Seit ich vor einem halben Jahr angefangen habe mit Joah zu schlafen, fühle ich mich als würde ich feststecken. Es ist als würde ich die selbe Seite eines Buches immer und immer wieder lesen, ohne am Ende umzublättern.
Ich würde gerne damit aufhören ihn zu treffen, aber irgendwann ist es zu mehr als nur Sex für mich geworden. Aber eben nur für mich.
Gedankenverloren laufe ich neben Leandro her und weiß gar nicht so recht wo er mich hin führt, als wir an einem silbernen Opel stehen bleiben."Wohin soll es gehen?"
Er schließt die Beifahrertür auf und umrundet dann das Auto.
Es ist nicht so, dass ich keinen Führerschein hätte, lediglich das Auto fehlt mir.
Ich steige ein und schnalle mich an, sein Auto ist die reinste Müllhalde. Ich endtecke Fastfoodmüll in meinem Fußraum und quittiere das nur mit einer hochgezogenen Augenbraue."Ich sag dir wo lang," beschließe ich und führe ihn zu mir nach Hause.
Als er vor dem orangenen Mehrfamilienhaus hält steige ich aus und laufe ohne auf ihn zu achten auf die Haustür zu, hoffentlich fährt er einfach weg."Das kannst du vergessen Jansen wir schwänzen zusammen also gehe ich mit," er kommt neben mir zum stehen als ich die Haustür öffne und ich weiß genau, den Mist hab ich mir selber eingebrockt.
Also schleppe ich ihn mit in die zweite Etage und trete mir in unserem Flur die Schuhe von den Füßen.
Leandro begutachtet alles genau. Die Familienfotos an den Wänden, den Kühlschrank voller Notizen. Ich beobachte ihn dabei wie er ein Foto ansieht und mich danach mustert.
Es ist das letzte mit Papa und meinen blonden Haaren.Eigentlich ist Leandro schön, er hat dunkles Haar, welches er immer unter Caps versteckt, und den dazu passenden leichten Bart. Er ist groß, gut gebaut und hat markante Gesichtszüge. Aber er ist nicht Joah mit seinem Sunnyboy aussehen. Kurz stelle ich mir vor wie es wohl wäre mit ihm anstatt Joah zu schlafen, doch den Gedanken schlage ich mir schnell wieder aus dem Kopf.
Leicht irritiert über meine Gedanken ziehe ich ihn aus der offenen Küche den Flur weiter entlang in das mittlere Zimmer.
Mein Bett ist noch immer gemacht, nur leicht zerknittert. Auf dem Schreibtisch gegenüber vom Bett steht mein Fernseher, auf meinem Schreibtischstuhl liegen Klamotten rum, ansonsten ist es aufgeräumt.
Ich werfe mich auf die hintere Seite meines Doppelbettes und seufze, immerhin habe ich seit über 24 Stunden nicht geschlafen.
Ohne Hemmungen legt Leandro sich zu mir ins Bett, verschränkt einen Arm hinter seinem Kopf und legt mit dem Anderen seine Cap auf sein Gesicht bevor er den auf der Brust liegen lässt.
Erst will ich ihn fragen was der Mist soll, doch irgendwie ist es mir egal, also verschränke ich auch meine Arme hinter meinem Kopf und schließe meine Augen."Lyra," jemand rüttelt meinen Arm weshalb ich mich grummelnd zur Seite drehe und mich näher an das warme Etwas was neben mir liegt kuschel. Ich spüre Muskeln unter meiner Hand und das gleichmäßige Heben und Senken der Brust an die ich mich drücke.
Jemand kichert, dann höre ich das Fotogeräusch eines Handys.
Genervt schlage ich die Augen auf und sehe Leo wütend an.
"Was?"
Ich fühle mich noch immer müde, obwohl es draußen wieder dunkel zu sein scheint.
Leo kichert nur weiter und schaut mich grinsend an."Wer ist das?" Sie flüstert nur und erst bin ich verwirrt was sie meint, als ich mir bewusst werde an wen ich mich kuschel.
Ich rücke ein Stück zurück und sehe Leandro an. Dieser grummelt nur irgendwas und zieht mich wieder zu sich.
Leider muss ich zugeben, dass die Position mehr als nur bequem ist, also lege ich meinen Kopf zurück und schließe nochmal die Augen. Kurz darauf höre ich wie Leo das Zimmer verlässt.Das nächste Mal werde ich wach, weil Leandro anfängt zu lachen. Müde rolle ich mich zu Seite und strecke mich einmal ausgiebig bevor ich aufstehe und mich nochmal strecke. Mein Wecker zeigt kurz nach Elf an und ich seufze bevor ich mich Leandro widme, der seine Cap auf den Nachttisch meines Bettes gelegt hat.
"Willst du was Essen?"
Ohne auf seine Antwort zu warten gehe ich vor in die Küche, er folgt mir.
"Willst du einfach übergehen, dass wir miteinander geschlafen haben?"
Ich übergehe seine blöde Anspielung und schalte den Herd ein um die Suppe aufzuwärmen, die Leo und Jens scheinbar übrig gelassen haben.
"Ich wollte erst sagen, dass du gar nicht so übel bist," flüstere ich während ich mich auf die Küchenplatte setze. "Aber das spare ich mir jetzt."
Seine Haare stehen unordentlich von seinem Kopf ab und weil er sein Handy checkt ziehe ich meins auch aus meiner Tasche. Joah hat mir geschrieben, aber tatsächlich ist es mir egal. Ich antworte ihm das erste Mal, dass ich nicht auftauchen werde und begutachte dann wieder Leandro.
"Verrätst du mir was dir ständig die schlaflosen Nächte bereitet?"
Er kommt mir gegenüber zum stehen und lehnt sich an die Arbeitsplatte."Ich schlafe mit jemandem der eine Freundin hat," erkläre ich nur, nicht zu viel aber auch nicht zu wenig.
"Will er dich oder sie?"
"Sie."
"Warum machst du es dann?"
"Ich weiß es nicht," gebe ich ehrlich zu.
Eigentlich weiß ich es schon, versucht mein Gehirn mir klar zu machen aber solange ich nicht daran denke, werde ich es nicht zugeben müssen."Darf ich dich küssen?"
So plötzlich wie seine Frage kommt bin ich vollkommen unvorbereitet darauf. Erst suche ich nach irgendeinem Zeichen darauf, dass er Witze macht, doch ich finde keins.
"Ja," höre ich mich sagen bevor ich es realisiere.
Leandro steht plötzlich vor mir und legt seine Hand an meine Wange, ganz vorsichtig zieht er mich zu sich, darauf bedacht Abstand zu wahren. Als seine Lippen auf meine treffen, denke ich erst daran wie anders sie sich anfühlen als Joah's. Doch dann ist er wie aus meinem Hirn verschwunden. Ich spüre die Wärme von Leandros Körper und seinen Herzschlag unter meinen Händen die inzwischen auf seiner Brust liegen. Er schmeckt nach Schlaf, so als wenn man morgens aufsteht und alles noch ohne Geschmack ist. Er küsst gut, besser als ich gedacht hätte. Ich will ihn näher zu mir ziehen, mehr davon, weil es sich richtig anfühlt. Nicht so wie mit Joah, wenn es sich nur gut anfühlt, nein das fühlt sich so an als müsste es so sein.
Plötzlich zischt der Herd neben und und wir hören erschrocken auf uns zu küssen. Ich schiebe panisch die Suppe beiseite und schalte sofort den Herd wieder aus.
"Wenn du gerade an ihn gedacht hast, dir gewünscht hast ich wäre er Lyra, dann willst du ihn an deiner Seite haben. Wenn nicht ist er es nicht wert," lässig lehnt Leandro sich wieder an die Arbeitsplatte.
"Du musst öfter zwischen den Zeilen lesen, hör auf damit bevor du anfängst dir zu wünschen ich wäre er," erklärt er mir weiter.
"Und wenn ich nicht an ihn gedacht habe? Nur daran, dass es anders ist mit dir?" Leicht erschrocken über meine Worte sehe ich ihn an.
Er fängt an zu grinsen," dann spricht ja nichts dagegen wenn ich das nochmal mache."
Ohne auf meine Antwort zu warten zieht er mich zu sich und küsst mich erneut, diesmal fester. Erst bin ich zu überfordert damit, doch dann wird mir klar, dass ich das vielleicht echt brauche um Joah nicht ganz zu verfallen. Dass vielleicht Leandro meine Rettung vor einem Loch ohne Boden ist.
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Vielleicht brauchen wir alle einen Leandro?

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How broken hearts break
Teen FictionLyra Jansen hat die Fähigkeit in der Menge zu verschwinden seit einem Jahr besser drauf als sonst jemand in Pittsferry. Der Einzige der wohl irgendwie nicht durch sie hindurch sieht, neben ihren Geschwistern und ihrem besten Freund ist Leandro Schä...