Kapitel 18 - Liebe

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Atlas

Nachdem er und Juni sein Arbeitszimmer verlassen hatten stiegen sie die Treppen hinunter in die Küche.
Und als eine Stunde später allmählich die meisten der Parrots zum Abendessen erschienen nahm er neben Juni Platz.
Twila und Alistair brachten Töpfe an den Tisch, verteilten Besteck und Teller, es wurde eine Menge Wein und Bier ausgeschenkt - wie üblich - und sobald jeder aß, trank und lachte fiel allmählich die Anspannung von Atlas' Schultern ab. Obwohl er zuvor noch etwas mit Juni herumgealbert hatte fühlte er sich nach solch wichtigen Verhandlungen mit Gegnern immer ausgelaugt und angespannt. Doch als der gewohnte Alltag langsam wieder ins Rollen kam vertrieb die Wärme seiner Freunde, die um ihm herum lachten und diskutierten, die Steifheit in seinen Knochen.
Und dennoch; die Mission hatte gerade erst begonnen.
Als die Teller leer waren stand er auf, die Hände auf die Tischplatte gestemmt und holte tief Luft. "Der endgültige Coup findet am Samstag statt. Der Geiselaustausch ist um sechs Uhr Abends am Markt. Das bedeutet, ihr werdet weniger als eine Stunde brauchen um durch die Stadt und zurück zum Herrenhaus zu kommen, Juni. Den Abend verbringt ihr dann mit eurem Vater. Schafft ihr das? Glaubwürdig?" Er sah Juni und Marley an. In Junis Mine kämpften die Emotionen. Er sah sie scharf an. "Denk daran; Sobald du dich hinreißen lässt ist der gesamte Plan gelaufen. Verstanden?" Sie nickte, sichtlich bemüht sich zusammenzureißen. Atlas kannte Juni erst wenige Tage. Trotzdem kam es ihm so vor als stünden sie schon seit Jahren Seite an Seite gegen das Regime der großen Bosse. Er konnte ihr inneres Gefügeschaos nachempfinden. Manchmal fühlte man zu viel zu intensiv. Es konnte schrecklich sein das Richtige zu tun.
Er wandte sich wieder der Versammelten Mannschaft zu. Alle blickten ihn erwartungsvoll an. "Gut. Anschließend öffnet ihr uns um Punkt zehn Uhr Abends des selben Tages die besprochene Tür. Eine Uhrzeit zu der ihr noch nicht im Bett erwartet werdet und es nichts Sonderbares wäre euch noch auf den Gängen zu sehen. Falls ihr von irgendwem entdeckt werdet verhaltet euch selbstsicher und normal. Ihr seid schließlich die Kinder des Hausherren, ihr könnt tun und lassen was ihr wollt. Klar?" Atlas wusste dass sie es schaffen würden. "Es geht weiter wie besprochen." Nun meldete sich der schüchterne Alistair zu Wort. "Das ist ja alles schön und gut, aber was tun wir falls etwas schiefgeht?" Der Junge sah klein und blass aus auf seinem Stuhl, einen schuldbewusten Ausdruck auf dem Gesicht weil er an Atlas' brilliantem Plan zweifelte. Atlas erhob sich und trat zu ihm. Als er ihm die Hände auf die Schultern legte zuckte der Junge tatsächlich zusammen. "Der Plan ist gut durchdacht. Ich habe schon waghalsigere Missionen durchgestanden. Aber natürlich kann immer etwas schieflaufen. Falls der Plan wirklich ein massives Problem aufweist ziehen wir uns zurück. Keiner spielt den Helden. Juni und Marley, fliegt ihr auf setzt ihr alles daran da raus zu kommen. Ihr seid zu wichtig. Wer weiß was euer Vater mit euch anstellen würde. Henry, du sorgst dafür dass sie es schaffen." Er hielt kurz inne. "Egal, wie." Plötzlich stand Bruno auf. Alle Blicke wandten sich ihm zu, Atlas' ebenfalls. Der junge Mann straffte die breiten Schultern. "Sollte ein Problem auftreten gibt Flint euch Deckung. Er kann sie alle aufhalten wenn es sein muss. Sie alle." Atlas sog überrascht den Atem ein. Was meinte der Reporter mit Alle? Allein die im Normalfall eingesetzten Soldaten waren Dutzende. Was hatte er mit seinem besten Freund angestellt? Sein Blick flog zu Flint - der Feuerkrieger saß neben Bruno und starrte ihn ungläubig an, ebenso verdutzt wie alle anderen im Raum. Brunos Blick war auffordernd. "Dein Auftritt, Maestro." Dann setzte er sich gemächlich und lächelte in sich hinein. Atlas war überrascht von der enormen Überzeugung die der Reporter für Flint hegte. Er meinte jedes Wort ernst. Nun sah Flint in die Runde. Er lachte sein schiefes Lächeln und die hellen Narben auf seinem Gesicht verzogen sich etwas. "Naja, in Ordnung. Tut mir einen Gefallen und fallt nicht gleich in Ohnmacht, Leute." Und dann sah Atlas mit eigenen Augen wie sein seit jeher unkontrollierbarer bester Freund ruhig aufstand, die Arme hob und einmal tief ausatmete - und somit einen wunderschönen, gemächlich dahinfließenden Feuerstrom heraufbeschwor. Er kroch über Flints Arme und Finger, schlängelte sich in die Luft und durch die gesamte Küche. Die Temperatur im Raum stieg, doch es war nichts weiter als eine angenehme Wärme. Das Feuer tanzte durch den Raum ohne jemanden zu verletzen oder etwas in Brand zu stecken. Alle Anwesenden waren hingerissen von der enormen Schönheit der Magie die Flint so leicht heraufbeschwor.
Nach einer ganzen Weile ließ Flint schließlich die Hände sinken. Das Feuerwerk verlosch rauchfrei und leise.
Alle saßen und standen wie erstarrt da. Und dann, mit einem Mal, als hätte man einen unsichtbaren Schalter umgelegt sprangen sie alle auf - jubelnd, klatschend, völlig begeistert von Flints enormen Fähigkeiten. Atlas schaffte es zu Flint zu stolpern, dem ununterbrochenen auf die Schulter geklopft wurde, und umarmte ihn. Sein bester Freund grinste über beide Ohren. So lange versuchte Flint bereits seine Kräfte unter Kontrolle zu bekommen. Ihn jetzt so zu sehen war unbeschreiblich. So ging es allen Anwesenden.
An diesem Abend fühlten sich die Parrots unbesiegbar. Sie fühlte sich unsterblich.

The Parrots - Eine RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt