ℕatural Numbers [ Pokémon Schwarz / Weiß ]

Durchführung

22. K A P I T E L ║Durchführung

»Warum bist du eigentlich so intelligent?«

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Mit Argusaugen musterte er das grobe Gestein, auf dem er kniete. Das Moos an der rechten Seite gab den beschädigten Stein frei, der so aussah, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer draufgehauen. Es war eine weitere Spur.
»Wäre ich doch nur bei der schönen Dame in Avenitia geblieben...« Looker seufzte und tastete den Boden unter seinen Füßen fachmännisch ab. Um die seltenen Pokémon zu verfolgen, bedurfte es einen genialen Meisterdetektiv mit herausragenden Kompetenzen im Spurenlesen. Jemanden wie ihn natürlich. Gutaussehend, intelligent. Ein Mann mit Ehrgefühl. Keine Frage, dass ausgerechnet er von seinem Vorgesetzten dazu auserkoren wurde, drei Tage lang durch ganz Einall zu hetzen. Naja, eigentlich war er bei der Entscheidung nicht ganz unbeteiligt...
Jedenfalls konnten Touko und N schon über alle Berge sein. Er musste sie um jeden Preis davon abhalten, im Alleingang das Schloss zu stürmen.

Die Liga Einalls musste wiederhergestellt werden. Das war der Plan. Nicht mehr und nicht weniger. Und Menschen wie G-Cis, die das zu verhindern versuchten, sollten so schnell wie möglich vor Gericht gebracht werden. Nicht, dass sie versehentlich von einem Drachen verschluckt wurden, was durchaus passieren konnte.

Er schlich langsam weiter und erstarrte, als ein Ast geräuschvoll unter seinem Schuh zerbrach. Ertappt verzog er sein Gesicht und sah nach hinten. Der ausgehungerte Polizeitrupp reagierte nicht darauf. Dieser Haufen verhielt sich selbst bei einer Verfolgungsjagd leiser als ein Alpollo. So, dass man schnell vergaß, dass sie überhaupt anwesend waren. Diese Angeber.
»Vor vier Meilen lagen die einzelnen Spuren noch weit auseinander, nun finde ich sie in kürzeren Abständen. Sie hetzen nicht mehr. Vielleicht kommen wir ihnen näher. Verhaltet euch ruhig.« Das musste ausgerechnet er ihnen sagen. Dabei war er es, der wie ein Hippoterus durch den Wald rollte.
In geduckter Haltung streckte Looker einen Arm nach dem Ast aus, der seinen Weg versperrte, trat dabei auf seinen Trenchcoat und fiel der Länge nach auf den steinigen Boden. Für fünf Sekunden blieb er regungslos liegen und badete in tiefer Schande. Ein Polizist schlich zu ihm herüber und bot still seine Hilfe an, indem er kurz auf seinen Rücken klopfte und ihm die Hand reichte. Looker lachte beleidigt auf und zeigte auf den staubigen Boden unter seinem Gesicht. »Siehst du nicht, dass ich Spuren lese? Diese hier«, er stand hoch erhobenen Hauptes auf und klopfte sich den Dreck von seiner Brust, »führt genau da entlang! Mir nach!« Missmutig stolperte er weiter und winkte den Trupp mit sich.

Die schwerbewaffneten Polizisten sahen sich kopfschüttelnd an und folgten ihm anschließend. Zwei von ihnen trugen Helme, mit denen man im Dunkeln sehen konnte. Auch mit Wärmebildkameras waren sie ausgestattet. Dazu die obligatorischen Maschinengewehre, Granaten und das Wichtigste von allen: Pokébälle. Sie schleppten das komplette Anti-Drachen-Programm mit sich herum. Hätten sie Pokémon benutzen dürfen, wäre all der schwere Kram überflüssig gewesen.

Nach zwei weiteren Meilen verloren die Abdrücke an Tiefe. Das deutete darauf hin, dass die Pokémon im Schritttempo liefen. Auch menschliche Spuren waren zwischen den anderen, die nun nah beieinander lagen, zu erkennen. Ein kleinerer Schuh mit grobem Profil, der recht starke Eindrücke hinterließ und wie ein Yorkleff immer wieder Kurven lief oder zu tänzeln schien. Die andere Spur war leichter und größer, lief wie an einem gespannten Seil entlang geradeaus. Das mussten die zwei Flüchtenden sein.

Looker erlaubte den anderen angesichts des kleinen Erfolges, während des Marsches zu essen. Eine Verschnaufpause, abgesehen von den paar Stunden Schlaf in der Nacht, die ihnen gegönnt waren, wurde nicht genehmigt. Die Zeit drängte. Touko und N waren mindestens drei Tage lang ohne Umschweife durch Einall Richtung Norden marschiert. Mit Sicherheit hatten sie einen Plan. Auch er aß, was er dabeihatte und konzentrierte sich weiterhin auf die Spuren, die kreuz und quer, völlig wirr, durch den Wald führten. Was für Looker im ersten Augenblick nach Orientierungslosigkeit aussah, stellte sich im Nachhinein als planvolles Vorgehen heraus. Denn die Spuren endeten abrupt an einem Felsvorsprung.