.
» Warum?« fragt sie, als Susann verschwunden ist.
» Mom. Ist das nicht offensichtlich?«
Es liegt doch auf der Hand, dass es nicht funktionieren kann. Es wird nicht zu dem werden, was unseren Standards entspricht. In vier Monaten werde ich wieder hier sein.
» Anscheinend nicht, also weiter im Text«
Ich seufze. » Unsere Leben sind so verschieden. Er hat sich sein Leben dort aufgebaut. Er hat einen Job, Freunde und seine Familie dort. Sein Leben läuft gut, wahrscheinlich bin ich das einzige Stück Drama darin. Ich dagegen habe keinen Plan war ich nach dem Studium tun will, bis auf hier zu sein, bei dir. Alleine schon deshalb würde es nicht funktionieren. Ich will ihn nicht mit in das ganze Drama in unserem Leben ziehen, Mom. Geschweige dich hier zurück lassen, um bei ihm zu bleiben, das wäre nicht richtig.«
» Vielleicht solltest du dich ausruhen. Es war eine lange Nacht und du hattest nicht viel Schlaf. Gib deinen Kopf ein paar Stunden Pause.« wenn sie könnte, würde sie ihre Hand auf meine legen, deshalb schiebe ich meine unter ihre. Sie lächelt schwach. » Ruh dich aus.«
Ich erwidere ihr Lächeln, dann gehe ich raus und in mein Zimmer. Mein Handy ist immer noch leer. Es dürfte ca. neun Uhr in Rosewood sein. Bedeutet ich hätte vor anderthalb Stunden im Cherry Bean sein sollen und jetzt in einem Seminar sitzen. Bevor ich mich hinlege krame ich meinen alten Laptop raus, fürs College habe ich einen neuen bekommen. Ich schreibe E-mails um mich zu entschuldigen. Dann lege ich mich hin.
Ich wälze mich umher. Meine Gedanken sind zu unruhig, damit ich schlafen könnte. Taylor. Taylor. Taylor. Es gibt nichts was ich dagegen machen kann. Überhaupt nichts. Vielleicht hätte ich mir am Flughafen ein neues Ladekabel kaufen sollen, aber dann hätte ich das Taxi nicht mehr bezahlen können. Ich habe grade weder Geld, noch ein Handy, noch die Kraft und noch weniger den funktionierenden Kopf dafür.
Ich stehe auf, streife mir den Pullover vom Kopf und nehme eins der wenigen Shirts aus meinem Schrank. Anders als in meinem Wohnheimzimmer, schmelze ich förmlich durch die Heizung. Meine Jogginghose tausche ich durch eine Shorts. Die Rolladen lasse ich runter. Als ich dieses Mal im Bett liege fühlt es sich schon um einiges besser an.
Nur ist Taylors Stimme in meinem Ohr.

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The coldest Winter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt