Blinzelnd öffne ich die Augen. Ich habe so gut wie lange nicht mehr geschlafen.
Als ich mich umsehe, bemerke ich, dass ich weder in meinem Zimmer in Carboa, noch in Dans und Josys Haus bin.
Dann fällt mir der gestrige Abend wieder ein und ich betrachte die leere Stelle neben mir. Das Zimmer ist leer. Ein erschreckender Gedanke beschleicht mich. Was wenn er unsere gemeinsame Nacht bereut? Vielleicht hat ihm der Sex gar nicht gefallen und er hat nur gelogen. Oder ihm ist heute Morgen erst die Tragweite seines Handelns bewusst geworden.
Auch wenn wir uns erst so kurz kennen und wir gestern ziemlich überstürzt über einander hergefallen sind, bereue ich nichts. Es war der beste Sex meines Lebens!
Ich schäle mich aus der Bettdecke und ziehe meine Unterwäsche und Wills Shirt an. So mache ich mich auf die Suche nach einem Bad.
Ein paar Schritte mache ich aus der Tür und sehe eine Tür direkt gegenüber.
Doch es ist nicht das Bad, was ich vorfinde, sondern einen Trainingsraum mit allerhand Sportgeräten.
Ich schließe die Tür wieder und versuche es bei der Tür links von mir.
Und tatsächlich ist es das Bad.
Er hat sogar einen Whirlpool hier und alles sieht so modern und teuer aus, dass ich mich frage wo er nur das ganz Geld her hat.
Will steht gerade unter der Dusche und hat mich scheinbar nicht bemerkt. Ich bin froh ihn zu sehen, weil er zumindest schonmal nicht abgehauen ist.
Bei seinem Anblick beginnen die Schmetterlinge in meinem Bauch aufgeregt umherzuflattern. Ich bereue wirklich nicht eine Sekunde mit ihm und der Gedanke, dass er anders denken könnte, quält mich. Ich ziehe mir die Klamotten wieder aus und steige vorsichtig zu ihm.
Mit einem Finger streiche ich sanft über seinen Rücken und er dreht sich erschrocken um.
Als er mich sieht breitet sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht aus und er küsst mich intensiv.
„Gute Morgen, Engel.", haucht er mir ins Ohr und ich strahle ihn an. Ich bin unglaublich erleichtert, dass er die Nacht doch nicht bedauert.
Er greift nach seinem Shampoo und beginnt mich damit einzureiben.
Genussvoll schließe ich meine Augen und konzentriere mich auf seine Hände.
Als diese verschwinden, öffne ich sie wieder und sehe wie Will mich fasziniert betrachtet.
Ich mache einen Schritt auf ihn zu und küsse ihn leidenschaftlich.
Er hebt mich vorsichtig hoch und drückt mich gegen die Duschwand.***
Erschöpft aber glücklich steige ich aus der Dusche und lasse mir von Will ein Handtuch geben.
Nachdem wir uns abgetrocknet haben schlüpfe ich nur in die Unterwäsche und putze mir die Zähne, mit einer neuen Zahnbürste aus dem Badezimmerschrank.
Hinter mir steht Will, ebenfalls nur in Unterwäsche seine Zähne putzen und legt den verletzen Arm um mich.
Ich spucken aus und sehe ihn erschrocken im Spiegel an.
„Ach du Scheiße, dein Arm! Ich bin ja eine tolle Krankenpflegerin, da will ich dir helfen und mach stattdessen alles schlimmer. Das muss doch höllisch weh getan haben, als du mich hochgehoben hast.", sage ich besorgt.
„Mach dir keine Sorgen. Ich habe nichts gespürt und auch wenn, ich hätte nicht auf den Sex mit dir verzichtet.", erklärt er und streicht mit der Hand über meinen Bauch.
Gemeinsam gehen wir die Treppe runter und ich mache uns einen Kaffee, während Will den Frühstückstisch im Wohnzimmer deckt.
Mit den beiden Tassen setzte ich mich zu ihm und wir fangen an zu essen.
„Arbeitest du heute wieder in der Kanzlei?", will er wissen.
„Ja, aber ich denke heute wird das letzte Mal sein. Am Sonntag reisen Jay und ich wieder ab.", antworte ich ein wenig traurig.
„Jay?", fragt er alarmiert.
„Mein bester Freund und Mitbewohner, hab ich dir doch erzählt.", erinnere ich ihn lächelnd.
„Amy,", Will steht auf und kniet sich neben mich, „ich möchte nicht, dass du in zwei Tagen wieder weg bist. Morgen ist die Taufe, da können wir keine Zeit mehr nur zu zweit verbringen. Es klingt vielleicht verrückt, aber ich glaube, ich bin auf dem besten Weg mich in dich zu verlieben. Das geht alles unglaublich schnell, aber ich möchte dich auf keinen Fall schon wieder gehen lassen!"
Überrascht über seine Ehrlichkeit starre ich ihn an.
„Ich weiß nicht. Wir kennen uns erst ein paar Tage. Ich würde dich gerne besser kennen lernen, aber das werden wir in zwei Tagen nicht schaffen. Versteh mich nicht falsch, ich mag dich sehr, aber ich weiß nicht, ob ich hier bleiben möchte.", versuche ich ihm meine Lage zu verdeutlichen.
„In Ordnung. Ich gebe dir Zeit darüber nachzudenken. Aber bitte geh jetzt nicht auf Abstand, sondern lass uns die verbleibende Zeit als eine Art Paar genießen, damit ich wenigstens ein bisschen was von dir in Erinnerung habe, wenn du dich entscheidest zu gehen.", fleht er.
„Okay, danke.", flüstre ich und küsse ihn sanft.
„Ich muss jetzt los, mein Dad erwartet uns beide pünktlich zur Arbeit und ich muss noch ins Thompson-Haus und mich umziehen.", sage ich und gehe mit ihn zusammen nach oben.
Im Schlafzimmer sehe ich mich suchend nach meiner Jeans um und bücke mich dann danach.
„So könntest du öfter stehen.", raunt Will und gibt mir einen Klaps auf den Hintern. Froh über die trotzdem lockere Stimmung drehe ich mich gespielt empört um.
„Du Perversling. Du bist wirklich unersättlich.", sage ich tadelnd und er macht ein paar Schritte auf mich zu.
„Von dir werde ich nie genug bekommen!", beteuert er und schubst mich leicht aufs Bett.
„Das werden wir ja noch sehen. Irgendwann kannst du nicht mehr!", verspreche ich ihm augenzwinkernd und ziehe ihn am Bund seiner Shorts zu mir.
Und so gehen wir in Runde drei.***
„Ich muss jetzt wirklich los.", beschwere ich mich, als Will mich schon zum dritten Mal küsst und so davon abhält aus der Haustür zu gehen.
„Okay, okay. Wir sehen uns gleich in der Kanzlei, mein Engel.", flüstert er mir ins Ohr und schließt die Tür hinter mir.
Ich nehme mir vor, ihn nachher zu fragen, warum er mich Engel nennt. Der Name passt mir nicht wirklich. So schnell es geht laufe ich zum Thompson-Haus.
Genau als ich dort ankomme geht bei Lin die Tür auf und Jay tritt heraus.
Sie umarmen sich und mein bester Freund tritt neben mich.
„Morgen!", begrüße ich ihn erfreut und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Misstrauisch sieht er mich an.
„Wo kommst du denn her?", will er wissen und drückt auf die Klingel.
„Von Will. Er hat sich gestern am Arm verletzt und ich war zufällig in der Nähe und bin mit ihm zu Ty gegangen. Und dann bin ich über Nacht dageblieben.", sage ich ausweichend und trete schnell ins Haus, als Josy die Tür öffnet.
Ich renne fast die Treppe hoch und ziehe mein zweites Kostüm aus dem Schrank.
„Du hast dein Ich-hatte-gerade-Sex-Gesicht!", raunt Jay mir ins Ohr und ich fahre erschrocken herum.
Ein Blick auf mein Gesicht reicht ihm scheinbar und er sagt seufzend: „Wusste ichs doch. Hoffentlich weiß Will von deiner Abreise!"
„Ja, wir haben darüber gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er sich langsam in mich verliebt und nicht will, dass ich gehe. Aber er gibt mir Zeit zum nachdenken.", erzähle ich ihm.
„Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Nach Tommy hab ich mir eigentlich geschworen, mich nie wieder hier blicken zu lassen und jetzt will er, dass ich hier bleibe. Will ist sexy, intelligent, süß und ich denke in kurzer Zeit liebt er mich wirklich. Aber das geht alles so schnell und ist fast zu perfekt, um wahr zu sein. Was ist wenn er mich auch nur verarscht?", klage ich Jay mein Leid.
„Ich verstehe dich. Ich würde genauso reagieren wie du. Aber du musst dich entscheiden. Entweder zu wählst den riskanten Weg, also lässt dich auf Will ein, bleibst in Mitara und hoffst, dass er kein Arschloch ist. Oder du kommst am Sonntag mit mir zurück nach Carboa und musst mit der Ungewissheit leben, ob das mit euch funktioniert hätte.", meint er sachlich.
„Ich überlegs mir im Laufe des Tages.", beschließe ich und gehe ins Bad, um mich fertig zu machen.
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Heimatlos
RomanceEndlich läuft Amys Leben wieder in geregelten Bahnen. Sie ist glücklich. Doch ihre vermeintlich heile Welt gerät ins Wanken, als sie für eine Woche in ihre Heimat zurückkehren soll. Sie ist gezwungen sich alten Bekannten zu stellen. Tommy und Will b...