Tag 1

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„Diese elendige Schlampe, diese verdammte Hure," brüllte Thoran, Alistairs bester Freund und schmiss einen Stuhl gegen die Tür. „Wie kann sie mir das nur antun, zuerst... zuerst macht sie aus mir einen Softie und dann..., verdammt."

Hilflos wandte er sich zu Alistair um, der ihm mit gerunzelter Stirn zusah. „Wieso kannst du nur so ruhig bleiben? Ich meine auch du hast dich für diesen Tag in Schale geworfen, hast ein Meeting abgesagt, bist von L.A. hergeflogen. Wieso sagst du nichts?"

Alistair wusste nicht wie er es am besten formulieren sollte, ohne den Zorn seines Freundes auf sich zu ziehen, deshalb wich er ein paar Schritte zurück und brachte sich hinter einem Stuhl in Sicherheit. Er fand es zu einem Teil amüsant, zu anderen Teil erschreckend, wie sein Freund reagierte. „Nun ja," begann er und wog seine Worte gut ab, konnte aber ein Lachen nicht verkneifen. „Ich bin nicht der, der gerade von der Braut am Altar stehen gelassen wurde."

Er rechnete mit jeder Reaktion, die sein Freund hervorbringen konnte, aber sicher nicht mit dir, die tatsächlich geschah. Thoran Flux, bekehrter Playboy, Millionärssohn und am Altar stehen Gelassener, begann zu heulen.

„Verdammt," fluchte er und strich sich über die Augen, schniefte laut auf. „Ich heul ja wie eine Memme. Wie eine verdammte Memme. Sieh nur wozu mich Natalia gemacht hat. Sie hat mich zu einer Memme gemacht."

Tief in seiner Seele spielten sein Emotionen mit ihm Volleyball und er wusste nicht, welches Gefühl zuerst aufschlagen durfte. Die Wut? Die Angst? Die Trauer? Der Zorn? Die verdammte, nicht verschwinden wollende Liebe?

Schließlich gab er seinem gebrochenem Herzen nach und griff nach einem Taschentuch. Er hatte nicht mehr geweint, seit er zwölf Jahre gewesen war und würde erst recht nicht wegen einer Frau damit anfangen. Erst recht nicht wegen einer, die... Er konnte es nicht einmal aussprechen.

„Alistair? Wie wäre es, wenn wir wegfliegen? Hawaii soll um diese Jahreszeit schön sein, ich hätte auch nichts gegen Spanien..." Weiter kam er nicht, denn die Tür wurde aufgestoßen und ein älteres Ehepaar trat herein. Die Frau trug einen strengen Dutt, der ihre gesamten Falten nach hinten zu ziehen schien und die faltige Stirn des Mannes war gerunzelt.

„Thoran, wie hast du das nur geschafft?", fragte Miranda Flux und strich sich ein loses Haar aus der Stirn. „Dein Vater und ich sind enttäuscht von dir. Eine Frau wie Natalia zu vertreiben, die noch dazu Anwältin war... Was hast du dir nur dabei gedacht?"

Alistair sah gespannt und ohne ein Wort zu, wie Thoran, der seine Mutter beinahe um mehr als zwei Köpfe überragte von dem Stuhl, auf dem er bis gerade eben noch gesessen hatte, aufstand und sich an seine Eltern heranpirschte. Für ihn war das hier das beste Theater: Thorans Eltern waren sehr eigen mit der Erziehung von Thoran gewesen und sie selber waren noch speziell. Reich, aber speziell. Alistairs Blick glitt zu Thorans Vater.

Thomas Flux, Besitzer des Flux Empires, lächelte jedoch merkwürdig ruhig und hielt sich im Hintergrund bedeckt, strich sich durch die weißen Haare. Er hatte zwar den Lebensstil seines Sohnes verabscheut, aber Natalia, zum Gegenteil seiner Frau, mehr gehasst. Er war froh, dass diese Person verschwunden war. Hoffentlich auf nimmer wieder sehen.

„Ich habe mir dabei gar nichts gedacht, Mutter," zischte Thoran und ballte die Fäuste. „Ich liebe sie. Sie ist wahrscheinlich die Liebe meines Lebens, natürlich muss ich sie vertrieben haben. Ich wollte es ja nicht anders und jetzt entschuldige mich, Mutter. Ich muss den Gästen sagen, dass die Hochzeit gestrichen ist." Er drückte sich an seiner Mutter vorbei und vermied den Blick in ihre stechenden Augen. Er hatte die Befürchtung wieder zu heulen zu beginnen und fragte sich langsam, wie er das da draußen schaffen sollte, wenn er kaum seiner Mutter in die Augen schauen konnte.

Auf einmal spürte er eine Hand auf seiner Schulter. „Hey Kumpel," sagte Alistair und führte ihn zum Ausgang. „Ich glaube kaum, dass das eine gute Idee ist. Ich regle das und du fahr mit deinem Lamborghini in dein Penthouse und schaue dir schwule Hollywoodromanzen an. Du hast gerade deine Verlobte verloren. Ein bisschen Liebeskummer darf da sein."

Thoran überlegte nicht lange, umarmte seinen Freund und ging zu seinem Wagen. In Gedanken ging er dabei durch, was er noch alles tun würde. Das Telefon abstecken, das Handy ausschalten, die Tür absperren und dann, wie Alistair sagte, sich Hollywoodromanzen ansehen. In Gedanken wog er Freunde mit gewissen Vorzügen, Pretty Woman, Die nackte Wahrheit und P.S. Ich liebe dich ab. Im Moment wusste er es nicht.

Und es war ihm egal. Thoran Flux, ehemaliger Playboy, Millionärssohn, Lamborghinibesitzer und am Altar verlassener, hatte vor sein Apartment nicht mehr so schnell zu verlassen.

How to Fix a Broken HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt