Flint
Flint Hudson saß auf der engen Holztreppe im Flur des dritten Stocks des Verschlags und trank eine Tasse heißen, schwarzen Kaffees. Vor etwa einer Viertelstunde hatte er bereits eine mit Twila und Yule unten in der Küche getrunken, aber Flint war der festen Überzeugung dass zu viel Kaffee nicht existierte. Er erhitzte seine Tasse stetig indem er seine Handflächen sanft zum Glühen brachte - als Feuerkämpfer eine seiner leichtesten Übungen - und beschäftigte sich damit in die dunkle Flüssigkeit zu starren, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde. Die Tür zum Zimmer der Campbelltochter wurde von innen geöffnet und heraus trat der Anführer der Parrots höchstpersönlich - Atlas. Flint sah zu wie er sich das Halstuch vom Gesicht riss und erschöpft gegen den Türrahmen sank. "Harter Tag, Buddy?", fragte Flint mitleidig. Atlas schrak kaummerklich zusammen - anscheinend war er davon ausgegangen allein zu sein. Dann lächelte er dünn. "Du hast ja keine Ahnung." Flint langte nach der Tasse die neben ihm auf der Stufe stand und reichte sie Atlas, der sie dankend entgegennahm. Der Anführer nahm einen tiefen Schluck Brennesseltee. Ja, Tee, denn Atlas verabscheute Kaffee zutiefst - Flint erinnerte sich noch lebhaft an eine hitzige Diskussion darüber in der Atlas unter anderem ausgerufen hatte; "Mit euch koffeinabhänigen Hinterwäldlern kann man nicht ordentlich argumentieren!"
Doch nun sah der junge Mann mit den unzähligen Tattoos sehr erledigt aus. "Sind die zwei denn wirklich so schlimm?" Atlas fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht. "Naja, so wie zu erwarten war. Sie stehen beide ziemlich eindeutig hinter ihrem Vater. Vorallem der lästige Junge." Atlas hielt sich die linke Seite. "Hat dich ganz schön erwischt der Kerl, hm?" Atlas nickte und Flint sah seinen Kiefer mahlen. Aber in seinen Augen erkannte der Feuerkrieger eine tiefere Bürde; Unsicherheit. "Und das Mädchen?" Atlas ließ sich nun endgültig auf den Boden hinabgleiten und streckte die langen dürren Beine von sich. "Pff. Es ist komisch. Sie wirkt so - so intelligent. Ich meine, sie schätzt die Situation fast schon unheimlich präzise ein."
"Dann ist sie eben ein Naturtalent."
"Sie ist siebzehn, Flint."
"Na und? Wir sind beide nur vier Jahre älter. So viel Unterschied ist da nicht, alter Mann." Atlas hielt inne als wolle er ihm widersprechen, entschied sich jedoch stattdessen für einen übertrieben langen Schluck Tee. Flint fuhr sich durch das stoppelkurze Haar - vor ein paar Wochen hatte er es versehentlich bei einer Übung selbst in Brand gesteckt, was natürlich noch nie passiert war. "Sonst noch was?" Atlas zuckte die Schultern. Dann stellte er die leere Tasse ab. "Sie sind ihm beide sowasvon gar nicht ähnlich. Campbell ist charmant und einlullend, wie einer dieser lästigen, überkanditelten Sänger im Federvieh. Die zwei sind viel mehr wie scharfsinnige, herausfordernde Revolverhelden. Sie sind offensiver, waghalsiger." Flint witterte unfreiwillige Bewunderung. "Soll das heißen du könntest sie in unseren Reihen gebrauchen?" Atlas verzog den Mund. "Sei nicht albern. Sie sind viel zu überzeugt von der Größe ihres Vaters. Selbst wenn ich es ihnen anbieten würde, sie hätten längst eine Entscheidung getroffen." Er versuchte sich allein aufzuraffen, doch wegen der heftigen Prellung gelang es ihm nicht. Flint sprang auf und half seinem Anführer auf die Beine. "Lass das mal von Rainn checken. Und dann sieh zu dass du ne Mütze voll Schlaf kriegst, Captain." Atlas verdrehte die Augen, nickte jedoch. "Jaja, ich habs verstanden. Danke." Atlas humpelte nach unten und Flints Blick blieb an der Tür des Mädchens hängen - das wäre ja mal was, dachte er und grinste.
Die Kinder des mächtigsten Mannes in ganz Quintis, und ausgerechnet diese lästige Rebellenbande nahm sie ihm dankend ab.
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The Parrots - Eine Rebellion
FantasyJuni ist die Tochter des einflussreichsten Mannes der Stadt. Als sie und ihr Bruder von der Rebellengruppe The Parrots als Geiseln genommen werden ahnt sie nicht wer ihr Vater wirklich ist - und dass sie schon sehr bald entscheiden muss ob sie den e...