1. K A P I T E L ║Manipulation
»Helden versagen und Hoffnung stirbt.«
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»Boshaftigkeit schlechthin verkörpern jene sogenannten Trainer, welche die Pokémon in entwürdigender Knechtschaft halten und sie wie ihre Leibeigenen bis in die späte Nacht hinein schinden und quälen!« Hasserfüllt und triumphierend zugleich hallte seine Stimme durch die von Donner- und Feuerangriffen erhitze Luft. Rauchschwaden erschwerten den Anwesenden das Atmen. G-Cis' langes Gewand hob sich aus dem Dreck am Boden, als er seine Hände ausstreckte und grinsend auf seine besiegten Gegner herabsah.
Es waren die Worte von damals, als seine Präsenz in den kleinen Städten und Dörfern noch mit einem verspottenden Lächeln wahrgenommen wurde. Doch nun brannten sie wie mit Benzin geschürtes Feuer und schienen trotzdem alles in unheilbringendes Dunkel zu tauchen. Sie erzielten endlich die Wirkung, die G-Cis seit jeher beabsichtigt hatte. Er war letztendlich der mächtigste Mann Einalls geworden, allein durch den Sieg über jene, die sich mutig gegen ihn gestellt hatten. »Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet, ich habe mein neues Land zu führen.«
Die abendlichen Sonnenstrahlen flossen wie ein Schleier aus Licht in den zerstörten Thronsaal hinein, ließen ein Schattenspiel um G-Cis und seinen emotionslos anmutenden Sohn entstehen.Mit langsamen Schritten wanderte er an den Trümmern und Schlaglöchern vorbei zu N, der kein Wort mehr gesagt hatte, seit ihm mehr als bewusst gemacht wurde, dass er nur ein jämmerliches Mittel zum Zweck war. All das, woran er sich in seiner Kindheit bis heute festgehalten hatte, war mit einem Satz gesprengt worden.
Er hob nicht einmal seinen Kopf, als G-Cis vor ihm stand und herrisch lächelnd eine Hand auf seine schlaffe Schulter legte. »Ich kann dein tiefes Betrübnis nachvollziehen. Helden versagen und Hoffnung stirbt. Das gilt jedoch immer nur für die eine Seite der Medaille, N. Manchmal muss man Opfer bringen, um seine Ziele zu erreichen. Merke dir das.« Es folgte keine Reaktion. Etwas Gebrochenes konnte nicht reagieren.Ein gequältes Stöhnen unterbrach G-Cis dabei, weiter auf N einzureden, zog seine Aufmerksamkeit auf eine verletzte Jugendliche, die unter einem eingestürzten Balken lag und versuchte, ihn trotz ihrer Verletzungen zu heben. Ihre starken Arme bebten vor Anstrengung, konnten jedoch kaum etwas bewegen.
»Spare dir deine Kräfte, es ist vorbei«, schnaufte G-Cis verächtlich in ihre Richtung.
»N! Reiß dich zusammen!« Die Stimme der Jugendlichen endete bei jeder weiteren Bewegung, mit der sie versuchte, sich zu befreien, in einem heiseren Krächzen. »Halte ihn auf!«, fuhr sie trotz ihrer Niederlage kämpferisch fort, G-Cis' Worte gänzlich ignorierend. Das hatte sie auf ihrer Reise gelernt: Niemals aufzugeben, egal wie tief man im Sumpf steckte. Ein schwerer Balken und gestohlene Pokémon änderten nichts an dieser Einstellung.
Für ein paar Sekunden verlor sie das Bewusstsein und sank zurück in den blutdurchtränkten Staub. Der Balken legte sich laut knarzend auf ihre Wunde am Bauch.
N blieb wie eingefroren stehen. Seine Knöchel stachen weiß hervor, als er seine Fäuste ballte, doch an seinem leeren Blick änderte sich rein gar nichts.
»Na los! Gib mir deinen Stein!«, zischte sein Vater. »Reshiram hat seinen Zweck erfüllt und kann nun zusammen mit Zekrom unter unserer Obhut zu einem treuen Diener heranwachsen. Das ist seine Bestimmung. Mit ihnen werden wir Einall in Windeseile erobern! Und danach die ganze Welt!«»N!«, schrie die Trainerin erneut, als sie ihr Bewusstsein wiedererlangt hatte. Mit letzter Anstrengung gelang es ihr, sich zu befreien und schwer atmend über den Boden zu G-Cis und N zu kriechen. »Tu das nicht! Du hast deine eigene Wahrheit gefunden, bitte-« Der Gedanke an ihre eigenen Pokémon, die sich jetzt in der Gewalt von G-Cis und seinen Schergen befanden, trieben unzählige Tränen über ihr verdrecktes Gesicht. »N! Du bist keiner von ihnen! Du allein weißt, wie die Pokémon über uns denken, nicht er! Jetzt wehre dich endlich mal!«
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ℕatural Numbers [ Pokémon Schwarz / Weiß ]
Fanfiction»Touko, Mathematik ist überall. In der Natur, in jedem Lebewesen, in allem, was geschehen ist und noch geschehen wird. Wir können als Beobachter den Lauf der Dinge berechnen und in Formeln ausdrücken. Aber es ist unmöglich, die Zahlen des Schicksals...