Good morning sunshines!
Tadaaa! Das erste Türchen unseres gemeinsamen Adventskalenders. Ich bin richtig aufgeregt - denn es tauchen einige bekannte Gesichter auf.
Wir haben in dieser Geschichte versucht, ein wenig von uns selbst in die Protagonistinnen einfließen zu lassen und haben jeweils unseren Lieblingscharakter mit an Board geholt. Das Schreiben hat auf jeden Fall Spaß gemacht, und ich hoffe sehr, dass es euch beim Lesen nicht anders gehen wird.
Vorhang auf für Michelle und...na? Wer errät es? ;)
The_Scatcat
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„Lässt du mich reinkommen? Ja? Danke, du kleiner Speckbär."
Michelle schob den milchkaffeefarbenen Hund nach hinten und die Tür dabei gleichzeitig weiter auf, um sich und ihren Koffer in die Wohnung verfrachten zu können. Es war Sonntagmittag und sie hatte gerade die dreistündige Fahrt von Berlin nach Hamburg hinter sich gebracht. Chopper wedelte so sehr mit dem Schwanz, dass sein halber Körper wild von links nach rechts schwang und gab leise Fieplaute von sich, sodass sie sich nun doch noch einmal hinkniete, um den Hund gebührend zu begrüßen.
„Babe?" Marten kam ihr entgegen, mit müdem Gesicht und nur einer Boxershorts bekleidet. Ihr Blick wanderte an dem über und über tätowierten Körper hinauf, bis sie bei den blauengrauen Augen ankam, die sie so sehr liebte. „Was machst du schon hier?"
„Na, da war Choppers Begrüßung aber herzlicher.", gab sie zurück und wandte sich dann wieder dem Hund zu. „Und deshalb ignorieren wir Daddy auch, bis er sich wieder an sein gutes Benehmen erinnert, nicht war, Choppi?"
Chopper bellte einmal zustimmend, doch dann schob Marten den Hund zur Seite, nahm seiner Freundin ihre Handtasche ab und beugte sich zu ihr hinunter.
„Schon gut, du Aufmerksamkeitsmonster. Trotzdem. Es sind nicht einmal drei Stunden her, dass du mir geschrieben hast, dass du losfährst, dabei hast du gestern ordentlich gebechert, ich habs an deinen Nachrichten gemerkt. Du sollst nicht so viel saufen, wenn ich nicht dabei bin. Und dann rast du heute von Berlin nach Hamburg wie ne Irre. Ich mag es nicht, wenn du mehr als zweihundert fährst, das habe ich dir schon so oft gesagt."
„Dann musst du dir ein langsameres Auto zulegen.", erwiderte sie keck, küsste ihn noch einmal und lief dann den großzügigen Flur in Richtung Wohn- und Essbereich weiter.
Marten verdrehte die Augen und schob ihren kleinen Rollkoffer bis zum Schlafzimmer, weil er wusste, dass sie ihn gleich auspacken würde, sie war immer so nervtötend ordentlich. Der einzige Mensch, den er kannte, der für eine einzige Übernachtung einen Koffer packte. Er warf einen Blick an die Decke und folgte ihr dann.
„Hast du schon was gegessen?", fragte sie einen Moment später mit einem Blick auf ihren etwas zerzaust aussehenden Freund.
„Gegen fünf, vorm heimkommen. Döner am Schulterblatt. Machst du mir Kaffee?"
„Wonach sieht es denn aus?", fragte sie zurück, warf ihm dann aber einen liebevollen Blick zu und suchte den Becher mit dem Club-Wappen hervor, aus dem Marten am liebsten trank. Sie selbst mochte keinen Kaffee und hatte schon im Hotel gefrühstückt, deshalb stützte sie sich ohne ein Getränk auf den Tresen, an dessen anderer Seite ihr Freund gerade Platz genommen hatte und sich müde durch den Boxerschnitt fuhr. „Du musst lernen, die anderen auch mal machen zu lassen.", sagte sie sanft und griff nach Martens freier Hand.
„Ich schau doch nur, ob alles –"
„...Ob alles so läuft, wie du dir das vorstellst. Das Tattoostudio, die Bar, Security bei Johnny und den Jungs, deine anderen Verpflichtungen, und ganz nebenbei noch der Club...Das ist zu viel für einen allein, und das weißt du auch." Sie betonte seine ‚Verpflichtungen' immer besonders, sie mochte seine anderen Geschäfte nicht, und das wusste er. Doch sie stand trotzdem hinter ihm, obwohl es ihr manchmal schwer fiel und häufiger für Probleme sorgte, als sie vor ihm zugab. Michelle, die sanfte Frau mit dem liebevollen Elternhaus, dem Studium, dem Job in einer Privatbank. Die von seinem Leben so unendlich weit entfernt war, und trotzdem jeden Morgen neben ihm aufwachen wollte. Sie hatte sehr für ihn kämpfen müssen in ihrem Umfeld. Für ihn, den zwielichtigen, volltätowierten Ex-Knacki. Aber sie hatte nie klein beigegeben, hatte all die spitzen Kommentare und die abwertenden Blicke eingesteckt, obwohl hinter ihrem Rücken getuschelt wurde. Er wusste das alles, und er wusste natürlich auch, dass der momentane Alltag der beiden eigentlich eine Zumutung für die Frau an seiner Seite war. Er würde das ändern. Bestimmt. Er umschloss ihre schlanken Finger mit seiner großen Hand, ihre helle Haut unter seiner tätowierten.
„Und wie immer hast du Recht. Und jetzt sag an, wie war dein Klassentreffen. Hast du deine erste Liebe wieder getroffen?"
„Musst gar nicht so spaßig tun, ich weiß, dass du die halbe Nacht darüber geflucht hast, dass ich nicht auf einer reinen Mädchenschule war."
„Hab ich nicht!", erwiderte Marten entrüstet. Hatte er aber doch.
„Ist klar. Aber es war richtig, richtig schön. Alle waren da, meine ganzen Freundinnen von früher: Fiona, Jody, Juli und Ania! Und die anderen natürlich auch. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie die sich alle verändert haben..." Michelle sah an ihrem Freund vorbei durch die bodentiefen Fenster hinaus auf die Elbe. Ein halbes Jahr, nachdem sie und Marten zusammengekommen waren, hatten sie sich diese gemeinsame Wohnung genommen, direkt am Wasser und direkt in der City. Sie hatte ein Vermögen gekostet, und natürlich hatte Marten den Großteil davon bezahlt, auch wenn er sie beide als gleichberechtigte Eigentümer eingetragen hatte.
„Du stehst hinter mir und ich hinter dir. Dir gehört mein Scheiß und wenn ich wollte, dürfte ich deine Schminke benutzen. Die Wohnung ist deine genauso wie meine und jetzt hör auf zu diskutieren.", hatte er gesagt und weil das Thema sich seit Wochen hinzog, ohne, dass eine Einigung in Sicht war, hatte Michelle schließlich nachgegeben. Manche Dinge musste man einfach akzeptieren. Und sie liebte den Blick aufs Wasser, die großen, hellen Räume, das Ankleidezimmer und die moderne offene Küche viel zu sehr, um wirklich Einwände zu haben.
„Zehn Jahre sind ne lange Zeit. Guck dich an. Von der braven Streberin zur Gangsterbraut.", stichelte er und kratzte sich an der Brust, bevor er einen weiteren Schluck nahm.
„Ich bin keine Gangsterbraut!", gab sie empört zurück. „Und auch keine Streberin.", setzte sie dann mit etwas Verspätung hintendran.
Marten schnaubte.
„Is klar, Frau Schulsprecherin. Also, erzähl, welchem Berliner Spacko muss ich ne Faust verpassen, wenn ich ihn mal treffen sollte?"
„Ich hab keine Jugendliebe aus der Schule, du Rambo. Aber ich glaube, du wirst gleich trotzdem nicht begeistert sein.", sagte sie und Marten erkannte deutlich am Tonfall, dass sie ihn nun zu etwas überreden wollte, worauf er absolut keine Lust hatte. Sein Blick verfinsterte sich automatisch, obwohl er wusste, dass sie ihn letzten Endes rumkriegen würde. Er hatte nicht viele Schwachpunkte, aber sie war einer. Wenn nicht sogar sein größter. Er brummte also fragend.
„Naja...", begann sie und spielte an seinen Fingern. "Also...wenn du nicht möchtest, dass ich mit vier fremden Männern ein paar Tage in einer verschneiten Berghütte verbringe, dann...hoffe ich, dass du am dritten Adventswochenende noch nichts vor hast." Sie strich sich das braune Haar hinter die Ohren und klimperte ihn mit langen Wimpern an. Ihr Gesicht war wie immer perfekt geschminkt, obwohl sie das seiner Meinung nach nicht zwingend nötig hatte. Aber sie konnte stur wie ein Esel sein.
„Und was soll das heißen? Ich fahr nicht mit irgendwelchen Lappen in irgendne Blockhütte Babe, ohne Scheiß.", sagte er, denn Michelle konnte nicht ernsthaft glauben, dass er ihr erlauben würde, ein Wochenende mit irgendwelchen alten Schulfreunden, also fremden Kerlen, zu verbringen. Mit ihm oder ohne ihn.
„Das soll heißen, dass die Mädels und ich ein Wochenende auf einer Hütte verbringen werden. Mit unseren Jungs. Soll ich die einzige sein, die ohne Mann kommt? Einsam...verlassen...in dem großen Bett, der Sauna, dem Whirlpool...ich müsste mir andere starke Arme suchen, wenn die kalte Winterluft – aaah!"
Trotz seiner Größe konnte Marten überraschend schnell sein, wenn er nur wollte, und so war er innerhalb von Sekunden von seinem Stuhl gerutscht und hatte sich Michelle über die Schulter geworfen, nicht ohne ihr dabei einen ordentlichen Klaps auf den Hintern zu geben.
„Ich geb dir starke Arme, du kleines Biest. Über die Hütte reden wir noch!", sagte er, bevor er sie in Richtung Schlafzimmer trug. Lachend, weil sie ihm selbst die schlechtesten Nachrichten immer so beibrachte, dass er etwas positives darin fand.
Und sie würden auf die Hütte fahren. Wenn Michelle das so wollte, würde er ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Das tat er nie.
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Adventskalender 2020
Hayran KurguFünf Freundinnen, die sich nach langer Zeit auf einem Klassentreffen wieder sehen. Eine Idee für ein Wochenende mit ihren Partnern im Schnee. Und fünf berühmte Männer, die sich kennen, ohne es zu wissen... 24 Kapitel über ein verrücktes Adventswoche...