How broken hearts break

25.

Die Zeit vergeht wie im Flug und dann sind plötzlich die Abschlussprüfungen und die sind genauso schnell wieder vorbei. Mama und Papa kommen sich langsam wieder näher, Jens und ich reden wieder normal miteinander und Leo und Maxi sind immer noch ein Pärchen. Jeden zweiten Sonntag Essen wir wie eine Familie alle gemeinsam zu Abend und ich und meine Geschwister variieren je nach Lust und Laune wo wir wohnen. 
Ich habe viel Zeit mit Jens, Tabea und Tristan verbracht und es irgendwie geschafft Joah und Leandro in die hinterste Ecke meines Gehirns zu verbannen und dort verstauben zu lassen. Manchmal muss ich noch an Lenny denken, dann schmerzt mein Brustkorb unaufhörlich und ich mag mir nicht vorstellen wie es wäre wenn ich ihn nochmal sehen würde. Er hat mich in Ruhe gelassen und so wirklich was von ihm gehört habe ich nicht mehr. 

Jens steht im Türrahmen der Küche bei Papa Zuhause und sieht mich ein bisschen in Gedanken an. 
"Ich fass es nicht, dass ich dich echt auf ein Date mit dem Idioten gehen lasse," erklärt er mir während er mein Outfit mustert. Ich trage einen Rock und ein Oberteil in schwarz, was das ganze irgendwie wie ein Kleid aussehen lässt. 
Tristan kommt mit Anzug und Krawatte um die Ecke und haut Jens brüderlich auf die Schulter. 
"Du weißt ich bin ein liebevoller Idiot," teilt er ihm mit und kommt auf mich zu. Ich grinse die beiden nur an und lasse mir von Tristan einen Kuss auf die Wange drücken. 
"Schlimmer als wir können die beiden nicht sein," erklärt Tabea dann, die auch dazu kommt und sich an Jens schmiegt. 
Nachdem wir sie ein paar mal beim Sex erwischt sowie auch gehört haben, haben sie sich dazu erbarmt ein Pärchen zu werden und sich eine eigenen Wohnung zu nehmen, wobei sie trotzdem die meiste Zeit zwischen den Elternhäusern hin und her zwischen. 
Tristan beendet das ganze indem er mich quasi nach draußen entführt und wir uns in seinem Auto nieder lassen. Wir fahren zwar nur ins Autokino aber trotzdem wollten wir uns schick machen. Tristan sieht gut aus in Anzug, keine Frage, aber Leandro sieht verboten gut im Anzug aus. Innerlich Ohrfeige ich mich selber für diesen Gedanken. 
Tristan hat die ganze Rückbank voller Süßigkeiten und Getränke, sowie eine Decke und ein Kissen. 

Der Film ist gut und ich erwische Tristan immer mal wieder dabei, wie er mich währenddessen ansieht, was mir an sich echt schmeichelt. Irgendwann kurz vor Ende, legt er seine Hand auf meine die auf der Mittelkonsole ruht und ich lasse ihn. Ich mag ihn, nicht so wie Lenny, aber das kann sich hoffentlich ändern. Gerade als der Film den Abspann anspielt spüre ich seinen Atem auf meiner Wange und drehe mein Gesicht gegen seins. Die Hoffnung darauf, dass ich ein Feuerwerk der Emotionen verspüre und, dass ich Lenny sofort vergesse wird von der kalten Ernüchterung heimgesucht. Ich fühle nichts außer, dass seine Lippen rauer sind als Leandros, dass er nicht so vorsichtig küsst und vor allem, dass ich nichts fühle. Es ist einfach nur ein Kuss, kein Kribbeln oder schnelles Herzschlagen. Tristan selber scheint wohl auch was anderes erwartet zu haben, denn er lehnt sich wieder in seinem Sitz zurück und streicht sich erschöpft ein paar Haare aus dem Gesicht. 

"Dafür, dass ich dich sonst immer bespringen will war das hier gerade ziemlich ernüchternd," gibt er ehrlich zu. Ich nicke, "der Kuss war gut aber irgendwie hat was gefehlt." 
Tristan kann zwar gut küssen, aber dieses gewisse Etwas hat einfach gefehlt. 
"Wahrscheinlich sind wir nicht die, die wir eigentlich küssen wollen," scherzt er, trifft aber einen wunden Punkt. 
Ich wende den Blick ab als er das Auto startet und richtig Zuhause fährt. 
"Du liebst ihn noch hab ich recht?" 
Er spricht seinen Namen nicht aus weil, dass keiner mehr tut, aber augenblicklich fange ich an zu frieren. Ich liebe Leandro mit jeder Faser meines Körpers immer noch und ihn nicht bei mir zu haben tut so unendlich weh, aber er hat mich angelogen und das tut auch weh. 
Tristan deutet mein Schweigen richtig, aber nimmt den Faden direkt wieder auf. 
"Ich verstehe das, ich hänge auch irgendwie noch an Isa," gibt er zu. 
Isabelle war seine Freundin bis sie vor 2 Jahren nach Kanada gegangen ist und die Beziehung beendet hat, weil Fernbeziehungen eh nicht klappen. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich immer Tristan hätte damit abgeschlossen, weil er ständig an mir rumgebaggert und mich angemacht hat.
"Ich weiß, dass Leandro mich verletzt und angelogen hat aber trotzdem schaffe ich es nicht ihn zu hassen," erkläre ich es das erste mal laut. 
Tristan nickt, wendet den Blick aber nicht von der Straße ab, "ich weiß was du meinst."
Damit lassen wir das Thema ruhen, weil es uns beide nur runter ziehen würde.

Wie ein Gentlemen begleitet er mich bis vor die Haustür von meinem Vater, wo ich mich mit einem Kuss auf die Wange und einer langen Umarmung von ihm verabschiede. Auch wenn Tristan meistens ein Trottel ist, hat er dennoch diese eine Seite die mehr als nur ein gutes Herz hat. 

Tabea und Jens warten scheinbar in der Küche auf mich, denn sie sehen mich erwartungsvoll an als ich mir was zu trinken nehme und die Spangen aus meinem Haar auf den Küchentresen lege. Ich gebe ihnen die Kurzfassung, ohne Kuss und Gespräch, erkläre lediglich, dass wir entschieden haben nur Freunde zu bleiben. Jens freut sich sichtlich darüber, was ich dem fetten Grinsen in seinem Gesicht ansehen kann worüber ich nur den Kopf schüttle. 

In meinem Zimmer ziehe ich meine Grumpy Cat Sachen an und lege mich dann auf mein Bett. Wie von selber öffne ich mein Handy und scrolle durch die Galerie bis ich das aller erste Bild von mir und Leandro in meinem Zimmer finde. Ich weine stumm ein paar Tränen, bevor ich sie wegwische und das Handy auf den Nachttisch lege. So eine verdammte kacke. 

Mit meinen Gedanken hänge ich wie jeden Abend in Lennys Armen und wir spielen Uno oder rauchen zusammen, wobei er ja nicht einmal raucht, das war immerhin auch eine Lüge. Wir kochen mit Meg, die meine Klamotten mir ihrer Schürze wieder vollkommen verschmutz, oder küssen uns einfach nur. Aber es sind nur Gedanken, Gedanken die mich daran erinnern wie sehr er mir weh getan hat.