Kapitel 16

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Abschied

Ich wache auf, die Sirene weckt mich. Ich liege immer noch im Bett in Hemd und Anzughose. Ich will nicht aufstehen, aber ich muss. Ich gehe zu meiner Tasche, weil ich schon alles weggepackt habe. Ich habe schon alles was ich mitnehmen in der Tasche, aus der Hütte. Ohne mein Glas Wasser, aber dafür mit Tasche und Spiegel gehe ich aus der Hütte. Das ist mein letztes mal, dass ich durch diese Tür schreite. Es fühlt sich komisch an, etwas so vertrautes mit einmal zu verlieren.

Ich habe angst, vor dem was geschehen wird und was gestern passiert ist. Ich habe angst, zu meiner Mutter zurück zu müssen.

Ich komme an meiner Garage an. Ich öffne sie das letzte mal. Mir steigen Tränen in die Augen, aber ich darf nicht weinen. Ich halte sie also zurück, so gut wie es geht. Gestern gab es kein Garagenbier, also war es vorgestern das letzte mal gewesen. Ich vermisse die Abende jetzt schon. Ich fahre meinen Demon aus der Garage um etwas mehr Platz zu haben. Ich lade direkt den Spiegel und meine Tasche ins Auto.

Ich kann mein Motorrad nicht mitnehmen. Ich kann nicht beides fahren und ich habe keinen Fahrer der den Demon nimmt. Genauso wenig kann ich die Werkbank, das ganze Werkzeug und das Sofa mitnehmen. Ich entscheide mich für meinen Werkzeug Turm. Da ist so alles drin, was ich zum Heimwerken brauche, aber halt kein Kompressor oder Newtonmeterschlüssel, zum Räder wechseln. Ich entscheide mich einen Wagenheber und den Newtonmeterschlüssel daher extra mit zu nehmen. Den Rest lasse ich hier. Ich habe hier so viel Geld und Arbeit rein investiert und jetzt nehme ich gerade mal 9% nach dem ich gefeuert bin mit. Schön blöd.

Ich öffne meine die unterste Schublade, ganz rechts an der Wand. Ziehe sie ganz raus und öffne eine kleine Lucke im Boden der darüber liegenden Schublade. Ich hole dort einen Flachmann und einen Batzen Geld raus. Ich leere den Flachmann nicht auf einmal, aber ich trinke viele keine schlücke hintereinander. Er ist so gut wie leer. Ich stelle ihn kurz auf die Seite, um die Lucke wieder zu schließen und ich hänge direkt auch noch die untere Schublade wieder ein.

Dann stehe ich wieder von meinen Knien auf. Ich schaue verdutzt auf den Tisch, dann auf den Boden. Mein Flachmann ist weg. Ist er runtergefallen? Egal. Ich gehe in die oberste Schublade in diesem Schubladensegment. Ich hole dort ein Shotglas raus, stelle ihn auf den Tisch und hole eine Flasche Bourbon aus einem Nitrolappen. Dann hebe
ich die Flasche ins Licht, gucke mir dann das Glas an und legt es wieder in die Schublade. Mein Gedanke ist: Das ist doch viel zu klein und Energie für das nachfüllen ist nicht drin. Ich öffne die Flasche und beim brechen der Metallstreben des Verschlusses, denke ich an meinen ersten Bourbon mit meinem Vater. Ich setze an und trinke gleich drei mehrere schlücke ohne abzusetzen.

Dann merke ich etwas nasses auf meinen Wangen, es muss eine Träne sein. Ich verliere die Kontrolle über meinen Körper, ich darf nicht weinen. Zeig keine Emotionen, das macht sie nur noch wütender, höre ich meinen Vater sagen. Ich stelle den Bourbon mit etwas zu viel Wucht auf den Tisch. Ich stütze mich mit aller Kraft auf den Tisch. Ich habe meinen Traumjob verloren, ich habe kein Zuhause mehr, keine Freunde mehr, das einzige was ich habe ist Angst.

Dann schreie ich von ganzem Leib und fahre mit Händen und Armen über den gesamten Tisch. Ich schmeiße alles runter was mir in die Finger kommt. Ich schluchze ganz tief und es rollen mit noch mehr Tränen ins Gesicht. Dann packe ich den Bourbon und trinke soviel ich kann, als ich absetze ist noch die Hälfte drin, ich nehme noch einen Schluck und schleudere es in Richtung Sofa.

Doch noch bevor ich die Flasche loslasse, sehe ich Daniel auf dem Sofa sitzen. Er zieht gerade den Kopf ein. Ich stelle mich ganz schnell wieder gerade hin, halte es aber trotzdem für besser mich wieder umzudrehen.

Ich Atme einmal kurz ein und halte inne, ziehe meinen Pferdeschwanz straffer, wisch mir die Tränen aus dem Gesicht und kämme mir meine Strähnen aus dem Gesicht. Dann atme ich wieder ein, drehe mich um und lächle ihn an.

BlindgängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt