How broken hearts break

18

Kathy bleibt fast ihr Essen im Hals stecken, als sie mich aus versehen fröhlich anlächelt, weil sie wohl dachte ich sei Lenny. Meg freut sich mich zu sehen, denn sie nimmt mich sofort in den Arm und drückt mich einmal heftig. 
Theatralisch laut sagt sie," mein Lieblings-Schwieger-Enkelkind."
Ich drücke sie zurück. 
"Dieses Mädchen ist der Horror," flüstert sie so laut, dass nur ich es hören kann. 
Mir entflieht ein Kichern, bevor sie mich loslässt und Lenny mich kurz nochmal in den Flur entführt. 
Bevor er was sagen kann drehe ich sein Gesicht um mir Joahs Werk nochmal ansehen zu können. Inzwischen ist es tiefblau und lila, führt unter seinem Ohr bis fast zum Kinn und sprenkelt sich seine Wange hoch. Er stützt sich mit einem Arm an der Wand ab an der ich lehne, deshalb ziehe ich auch noch einmal sein Shirt hoch um mir das selbe Farbmuster dort ansehen zu können. 
Ich bringe Joah eigenhändig um, ich prügel ihm seine Scheiße aus dem Hirn. 
Leandro scheint meine Gedanken förmlich zu hören, denn er hebt mein Kinn und küsst mich. Unsere Lippen berühren sich nur kurz aber das reicht um mich sofort wieder an andere Dinge denken zu lassen. Es ist als hätte ich bei Lenny keine Sorgen. 
"Sieht schlimmer aus als es ist," beschwichtigt er mich. 
Ich verdrehe nur die Augen, Kerle und ihr Stolz. Seine Hand die von meinem Kinn zu meiner Wange gerutscht ist lässt er dort wobei er verträumt kleine Kreise mit seinem Daumen zieht. 
"Was macht Kathy hier?" 
Als würde unsere Seifenblase platzen bringt er einen Schritt Platz zwischen uns dann legt er den Kopf einmal nach links und nach rechts und seufzt. 
"Sie bleibt die Woche über hier, Kathy macht ein Praktikum hier in Pittsferry und du kennst meine Eltern," am Ende verdreht er die Augen. 
Ich greife nach seiner Hand und drücke einen Kuss auf den Rücken.
"Wenn du willst bleib ich auch hier," es folgt eine Grimasse. 
"Ehrlich gesagt hab ich mich mehr als nur mit meinen Geschwistern gestritten und Leo beansprucht Maxi, da dachte ich ich kann meinen Freund beanspruchen?" 
Meine versuche eines hoffnungsvollem Lächelns müssen echt elendig aussehen. 
"Sag das nochmal," selbstgefällig hebt er eine Augenbraue. 
"Ich hab mich mit Leo und Jens heftig gestritten," verwirrt sehe ich ihn an. 
"Nein das Andere." 
Wenn ich meine Augen noch öfter verdrehe wegen ihm, dann bleiben die irgendwann noch in meinem Hinterkopf hängen. 
"Mein Freund," wiederhole ich. 
Er grinst wie ein kleines Kind und legt seinen Arm um mich, um zurück in die Küche zu gehen. 
"Wenn das so weiter geht kauf ich dir Hörgeräte," feixe ich. 
Als Antwort strubbelt er mir durch die Haare und zieht mich auf seinen Schoß vor das Monopoly Spiel was ich erst jetzt wahrnehme. 

Irgendwie ist es sogar auf eine verkorkste Art und Weise angenehm während wir spielen. Wobei ich mehr spiele als Leandro der die meiste Zeit damit beschäftigt ist seinen Kopf auf meiner Schulter abzulegen und zwischendurch einen Kuss auf meiner Wange zu platzieren. Kathy scheint auch ziemlich gelassen und Meg ist eben Meg. Gegen halb zwölf verabschieden wir uns ins Bett, wobei ich echt im Stehen einschlafen könnte. Der Tag war grauenhaft und schön gleichzeitig. Auch wenn ich mich echt mies fühlen sollte, weil ich meinen Geschwistern fiese Dinge an den Kopf geworfen habe, funktioniert das nicht. In Lennys Nähe ist alles einfach okay. 
Er bekommt eine ausführliche Fassung des Streites zu hören, während wir zusammen in seinem Bett kuscheln. 

"Du bist eine gute Schwester," ist sein Fazit als ich zu ende gesprochen habe. 
Skeptisch mustere ich ihn. Ich habe meine Geschwister angeschrien und ihnen ekelhafte Dinge an den Kopf geworfen. Leider sind wir uns in der Sache einfach zu ähnlich, wir fahren einen automatischen Schutzschild hoch und verletzen die Anderen bevor wir uns verletzlich zeigen. Wahrscheinlich hat Jens kurz darauf auch einen Abgang gemacht und Leo hat wütend ihre Sachen zusammen geräumt nachdem sie Maxi angerufen hat. Auch wenn wir sonst grundlegend verschieden sind, haben wir ziemlich viele Charakterzüge die sich mehr als nur ähneln. 
"Ich mein das ernst, Geschwister streiten sich eben mal. Aber du weißt doch genauso wie ich, dass ihr euch wieder vertragen werdet," erklärt er. 
Ich weiß nicht woran er danach denkt, aber es scheint ihn ziemlich mitzunehmen. Dann holt er sein Handy heraus tippt ein wenig drauf herum bis er es zu mir dreht. 

"Hey Andro," das Bild wackelt während die Person der die fröhliche Stimme gehört schnell mit dem Video über den Rasen läuft. Eine jüngere Version von Lenny taucht auf und verdreht die Augen als er scheinbar das Handy übernimmt. 
"Liam ich mein das Ernst, das ist das letzte Mal, dass ich dich Filme," die Kamera dreht sich. 
Liam ist schön. Er hat so hell blondes Haar, es scheint fast weiß zu sein. Seine Augen gleichen sich damit, ihr grau ist so hell, dass ich es kaum glauben kann. Die beiden sind sich wie aus dem Gesicht geschnitten, nur die Haare und Augen verraten wer wer ist. Auch Liams Züge sind die gleichen wie Leandros. 
"Du sollst mich auch nicht filmen," wie selbstverständlich wirft er einen Ball der in seiner Hand liegt einmal in die Luft. "Du sollst das Handy hinstellen und mitspielen," fügt er hinzu und fährt sich durch die Haare. Seine etwas gebräunte Haut sticht echt den Kontrast zu allem Anderen heraus. 
Es wackelt wieder, weil Lenny wohl die richtige Position sucht, dann taucht er auch im Bildschirm auf. Die beiden nebeneinander zu sehen bestätigt meine Gedanken nur noch mehr. Hätten sie die selbe Augen und Haarfarbe, würde ich die beiden nicht auseinander halten können. Scheinbar haben die beiden auch noch den selben Tick, denn Liam trägt Shirts in der Farbe seiner Schuhe, sowie Lenny es jetzt mit seinen Caps macht. Lenny macht es in Gedenken an seinen Bruder, fällt mir da ein, da er auf dem Video ein blaues Shirt und eine schwarze Cap trägt. Ziemlich flink, hält Liam den Ball mit seinem Fuß in der Luft, bevor er ihn an Lenny abgibt der das weiter führt. Kein einziges Mal landet der Ball auf dem Boden und die beiden führen echt super Tricks durch. Am Ende fällt Liam seinem Bruder lachend in die Arme und sie klatschen miteinander ab. 
"Das Spiel am Sonntag ist sowas von gewonnen, die Schäfer Bruder rocken die Meisterschaft," prophezeit er und malt mit seiner Hand andächtig in die Luft. 
Auch wenn ich Liam nie kennengelernt habe, er ist mir mehr als nur sympathisch. Er scheint ein kleiner Wirbelwind zu sein. 
"Als würden wir Weltstars sein," Lenny wendet sich ab und verschwindet in irgendeine Terrassentür. 
Eilig schnappt Liam sich das Handy und filmt sich selber. 
"Wenn du das hier jemals siehst Andro, und das wirst du, weil ich es dir nach dem Spiel zeigen werde, haben wir gewonnen und zwar nur wegen uns, das verspreche ich kleiner Bruder," spricht er. 
Dann bleibt das Video stehen.  

Ich höre Lenny zitternd ausatmen als ich ihm das Handy zurück gebe. Seine Augen glitzern verräterisch feucht. 

Ich will mir nicht ausmalen, wie er sich fühlt. Ich kann mir nicht einmal nur vorstellen wie es wäre wenn ich Jens oder Leo verliere. Ich würde wahrscheinlich daran zu Grunde gehen. Leandro ist so unglaublich stark. Ich suche nach irgendwelchen Worten, aber für solche Gefühle gibt es keine. 

"Wir haben nicht gewonnen, außerdem bin ich nur zwei Minuten jünger," eine Träne löst sich aus seinem Augenwinkel und landet auf seinem Bettlaken. 
"Keiner von uns beiden hat mitgespielt," es werden immer mehr Tränen. 
"Weil er neunundzwanzig Stunden vorher mit seinem Motorrad gegen eine Leitplanke gefahren ist und auf der Stelle tot war," der Rest  geht in schmerzverzerrtem Schluchzen unter was er versucht in seinem Kissen zu ertränken. 
Unbeholfen ersetze ich das Kissen durch meinen Bauch und lasse zu, dass er sich in mein Shirt krallt und unkontrolliert weint. Ich halte ihn einfach nur fest und lasse mich von ihm so nah wie möglich an sich ran ziehen. 
Leandro legt mir seine Seele offen in die Hände und ich fühle mich so schlecht, dass er meine Probleme mit mir ausbügelt, wo sein Herz doch selbst so viele Risse in sich trägt.