Kapitel 23 - Die Bar

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Hermines Sicht:

In einer kleinen aber schicken Bar angelangt, setzte ich mich sofort an die Theke.

Ich war heute sowieso nicht in der Stimmung zu quatschen, also machte mir der Umstand, so gut wie alleine zu sein, nichts aus.

Nach kurzer Zeit kam auch schon der Barkeeper zu mir und fragte freundlich: „Hey; was darf's sein?"

„Ähm- einmal bitte einen ,Whisky Sour'."

„Kommt sofort"

Er brachte mir das erwünschte Getränk und machte sich dann wieder an die Arbeit.

Während ich meinen Whisky trank musste ich über das vergangene Jahr nachdenken und ich merkte immer mehr wie unzufrieden ich eigentlich war.

Immer wieder kam mir der Gedanke, dass alles in Hogwarts so unbeschwert und einfach gewesen war, und dass ich alles tun würde um zurückkehren zu können.

Natürlich verband ich immer noch viel schlechtes mit Hogwarts und von den vielen stressigen Abenteuern mit Harry und Ron ist nichtmal die Rede, doch bin ich dort im Grunde immer glücklich gewesen.

Bei diesen Erinnerungen formte sich in meinem Kopf langsam ein Gedanke oder eher ein Plan zusammen, aber bevor ich auch nur auf irgendein Ziel hätte stoßen können wurden meine Gedanken von dem Barkeeper unterbrochen, welcher erneut zu mir getreten war.

Freundlich und mit einem leicht verschmitzten Lächeln fragte er mich: „Entschuldigung wenn ich so direkt frage, aber warten Sie auf irgendjemanden?"

Ich schaute ihn etwas verwundert an und antwortete leicht stockend: „Nein, nein tue ich nicht... wieso fragen Sie?"

Daraufhin nickte er mit seinem Kopf leicht in Richtung eines Tisches an dem ein Mann saß.

„Der Herr dahinten sieht immer mal wieder zu Ihnen hinüber.", antwortete er mir und ich fokussierte den Mann genauer.

Er war relativ schick angezogen und hatte auffällig helle Haare.
Ungefähr so hell wie ein gewisser Draco Malfoy.

Der Abend würde also doch noch interessant werden...

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„Nein ganz bestimmt nicht - ich krieg das schon hin! Ich muss nur erst noch die ganzen Dinge erledigen, die ich versäumt habe und...", lachte ich leicht unsicher, doch Draco zog eine Augenbraue in ungeahnte Höhen hoch und brachte mich somit zum verstummen.

Er antwortete mir nur lapidar: „Ein voller Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Leben."

Ich sah ihn erstaunt an und nach ein paar Sekunden fragte ich: „Woher hast du das?"

Kurz schmunzelte er, bevor er antwortete: „Muggelzitat"

„Interessant..."

Wir beide quatschten noch eine ganze Weile bis uns die Bar schließlich zu voll wurde und wir zahlten.
Draco bestand darauf auch für mich zu zahlen und da ich die Diskussionen, wer zahlen soll, schon immer lächerlich fand ließ ich ihn, mit seinem Versprechen, dass ich nächstes mal dran sei, ohne weitere Widerworte zahlen.

Nachdem wir die Bar verlassen hatten sah Draco mich auffordernd an und fragte: „Krieg ich dich jetzt endlich dazu mir deine Wohnung zu zeigen?"

Und schmunzelt fügte er noch hinzu: „Schließlich hab ich auch versucht dich zu retten und du bist mir was schuldig."

„Du spielst nicht fair!", antwortete ich daraufhin leicht eingeschnappt und schlug ihm spielerisch entsetzt auf den Arm.

„Slytherin", grinste er mich nur an, doch ich war nicht ganz mit seiner Antwort zufrieden und erwiderte deshalb neunmalklug: „Ein Slytherin zu sein ist kein Grund so ein Idiot wie du zu sein und andere mit ihrem Gewissen zu erpressen. Es gibt nämlich auch nette Slytherins, weißt du?"

Draco lachte jedoch nur und in diesem Moment war er mir sympathischer denn je.

„Du Draco...", hackte ich deshalb nochmal nach und ich kam mir schon selbst wie ein kleines wissbegieriges Kind vor.

„Jaaa?", antwortete der junge Zauberer mir da auch schon leicht gedehnt und schon wieder musste ich kichern.

„Warum bist du vorhin eigentlich nicht von alleine zu mir gekommen? Du hast mich doch gesehen, oder?"

Die zweite Frage klang zum Ende hin sogar schon leicht traurig, denn mir kam der Gedanke Draco wolle garnichts mit mir machen.

Nachdem wir ein paar weitere Schritte durch die kühle Abenddämmerung gelaufen waren sagte er jedoch: „Ich hab dich gesehen. Wie könnte man dich bitte auch übersehen?"

Ein Schmunzeln bildete sich bei seinen nächsten Worten auf seinem Mund: „Ich dachte du wartest eventuell auf jemanden und um ehrlich zu sein macht es Spaß dich zu beobachten."

Empört und leicht verlegen sah ich ihn nun wieder an, doch er neckte mich nur noch weiter: „Aber anscheinend hat die große und starke Kriegsheldin nach ihrem Unfall keine Lust mit den Schwachköpfen von Männern, die hier überall rumlungern, auszugehen sondern gibt sich lieber alleine ab."

Erneut schlug ich ihm auf den Oberarm und bei meinen nächsten Worten blieb er zum Teil amüsiert, aber auch zum Teil eingeschnappt stehen: „Sagt derjenige, der vergessen hat einen Luftblasenzauber über sich zulegen und der somit bei seiner ‚Rettungsaktion' ohne jeglichen Schutz in sein Verderben gerannt ist. Das zum Thema schwachköpfige Männer, die in Bars rumlungern."

Nun funkelte Draco mich böse an, aber in seinen Augen blitzte trotzdem noch ein Hauch von Schalk, welcher mir versicherte, dass er das nun Geschehene nicht ernst meinte, auf.

Er lief nämlich nun einige Schritte nach vorne und da ich direkt bei ihm stand, schob er mich mit sich und drückte mich sozusagen an die nächstgelegenen Hauswand.

Da es mittlerweile stockdunkel geworden war wurde die kleine Straße nur von den wenigen Laternen um uns herum beleuchtet und wir waren vollkommen allein im Dunkeln.

Ich schaute also, ohne wirklich viel mehr als seine Gestalt zu erkennen, zu ihm hinauf und versuchte zu verstehen was das hier sollte.

Doch Draco lehnte sich einfach nur zu mir nach unten und flüsterte leise in mein Ohr: „Hüte deine Zunge kleine Gryffindor." Und nochmals mit Nachdruck: „Hüte sie besser."

Daraufhin stieß er sich von der Wand ab als wäre nichts geschehen, zog mich, die noch etwas perplex an Ort und Stelle verweilt war, an meiner Hand einige Meter mit sich und fragte dann ganz der Gentleman: „Darf ich Ihnen meine Jacke anbieten, Miss Granger?"
Dass Miss betonte er besonders stark und als er mir, ohne überhaupt auf eine Antwort zu warten, seine Jacke um die Schultern legte, fühlte ich mich wie in einem der klischeehaftesten Kitschromane der gesamten Muggelwelt.

Erst die Sache mit der Bar, dann dieses ‚was auch immer' an der Hauswand und jetzt die typische Jacken-Aktion. Das war ja so klar...

„Na komm schon Granger oder hat es dir die Sprache verschlagen?"

„Nein..." antwortete ich immer noch nachdenklich.
Doch als mir klar wurde, dass er mich schon wieder verspottete fügte ich um einiges selbstbewusster hinzu: „Nein, so leicht schafft das niemand - nicht einmal du, Draco Malfoy."

Ich zwinkerte ihm dabei noch kurz zu und schaute dann verlegen, aber trotzdem mit einem triumphierendem Lächeln auf den Lippen, zur Seite...


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Bildquelle: https://images.app.goo.gl/kdZPVe7ebLjQyAft5

Zitat: „Ein voller Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Leben." - Kurt Tucholsky

Ein Leben wie nie zuvor - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt