Das Wochenende wollte ich etwas entspannen. Ein wenig abschalten. Ha! Ich könnte heulen, wenn ich daran denke, dass sein Geruch in meiner Nase hing. Er roch so gut. Und diese Umarmung. Ich glaube, noch nie hat sich etwas so gut angefühlt, als sein kräftiger Arm um mich. Wir haben das ganze Wochenende geschrieben, was an sich nichts schlechtes ist, mein dauerhaftes Grinsen hat mich aufgeregt. Ich fühle mich wie in der Highschool und ich brauche keinen Ashton getarnt als Taylor.
Darauf kann ich verzichten.
Wirklich.
Gähnend strecke ich mich nochmals als ich grade in meinen Parka geschlüpft bin. Zeit für einen Kaffee. Ich schultere meinen Rucksack und verlasse zusammen mit Teddie unser Zimmer.
» Kommst du mit zum Cherry Bean?« frage ich sie, da ich sonst nicht früh dort gesehen hatte, außer Montag.
Sie schüttelt den Kopf. » Ich gehe später, meine Zwischenprüfungen finden am anderen Ende des Campus statt.«
Stimmt, die Zwischenprüfungen, ich muss zu den Nachprüfungen Ende Dezember, da ich jetzt erst gewechselt bin.
» Achso, dann viel Glück.« ich umarme sie kurz, dann schlagen wir verschiedene Wege ein.
Der Duft von frischem Kaffee kommt mir entgegen als ich die Glastür öffne. Und Schokolade. Kuchen und Schokolade. Wenn man sagen würde ich freue mich Taylor zu sehen, liegt man damit verdammt richtig. Mein Lächeln, ähnlich dem Lächeln, das auf mein Gesicht auftauchte bei jeder Nachricht, wird breiter, als ich in seine grauen Augen blicke.
Ohne etwas zu sagen, oder den Blick von mir zu nehmen, nimmt er einen großen Becher, schreibt etwas, was länger als mein Name ist, auf den Becher und stellt ihn dann unter die Maschine. Nachdem er einen Knopf gedrückt hat, sagt er endlich was.
» Ich dachte du protestiert, wenn ich etwas mache, ohne dich zu fragen, was du willst.« grinst er.
» Ich gehe davon aus, dass du weißt, was ich will.« das klingt wesentlich zweideutiger als ich es meinte. Dann weiß er eben, dass ich immer das selbe trinke. Na und? Warum mache ich mir ein Drama daraus? Es geht wesentlich schneller.
» Ja, der Cappuccino ist sehr gut.« scherzt er und ich muss amüsiert den Kopf schütteln.
» Naja, er ging. Was hast du auf den Becher geschrieben?« ich will mich über den Tresen lehnen, aber Taylor hält mich auf. Er schiebt sich zwischen mir und die Maschine, noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
» Das siehst du schon früh genug. Wie läuft dein Tag heute so ab?«
» Marketing, Rechnungswesen, Unternehmungsführung. Danach lernen, also nichts besonderes... Achso und von so einen Typen genervt werden, der denkt er könnte mich damit beeindrucken, dass er weiß wie man ein Weißbrot toastet.« ich muss schmunzeln, ich liebe es ihn zu provozieren, weil er nicht beleidigt ist, sondern kontert. Manchmal brauche ich sowas.
» Wenn ich versuchen würde dich zu beeindrucken, dann spreche ich nicht von Toast mit Bacon. Außer vielleicht die Tatsache, dass du jeden Tag Frühstück ans Bett bekommen würdest, wenn du dich auf mich einlässt, aber hey-« er hebt kapitulierend die Hände hoch. » reine Freundschaft bist du wieder zurück nach Wisconsin ziehst, ich habs verstanden.«
Und besser ist es wenn er es wirklich versteht, aus uns wird nichts. Und erst recht nicht wenn ich nur fünf Monate hier lebe. Wenn ich irgendwann etwas neues anfangen sollte, oh und das wird dauern, dann sollte es auch eine Zukunft haben. Das mit uns? Tzz, garantiert nicht. In fünf Monaten bin ich weg und werde wahrscheinlich keinen Fuß mehr in Rosewood setzen. Also von Zukunft kann man da nicht sprechen.
» Wobei Freunde wissen mehr über das Leben des anderen.« bemerkt er und beugt sich wieder ein Stück über den Tresen. » Und du weißt eindeutig mehr von mir, als ich von dir.«
» Du weißt meinen Namen, dass ich fast volljährig bin, was ich studiere, woher ich komme und dass ich erst aus einer Beziehung komme. Das ist mehr als andere über mich wissen.« was nicht so ganz stimmt, wenn ich an mein Heimatdorf denke. Aber was Rosewood angeht, die vollkommende Wahrheit.
» Ich wüsste aber gerne wie dein Leben vor Rosewood war.« er sagt es vorsichtig, langsam weiß er wie ich darauf reagiere, trotzdem fühlt es sich an, als wenn mein Blut gefriert.
» Die Maschine ist fertig.« bemerke ich, auch wenn sie schon seit einer guten halben Minute nicht mehr arbeitet. Während Taylor die Hafermilch reingibt und den Becher schließt, schaue ich auf meine Hände die sich an den Tresen krallen.
» Hey.« er nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger um es zu heben. Etwas anderes als ihn anzuschauen bleibt mir nicht übrig, » Ich weiß nicht, wieso du deshalb immer so reagierst. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass es etwas unschönes ist und es für dich vielleicht einfach schwer ist darüber zu reden. Du musst nicht darüber sprechen, aber ich will wissen wer diese Ruby Snow ist.« als er gegen meine Nasenspitze stupst muss ich lächeln. » Und deine Vergangenheit ist Teil davon. Du musst es mir nicht sofort erzählen, dass man einen Typen, der Kaffee verkauft, nach einer Woche nicht seine Lebensgeschichte anvertraut ist völlig normal.«
» Weißt du..« ich schaue ihn an, während ich seine Hand von meinem Gesicht nehme, sie aber nicht loslasse, weil die Wärme sich so gut anfühlt. » ich bin in Rosewood, weil ich dem Ganzen entfliehen wollte. Ich gehe nicht davon aus, dass ich dir oder Teddie oder sonst wen davon erzählen werde. Um dich zu beruhigen, ich habe niemanden umgebracht oder der Art. Ich habe nichts getan, dass an mir zweifeln lässt.. Es sind einfach nur ein paar Schicksalsschläge in meinem Leben und ich brauche einen klaren Kopf. Das funktioniert nicht, wenn du mich daran erinnerst, du lernst mich auch kennen ohne diesen Teil zu wissen, du weißt, was du wissen brauchst. Ich muss jetzt los, schreib mir in deiner Pause.«
Diese Worte meine ich auch genauso, nicht mal zu Teddie war ich so ehrlich und sie kenne ich durch die E-mails schon ein paar Wochen länger. Er soll merken, dass er keine Chance hat hinter meine Maske zu sehen, niemand hier wird dahinter sehen können. Ich mache das hier für meine Mutter und für mich, aber in Wisconsin wäre ich einfach nur nach und nach zerbrochen - ich brauche das hier. Die Pause.
Taylor nickt nur verständnisvoll, ich gebe ihn das Geld für den Kaffe und verschwinde aus dem Coffeeshop.
Für die schönste Frau in Colorado ♥
Schleimer. Aber dass ich darüber lächeln muss, kann ich nicht leugnen. Nach den ganzen Sachen, die ich mir von Ashton oder Fremden anhören durfte, ist es schön wieder Komplimente zu bekommen, wenn man die ganze Zeit beleidigt wird, obwohl man nichts getan hat, außer sich einmal gewehrt, dann kann es schonmal belastend sein. Ich kenne die Wahrheit, die meisten kennen nur Gerüchte, was ich angeblich getan habe, dass ich vorher jemand anderes oder mehrere andere hatte oder dass ich Ashton nicht mehr beachtet hätte. Ich kenne nicht alle Geschichten über mich, aber soweit ich weiß gibt es kaum welche über Ashton, dabei ist er das Arschloch. Und wahrscheinlich ist es auch sein Verdienst dass mich die Leute als Schlampe betitelten ohne zu wissen, dass ich die ganze Zeit über bei meiner Mutter war, während Ashton sich durchs College gevögelt hatte.
Ich kann bei dem Gedanken nur seufzen.
Früh genug um noch einen Platz zu bekommen, befinde ich mich im Hörsaal für meine Marketing Vorlesung. Ich setze mich in einen der ersten Reihen, um mich besser konzentrieren zu können.
Nach meinen Vorlesungen treffe ich mich mit Teddie im Cherry Bean. Jedoch bin ich früher da als sie, deshalb setze ich mich auf eine der braungepolsterten Bänken und nutze die Zeit um in mich in meinem Buch über Insolvenz schlau zu machen. Schließlich habe ich nur eine Woche um einen Aufsatz über Unternehmensinsolvenzen zu schreiben, dabei soll ich die verschiedenen Statistiken, die man findet berücksichtigen, da unser Thema in Rechnungswesen momentan Statistik ist und das Teddie erst in zehn Minuten hier ist, kann ich die Zeit auch gut nutzen und nicht nur Taylor anstarren. Wenn das so weiter geht knicke ich noch ein und habe ein weiteres Problem. Ich muss mir diesen Typen aus dem Kopf schlagen.
Was weiß ich schon über ihn? Er ist witzig und provozierend.. und gut-aussehend, und lieb und.. Verdammt aufdringlich.
» Wie wäre es wenn du einmal eine Pause vom Lernen machst?« Taylor stellt mir zwei Tassen vor die Nase. Der Geruch von Schokolade und Schlagsahne steigt in meine Nase, aber Teddie ist noch gar nicht hier.
Ich schlage das Buch zu. » Ich habe das ganze Wochenende nicht gelernt. Und da Teddie noch nicht hier-« in dem Moment ertönt die Klingel an der Tür und Teddie stolpert die wenigen Stufen hinunter und zu mir an den Tisch.
» Sorry.« lächelt sie unschuldig, dann stemmt sie die Hände in die Hüfte. » Du lernst ja schon wieder, du kannst lernen wenn wir zurück sind.«
» Ich muss bis nächste Woche einen Aufsatz schreiben und ehrlich gesagt hätte ich ihn gerne so schnell wie möglich fertig.« damit stecke ich das Buch weg.
Taylor tätschelt Teddies Kopf. » Die Getränke gehen aufs Haus, wollt ihr etwas Essen?«
Essen klingt gut, aber ich bezweifle, dass es hier Burger, Nudeln oder Pizza gibt.
» Wir holen danach noch was richtiges zu essen, Ruby willst du trotzdem was?«
Ich schüttle den Kopf. » Bis dahin kann ich auch noch warten. Danke Tay.« grinse ich ihn an.
» Ach wir sind bei Spitznamen angekommen.« er beginnt schelmisch zu Grinsen. Jetzt vergeht mir mein Grinsen. » Warte ich hab auch einen.. Mir fällt was ein... Eine Mi-«
Verdammt. » Musst du nicht andere Kunden bedienen?«
Taylor sieht kurz über die Schulter und nickt seinem Kollegen an der Kasse zu. » Nope, Keith bekommt das auch hin.«
» Ja, aber wir wollen über Mädchendinge sprechen und du bist offensichtlich kein Mädchen, also geh arbeiten.« das ist zwar nur eine Ausrede, eine ziemlich schlechte Ausrede, aber mir ist das so nur rausgerutscht. Ich dachte das klingt süß - ja es klingt süß - aber ich habe nicht nachgedacht. Verdammt, ich will keinen Spitznamen, da soll er mich lieber »schöne Frau« nennen, obwohl ich es nur bedingt mag. » Schönste« wäre mehr mein Geschmack, aber das klingt mehr nach Beziehung als Freunde.
» Naja, ihr könnt auch mit mir darüber reden, wie gut ich aussehe.« zwinkert er mir zu, nach einem Brummen meinerseits geht er dann endlich. Genervt und peinlich berührt rühre ich mit dem Löffel in meiner heißen Schokolade herum.
» Du und Taylor?« Teddie schaut mich mit großen Augen an und deutet mit den Finger zwischen mir und dem an den Tresen verschwindenden gut-aussehenden Typen.
» Wooow. Nein. Nein.« ich lache, was unsicherer klingt als beabsichtigt. » Taylor ist potenziell für einen Freund, aber nichts festes.« niemand wäre potenziell für etwas festes.
» Taylor hat nicht oft Interesse an jemanden. Ich kenne ihn seit der Highschool und er steht sowas von auf dich.. Kein Wunder, du bist wunderschön, klug und nett.« Auch wenn ich Taylor nur provoziere und weniger nett zu ihm bin als alles andere in der letzten Woche. » Taylor ist auf jeden Fall kein schlechter Kerl, falls du das bezweifelst. Er neckt gerne und kommt manchmal selbstverliebt rüber.« Sie macht eine abfällige Handbewegung. » Aber er ist an sich gar nicht selbstverliebt, er will einen nur ärgern. Das nervt zwar, aber sonst ist an ihm nichts auszusetzen.«
» Ich will einfach momentan keine Beziehung, du brauchst mich nicht versuchen zu überreden.« stelle ich klar.
Gott sei dank lässt sie das Thema fallen und erzählt mir von ihrer Prüfung.————
Sie sind bei Spitznamen angekommen. Was sich »Tay« wohl einfallen lässt?🧐
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The coldest Winter
Romance❆ Teil 1 der Season-Reihe ❆ Ruby Snow zieht nach der Trennung ihres Ex-Freundes nach Rosewood, zurück lässt sie ihre Vergangenheit und ihre kranke Mutter. Sie will sich nur auf ihr letztes Jahr auf dem College konzentrieren und am besten nichts mehr...