Akzeptieren

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10. K A P I T E L ║Akzeptieren

»Wir haben keine andere Wahl als die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist.«

Sie hatte vieles erwartet. Doch als sich alles zerberstende Feuerwände durch den Wald fraßen und selbst die Druckwelle eine breite Schneise der Zerstörung hinterließ, wurde ihr einmal mehr bewusst, dass sie sich gewaltig in G-Cis geirrt haben musste. Er wusste was sie vor hatte, er wusste wo sie sich befand und er wusste, dass sie bei N war.

Natürlich tat er das. Immerhin waren sie die einzigen, die ihn von seinen Machenschaften aufhalten konnten und eine potenzielle Gefahr darstellten.

Es gab drei Einschläge. Beim ersten geriet Touko in Panik, beim zweiten fiel sie und schlug sich das Knie auf. Nach dem dritten klingelten ihre Ohren so entsetzlich, dass sie ihre eigenen Schritte nicht mehr hören konnte. Die Luft erhitze sich trotz der Entfernung in Sekundenschnelle, füllte sich mit der Asche verbrannter Bäume und Pflanzen. Irgendwie realisierte sie nicht, dass alles um sie herum zerfetzt wurde und unter der Druckwelle zerbrach. Sie wollte nur noch überleben. Wenn N den Sender nicht so früh bemerkt hätte, wäre es ihr sicheres Ende gewesen, doch dank des Vorsprungs konnten sie der Katastrophe knapp entkommen.

Ns Augen weiteten sich, als er zurücksah, um Touko zurück auf die Beine zu ziehen. Angesichts des Chaos erstarrte er für einen Moment. Das Feuer erhellte seine Haut und spiegelte sich in seinen Augen. Touko wagte es nicht, sich umzudrehen. Ihr reichte seine Reaktion.

Urplötzlich war der Ausdruck in seinem Gesicht wieder verschwunden. Er sah ruhig um sich, schien die Umgebung zu analysieren und zog Touko dann hoch. Ganz langsam liefen die beiden weiter zu Zoroark, das sich in Viridium verwandelt hatte, um sie zu tragen. Doch seine Illusion schien fehlerhaft zu sein, was dem Stress zu verschulden war. Immer wieder färbte sich sein Fell schwarz oder der Kopf flimmerte seltsam.

„Wo ist Reshiram?", wimmerte Touko atemlos, während sie von N vorsichtig auf das Zoroark in Viridium-Gestalt gehoben wurde. Das Feuer von der Einschlagstellte breitete sich langsam aus. Obwohl es mindestens zwei Kilometer entfernt war, meinte Touko die Hitze spüren zu können. Riesige schwarze Rauchschwaden zogen in den Norden. „In Sicherheit", erwiderte er sofort. Ruhig und schnell wie immer. „Es hält sich irgendwo oberhalb der Stratosphäre auf und wird gleich bei uns sein. Ach und Viridium hat gesagt, dass es die anderen suchen wird. Wenn sie es überlebt haben sollten, werden sie Reshiram folgen und sich versteckt halten, bis ich das OK gebe." Er sah sich ein letztes Mal prüfend um und vergewisserte sich, dass Touko fest auf Zoroarks Rücken saß. Dann setzte er sich vor sie und gab ein wortloses Zeichen, woraufhin die Kopie Viridiums loslief. Es nahm den Weg zurück, den sie heute noch gekommen waren, direkt in das Gebirge hinein.

„Er hat Angst. Angst davor, seine Macht zu verlieren. Sonst hätte er niemals seine Raketen an uns verschwendet. Das müssen wir ausnutzen, Touko. Ähm, halte dich besser fest", sagte N leise über seine Schulter hinweg und griff vorsichtig nach Toukos Hand, um sie um seine Taille zu legen. Sie nickte abwesend und warf nun doch noch einen Blick auf das Feuer. G-Cis hatte binnen weniger Sekunden eine große Fläche Wald zerstört, ohne von Pokémon Gebrauch zu machen. Und das mit einer Technologie, die seit den grausamen Feldzügen in Kanto überall auf der Welt abgelehnt wurde. Dass er sie nun benutzte, konnte zu einem unkontrollierten Aufrüsten aller Regionen führen und in einem sinnlosen Krieg enden. Aber vielleicht war es genau das, was er beabsichtigte? Oder war es wirklich nur Angst?

„Es tut mir leid. Ich wollte das nicht", flüsterte Touko, da sie zu lauten Äußerungen gerade nicht in der Lage war. N hatte es trotzdem vernommen. Sein Rücken hob sich etwas, als er zu einer Antwort ansetzte, doch Zoroark knurrte plötzlich vorwarnend und wurde um einiges schneller. Es schoss durch den Wald, an Bäumen, Felsen und Sträuchern vorbei. N hielt inne und wartete erst einen Augenblick, bis sie anderes Terrain erreicht hatten. Touko hielt sich krampfhaft an ihm fest, um nicht herunterzufallen und spürte seine Stimme an ihrem Körper: „Es ist so, wie es ist. Mache dir um den Wald keine Sorgen. Es leben eine Menge Wasserpokémon in der Nähe, die sich um das Feuer kümmern werden."

ℕatural Numbers  [ Pokémon Schwarz / Weiß ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt