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Das ist Dan^
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Kurze Zeit später steigen wir aus dem Flugzeug und stellen uns an das Gepäckband. Fast ganz zum Schluss kommen unsere Koffer und so machen Jay und ich uns mit unserem Gepäck auf den Weg zur Ankunftshalle.
Kaum treten wir aus der Schiebetür höre ich schon Josy aufgeregt unsere Namen rufen. Als ich in ihre Richtung blicke muss ich grinsen. Da steht die kleine Familie meines großen Bruders und ich bemerke, dass ich Dan, Josy und Liliana wirklich vermisst habe.
Daniel ist mit seinen 1,90 Metern ein wahrer Riese. Er trägt noch seinen Anzug, scheinbar kommt er gerade von der Arbeit, und soweit ich das beurteilen kann ist er auch recht muskulös. Seine kurzen Haare sind hellbraun seine Augen blau, genau wie meine, mit denen er mich jetzt erfreut anstrahlt. Seine Freundin ist ein ganz kleines Stück größer als ich. Ihre dunklen Locken fallen weich bis zu ihrer Taille und sie besitzt braune Augen, die mich jedes Mal an Schokolade erinnern.
Ich lasse meine Tasche und Jays Rucksack fallen und schmeiße mich in Josys ausgebreitete Arme.
Wir hüpfen aufgeregt herum und sie will mich gar nicht mehr loslassen.
„Hallo? Hier sind noch zwei, die sich sehr über deine Ankunft freuen!", beschwert sich Dan und ich schlinge lachend meine Arme um ihn. Auch er legt seine Arme um mich, hebt mich hoch und wirbelt mich einmal im Kreis herum.
Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange, als er mich absetzt und trete dann an den Kinderwagen heran.
„Na Lilly, erkennst du deine Tante noch wieder?", frage ich grinsend und streiche mit meinem Zeigefinger über ihre Wange.
Mit ihren winzigen Fingern greift sie danach und quietscht vergnügt.
Nachdem Jay Josy und Dan ebenfalls begrüßt hat, tritt er neben mich und streicht Lilly über ihr Köpfchen.
„Wow, ist die groß geworden.", bemerkt er andächtig.
„Ist ja auch lange her, seit ihr sie das letzte Mal gesehen habt.", sagt Dan mit einem vorwurfsvollen Blick in meine Richtung.
„Wollen wir los?", wechsle ich das Thema und Jay und Dan tragen die Koffer zum Ausgang, während ich meine Tasche und den Rucksack wieder aufhebe und Josy folge, die den Kinderwagen schiebt.
Als wir das Gepäck im Familienvan meines Bruders verstaut haben steigen wir alle ein und plaudern munter drauf los.
Diese ungezwungene entspannte, aber deutlich familiäre Atmosphäre hat mir gefehlt und obwohl ich bis eben noch große Zweifel hatte, bin ich froh hergekommen zu sein.
Nach zwanzig Minuten kommen wir am Haus der kleinen Familie meines Bruders an.
Da ich das letzte Mal vor zwei Jahren hier war, habe ich das Haus noch nie gesehen und ich muss sagen, es gefällt mir sehr gut. Es ist ein typisches gelbes Schwedenhäuschen.
In Mitara hat fast jeder so ein Haus und es war schon immer mein Traum in einem in der Nähe des Lake Tara zu wohnen.
Das Haus hat 2 Etagen und direkt über der Haustür ist ein Balkon, der von weißen Balken getragen wird.
Das Thompson-Haus, denke ich verschmitzt.
Josy schließt die Haustür auf und führt mich erstmal herum.
Wir treten in einen kleinen Flur. Die linke Tür führt in die Küche und die rechte in ein modernes Bad. Gegenüber der Haustür befindet sich das offene Wohn- und Esszimmer.
Die Treppe links, am Ende des Flurs führt in den 1. Stock. Ich folge meiner Schwägerin in Spe die Treppe hinauf und stehe wieder in einem Flur. Links befindet sich noch ein Bad, rechts Josys und Dans gemütliches Schlafzimmer. Der Balkon gehört dazu.
Dann führt Josy mich weiter links an der Treppe vorbei und ich erkenne, dass der Flur hier weiterführt. Auch hier gibt es nur zwei gegenüberliegende Türen.
Josy öffnet die Rechte: „Das ist unser Gäste- und für die nächste Zeit euer Schlafzimmer. Ich hoffe es ist nicht schlimm, dass Jay und du hier zusammen schlafen müsst. Sonst kann auch einer das Sofa..." „Ach quatsch. Das macht uns nichts. Hast du das Zimmer eingerichtet?", frage ich begeistert. Verlegen nickt sie und ich sehe sie bewundernd an.
Ich hatte keine Ahnung, dass sie so gut im Umgang mit Farben ist. Alles ist aufeinander abgestimmt und sogar die Möbel passen perfekt dazu. Das Bett ist wohl der dominante Part der Einrichtung und lädt zum Schlafen und Faulenzen ein.
Der ganze Raum strahlt Wärme und Gemütlichkeit aus.
„Gegenüber ist Lillys Kinderzimmer. In euren Nachttischen sind Ohrstöpsel, wenn ihr ruhig schlafen wollt. Sie schreit in letzter Zeit mal wieder gerne das ganze Haus zusammen.", erklärt Josy grinsend und öffnet die Tür auf der anderen Seite des Flurs.
Auf der Außenseite der Tür ist "Liliana" in bunten Holzbuchstaben angebracht.
Ein Kinderbett, ein gemütlicher Sessel, ein Wickeltisch und ein Schrank in weiß mit bunten Farbakzenten befinden sich im Zimmer. Auf dem Boden liegt eine großer flauschiger Teppich und ein paar Kisten mit Spielzeug stehen in einer Ecke.
Das Mobile, welches ich Lilly vor vier Monaten geschenkt habe, hängt über ihrem Bett. An einer Wand hängen mehrere Fotos. Ich erkenne Josy und Dan, meinen Dad, alte Freunde und sogar ein Foto von Jay, Lilly und mir ist dabei.
Es rührt mich, dass sie es wirklich angebracht haben. Aber gleichzeitig macht es mir deutlich, wie sehr ich sie aus meinem Leben ausgeschlossen haben, während ich zu ihrem doch deutlich sichtbar gehöre.
„Josy? Amy?", höre ich Dans Stimme von unten und wir beenden unsere Hausbesichtigung.
„Lilly hat Hunger. Und ich denke Jay und Amy sind nach der langen Reise auch ziemlich hungrig.", sagt Dan, als wir unten ankommen und reicht Josy Lilly.
„Ich werde eben Lilly stillen und du kannst uns ja das Essen in den Backofen schieben, was ich vorhin extra schon vorbereitet habe.", Josy gibt Dan einen Kuss und schiebt ihn dann streng in Richtung Küche. Mit ihrer Tochter auf dem Arm geht sie die Treppe hoch.
„Wo soll ich denn jetzt die Koffer hintragen?", fragt Jay mich und ich gehe vor ihm her in den ersten Stock und halte ihm die Zimmertür auf.
„Schön hier. Und wir kommen wieder in den Genuss zusammen in einem Bett zu schlafen.", grinst Jay und sieht sich um.
Ich grinse zurück und fange an die Kleidung aus meinem Koffer in den Schrank zu räumen. Jay tut es mir gleich und keine viertel Stunde später sind unsere Koffer leer und wir schließen die Schranktüren.
„Boah, jetzt hab ich wirklich Hunger. Denkst du Dan ist schon fertig?", fragend sieht mein bester Freund mich an.
„Lass es uns herausfinden. Wer als letzter unten ist, ist ein Loser!", grinse ich und renne den Flur entlang, die Treppe runter und in die Küche.
Schlitternd komme ich zum Stehen und rufe zufrieden:"Erste, du Loser!"
„Du gemeines Biest! Dafür bekommst du ne Abreibung.", Jay kommt gemein lachend in die Küche und fängt an mich zu kitzeln.
„Nein...Stopp...ich...kann nicht mehr", japse ich und liege schon fast auf dem Boden.
„Ihr habt euch nicht verändert.", kopfschüttelnd betrachtet Dan uns und greift schließlich ein: „Genug jetzt, ihr beiden. Hier, deckt schon mal den Tisch." Er deutet auf ein paar Teller, Besteck und Gläser, die schon bereit stehen.
„Verstanden, Sir.", Jay salutiert.
Nach Luft ringend richte ich mich wieder auf und fange an das Besteck auf dem Tisch zu verteilen. Auch Jay macht sich nützlich, aber immer wenn er neben mir steht pikst er mir wieder in die Seite, was einen Schlag meinerseits zur Folge hat. Diese entspannte Stimmung ist herrlich und ich blühe auf.
Gerade als Josy die Treppe wieder runter kommt bringt Dan den Nudelauflauf aus der Küche.
„Lilly schläft.", berichtet uns Josy und setzt sich an den Tisch. Auch wir nehmen Platz und unterhalten uns kurz darauf angeregt über Gott und die Welt.
In einer ruhigen Minute sehe ich auf die Uhr und erschrecke mich. Es ist beinahe neun und ich merke, wie müde ich eigentlich von der langen Reise bin.
Als ich ein Gähnen nicht mehr unterdrücken kann, grinst Dan mich wissend an: „Ich denke für dich ist jetzt Schluss, du schläfst ja beinahe im Sitzen."
„Ich bring dich besser mal ins Bett. Außerdem hab ich mir auch etwas Schlaf verdient.", sagt Jay und steht auf.
Ich will das Geschirr in die Küche räumen, doch Josy winkt ab: „Lass nur. Ich mach das gleich."
Ich nicke dankbar und warte bis Jay neben mir ist. Meine Augenlider werden schwer und ich muss mich zusammenreißen nicht auf der Stelle einzuschlafen.
„Du bist ja völlig hinüber.", bemerkt Jay kopfschüttelnd und hebt mich hoch. Erschöpft lege ich meine Stirn auf seine Schulter und winke Josy und Dan zu, die uns eine gute Nacht wünschen.
Wie durch Watte merke ich, dass ich auf dem Bett abgelegt werde. Neben mir senkt sich die Matratze, aber davon bekomme ich schon nichts mehr mit, weil ich tief und fest schlafe.

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