2. K A P I T E L ║ Widerstand
»Wo Kontrolle ist, da ist auch Rebellion.«
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Verachtung, Bewunderung und Verwirrung. Touko konnte sich nicht daran erinnern, diese drei Gefühlsregungen schon einmal gleichzeitig in einem Gesicht gesehen zu haben.
»Den Pokédex, sagst du? Dafür müsst ihr aber eine Menge Pokémon mit euren Pokébällen einfangen. Ich bin zwar auch ein Trainer wie ihr, aber mir kommen stets ernste Zweifel, ob die Pokémon wirklich mit alledem einverstanden sind... Und du warst noch gleich? Ach ja, Touko, stimmt's? Lass mich mal hören, was dein Team so alles zu sagen hat.« N lächelte. Etwas blitzte in seinen Augen auf.
Das Pokémon, das er ironischerweise im darauffolgenden Kampf einsetzte, war schwach und irgendwie kein richtiger Gegner für ihren Feuerstarter. Touko beobachtete während des eher einseitig verlaufenden Kampfes, wie der junge Mann immer wieder verwirrt zu ihrem Floink sah, innehielt oder sie pausenlos anstarrte. Sie war sich sicher, dass dieser Typ nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Und diese Frisur erst. Als sei er zur Hälfte Busch.
»Solange jedoch die Pokémon in winzige Pokébälle eingepfercht werden, ist ihr Dasein doch nur unvollständig. Zum Wohl meiner Freunde, der Pokémon, muss ich unsere Welt von Grund auf verändern!«, sagte er nach dem Kampf. Etwas zu leise, etwas zu schnell. Er haderte mit sich. Touko war sich sicher, dass das nicht ihre letzte Begegnung war.ナチュラル
Touko nahm ihre Haare zusammen, drehte sie einmal um ihr Handgelenk und wickelte mit geübten Griffen ein Zopfgummi darum. Die leichte Schicht Schweiß auf ihrer Haut glänzte im Licht der Sonne, das nur schwach durch die Vorhänge in das Zimmer fiel. Noch einmal fokussierte sie sich, atmete ein. Dann schlug sie wieder zu. Ein angestrengtes Stöhnen begleitete jeden ihrer kräftigen Hiebe, die eine Menge Staub aus dem Boxsack pressten. Die weißen Leinen, die eigentlich ihre Haut an den Handknöcheln schützen sollte, waren schon nach einer Stunde nicht mehr zu erkennen. Das jedoch kümmerte sie einen feuchten Dreck.
Es war Sommer in Einall geworden. Doch so richtig genießen konnte das niemand. Plasma hatte das Land vor einem Jahr übernommen und führte nun eine Politik, die nach außen hin den Eindruck erwecken ließ, alles sei in Ordnung. Die kleinen Nachbarregionen erahnten den Pfusch, reagierten jedoch gar nicht. Aber das war ja zu erahnen. Wer wollte sich schon in ein Experiment einmischen, das von einem Mann geführt wurde, der den legendären Drachen Kyurem kontrollierte, den Dunkelstein besaß und eine ganze Stadt unter einer Eisschicht sterben lassen konnte? Kyurem war den meisten Menschen aus der Legende Einalls bekannt, doch zu was es unter der Macht von G-Cis in der Lage war, hatte sich anfangs keiner von ihnen vorstellen können.
Erst als die Übernahme ihren Lauf nahm, die ersten Pokémon aus den Boxen der Trainer gestohlen wurden und die Aufstände begannen, bekamen die Bewohner Einalls Kyurems Macht zu spüren. Seit dem lehnte sich niemand mehr auf. Selbst die kleinen Nachbarregionen hielten sich heraus, um sich Ärger zu ersparen.Und es ging weiter. Die Pokémon wurden durch Team Plasma von den Menschen getrennt, egal welche Beziehung sie zueinander aufgebaut hatten. Seien es Trainer und ihre Partner, Blinde und ihre Lebenshilfen oder jene Pokémon, die beim Straßenbau halfen.
Die Anhänger G-Cis' bewaffneten sich mit den mächtigsten von ihnen und konnten sich seit dem bei den Bewohnern Einalls durchsetzen.
Häufige Kontrollen in den Städten und Dörfern stellten sicher, dass niemand aus dem niederen Volk Pokémon trainierte.Durch die übertriebene Kontrolle fühlten sich immer wieder Menschen dazu provoziert, aktiv zu werden und im geheimen wilde Pokémon zu trainieren - in der Hoffnung auf einen Sieg über Kyurem und den Sturz des gigantischen Schlosses im Norden. Doch das illegale Training führte dazu, dass ganze Wälder samt Pokémon einfach abgebrannt wurden, um auch dieser Hoffnung den Zunder zu nehmen. Unorganisierte Rebellion war ein lachhafter Versuch, sich zu wehren. Plasma war überall. Und sie sahen fast alles.
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ℕatural Numbers [ Pokémon Schwarz / Weiß ]
Fanfic»Touko, Mathematik ist überall. In der Natur, in jedem Lebewesen, in allem, was geschehen ist und noch geschehen wird. Wir können als Beobachter den Lauf der Dinge berechnen und in Formeln ausdrücken. Aber es ist unmöglich, die Zahlen des Schicksals...