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Mit schlimmen Kopfschmerzen und klebrigem Gesicht werde ich am nächsten Morgen wach. Ich habe so lange geweint bis ich einfach eingeschlafen bin. Ich schnappe mir die Anziehsachen die Papa für mich hingelegt haben muss und ziehe mich um, bevor ich leise in den Flur trete. Ich höre seine Stimme telefonieren. 

"Sie hat mich angerufen......Ja.....Nein ich denke das ist gut......Ich werde es versuchen.....Irgendwas mit ihrem Freund....Okay ja.....Ich glaube Sie ist wach....Bis später," er legt abrupt auf als ich die Küche betrete und mir den gedeckten Tisch ansehe. 

Er lächelt, versucht es aber nicht zu viel zu tun, weil er genau weiß wir können nicht alles innerhalb einer Nacht klären. 
"Zigarette?" Er schiebt einen Aschenbecher und die blaue Schachtel über den Tisch auf mich zu. 
Ich nehme mir eine und zünde sie an, dann lasse ich mich auf dem Stuhl vor mir nieder.  Er sagt nichts, lässt mich in Ruhe zu Ende rauchen und schiebt mir dann eine Dose Energy vor die Nase. Irgendwie rührt es mich, dass er daran gedacht hat, weshalb mir sofort wieder Tränen in den Augen brennen.
Beruhigend streichelt er mir über den Rücken während ich zittrig ein und aus atme um nicht die Fassung zu verlieren. Gerade wo ich dachte, alles wendet sich zum guten wird mein Leben ein noch größeres Desaster. Ohne darüber nachzudenken werfe ich mich in die Arme meines Vaters und drücke mein Gesicht an den Stoff seines Shirts während ich anfange wieder zu weinen. Mein Vater hält mich einfach nur fest und streicht über meinen Kopf bis ich mich wieder gefangen habe. 
"Willst du mir erzählen was los ist?" 
Ich schüttle den Kopf, zuerst möchte ich was anderes klären. 
"Ich will erst wissen warum du es getan hast," gebe ich zu. 
Ich sehe und spüre wie er mit sich selber kämpft, als er schließlich aufgibt und nickt. 

"Pia und ich hatten Probleme, ich war ständig arbeiten und sie auch, wir haben uns kaum noch gesehen. Wir haben uns auseinander gelebt, was noch lange keine Entschuldigung ist, aber keinem von uns hat wirklich was daran gelegen das zu ändern." 
Ich erinnere mich gut daran. Mama war nie da und wenn sie da war, war Papa nicht da. Fast so als hätten sie sich damit abgewechselt Zuhause zu sein, aber er hat Recht das ist keine Entschuldigung. 
"Dann hat Yvonne in die Firma gewechselt und sie hat mir zugehört wenn ich über euch gesprochen habe, wenn ich über mich gesprochen habe," er muss seufzen. "Ich hab mich verstanden gefühlt und einfach seit langem wieder einmal wohl."
So wie ich bei Lenny, füge ich in Gedanken hinzu. 
"Du solltest das wirklich nicht mitbekommen und es gibt auch keine Entschuldigung dafür, dass du es hast und, dass ich wollte, dass du das erklärst, aber ich hatte so schlimme Angst." Er fummelt mit seinen Händen an der Tischdecke herum. 
"Und dann hast du mir so viele Wahrheiten entgegen geworfen, dass meine Sicherungen durchgebrannt sind und das tut mir so unendlich leid," jetzt sammeln sich in seinen Augen Tränen. 
Ich lege meine Hand auf seine und tue das wahrscheinlich erwachsenste seit langem. 
"Ist schon okay." 
Überrascht hebt er seinen Blick und sieht mich fragend an. 
"Mir tut es auch leid, dass ich so viele böse Sachen gesagt habe," entschuldige ich mich auch. 
Wir enden in einer ziemlich festen Umarmung und ein paar Tränen die Papa auf meinem Shirt hinterlässt. Dann essen wir stumm bevor ich ihm die Geschichte mit Leandro erzähle, eigentlich erzähle ich ihm alles was er verpasst hat. Er sagt nichts dazu sondern belässt es einfach dabei und meint seine Ratschläge wären eh nicht die besten. 

Nach dem Frühstück, was eher zum Mittagessen zählen kann rufe ich Maxi an der neben Leo gefühlt 800 Mal versucht hat mich zu erreichen. Ich schließe die Zimmertür hinter mir und bleibe direkt stehen.  

"Oh Gott du lebst noch, wo steckst du Lilly?" 
Er klingt wirklich absolut besorgt. 
"Ich bin bei meinem Vater," gebe ich zu. 
Kurz scheint Maxi verwirrt, denn er antwortet nicht. 
"Wie geht es dir?" 
Ich muss heftig schlucken," gut." 
Ich höre eine Tür und ein wenig Rascheln bevor Maxis Stimme ganz sanft wird. 
"Lyra du musst mich nicht anlügen, das war hart." 
Ich nicke obwohl er es nicht sehen kann. 
"Eigentlich geht es mir miserabel," gebe ich ehrlich zu. 
Maxi flucht leise ins Telefon. 
"Rühr dich nicht von der Stelle, heute gibt es den Maxi-Aufmunter-Spezialtag," prophezeit er bevor die Leitung tot ist. 

Auch wenn ich es eigentlich nicht tun sollte, öffne ich die Nachrichten von Leandro es sind nur vier Stück. 

01:34
Ich hätte es dir sagen sollen. 
01:57
Ich wusste nur nicht wie und ob du dann noch mit mir ausgegangen wärst. 
02:12
Es tut mir leid Lyra
07:41
Ich liebe dich. 

Ich blockiere seine Nummer und schließe dann den Chat bevor ich die Schuhe, die mich vorwurfsvoll von ihrem Platz neben meinem Bett zu mir rüber starren. Mit einem Knall kommen sie auf dem Boden des Kleiderschrankes an, den ich sofort wieder schließe. 

Maxi taucht nach 20 Minuten mit einem Koffer auf. Er hat alle DVD's die er finden konnte eingepackt sowie einen Haufen an Süßkram, Klamotten von Jens, ein Foto von uns beiden und eins von mir und meinen Geschwistern eingepackt. Außerdem hat er meine Schulsachen mitgebracht, weil er mich nur zu gut kennt und weiß ich werde erstmal hier bleiben. Zu guter Letzt kramt er seine Playstation aus dem Koffer und schließt sie im Wohnzimmer an, welches mein Vater uns bereitwillig überlässt. 
Wir schauen zuerst die ersten drei Filme der Wilden Kerle und ich esse so viele Bonbons, dass ich das Gefühl habe zu platzen. Dann gehen wir irgendwann dazu über Mariokart zu spielen, was Maxi nur tut weil es mir schlecht geht, da er das Spiel eigentlich hasst. 
Er bleibt bis weit nach null und nachdem er weg ist, falle ich quasi tot ins Bett. 

Am nächsten Morgen will ich eigentlich meinen Vater fragen ob er mich zur Schule fährt, aber das erübrigt sich als ich auf dem Küchentisch eine Schachtel Zigaretten, eine Dose Energy, einen Autoschlüssel und einen Zettel finde. Scheinbar hat er mir wie auch immer ein Auto besorgt und ich staune nicht schlecht über den weißen Seat. Ich bin pünktlich an der Schule, wo Jens und Leo einmal das Auto begutachten und ich Jens versprechen muss ihn mal damit fahren zu lassen. Leandro steht an der Mauer und sieht so aus als würde er auf mich warten, als er uns drei sieht kommt er auf uns zu. Jens übernimmt das und wechselt ein paar Worte mit ihm, bevor er den Kopf hängen lässt und ins Schulgebäude verschwindet.
Letztendlich ist es so das beste.  

How broken hearts breakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt