Von Telefonaten und Albträumen ~Kapitel 3

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„Hey Tony!", begrüßte Happy seinen Boss.

„Hey Happ, was machst du gerade?", fragte Stark.

„Ich komm gerade mit Peter aus der Stadt, ich habe ihn den ganzen Tag von dem Tod seiner Tante abgelenkt."

„Was?", fragte Tony perplex. May Parker, Peters letzte Verwandte, sollte gestorben sein?

„May ist tot.", wiederholte Happy. Tony wollte es nicht glauben. Wie der Junge sich wohl fühlen muss, schließlich hatte er bis jetzt so ziemlich jeden aus seiner Familie verloren?

„Tony?", fragte Happy, da Tony nicht antwortete.

„Ich-, wie geht's dem Jungen?"

„Wie soll es ihm schon gehen. May war seine letzte Verwandte. Seine Eltern sind bei einem Flugzeugabsturz gestorben, als er vier Jahre alt war, sein Onkel Ben ist erst vor ein paar Monaten in seinen Armen gestorben und nun hat er auch seine Tante, die wahrscheinlich sowas wie eine Mutter für ihn war, verloren. Noch dazu kommt er, sobald wir wieder in New York sind, wahrscheinlich in ein Waisenhaus. Wie würde es dir dabei gehen?"

„Ist ja schon gut, ich habe es verstanden. Peter geht es schei*e. Wie spät kommt ihr morgen am Flughafen an?"

„Ich weiß zwar nicht, warum du das wissen willst, aber wir landen voraussichtlich um 17 Uhr."

„Okay, danke Happ.", und damit legte der Milliardär auf und wieder fragte sich Happy, warum Stark es offenbar nicht für nötig hielt, sich zu verabschieden.

Peter kriegte von dem ganzen Gespräch nichts mit. Er war, wie so oft seit Tante May gestorben war, in Gedanken. Er fragte sich, warum er alle, die für ihn in irgendeiner Art und Weise einen Vater beziehungsweise eine Mutter waren, verlierte. Warum hatte er nur zugestimmt mit nach Deutschland zu kommen, wäre er in Queens geblieben, hätte er seine Tante vielleicht noch retten können. Sie kamen im Hotel an und nachdem Peter sich von seinem Babysitter verabschiedet hatte, ging er in sein Zimmer, um seine Sachen zu packen. Als er damit fertig war, legte er sich ins Bett und versuchte zu schlafen, da morgen sicherlich ein langer Tag werden würde. Die Betonung liegt auf versuchte, da er daran kläglich scheiterte. Und wenn er dann Mal einschlief, hatte er Albträume.

„Peter, kommst du wir müssen los!", schrie Mary Parker, Peters Mum, durch das komplette Haus. Angesprochener lief mit seinem Rucksack zur Tür, direkt seiner Mutter in die Arme.

„Muss ich unbedingt zu Tante May und Onkel Ben? Kann ich nicht mit euch kommen?", fragte der Vierjährige. Mary seufzte.

„Pete, du weißt doch, dass du nicht mit kannst. Außerdem freuen sich Onkel und Tante, dich zu sehen."

„Okay.", schmollte Peter, hatte aber kurz darauf wieder ein riesiges Lächeln auf dem Gesicht, „Könnt ihr mir auch etwas mitbringen?"

„Aber natürlich.", lächelte die junge Mutter, „Aber jetzt müssen wir los." Peter nickte und schon war er durch die Tür verschwunden und rannte zum Auto.

Bei den Parker's angekommen, besprachen Mary und Richard noch etwas mit May und Ben, was der junge Peter nicht verstand. Kurz darauf kamen die Eltern des Kindes, um sich von eben diesem zu verabschieden.

„Hey Pete, großer Junge, du musst jetzt stark sein. Sei immer schön lieb und nett zu deinem Onkel Ben und deiner Tante May, ja? Schaffst du das?", Richard kniete sich zu seinem Sohn, welcher auf die Frage seines Vaters hin nickte, hinunter, um ihn in eine feste Umarmung zu ziehen. Als sie sich aus der Umarmung lösten, stand Richard schweren Herzens auf, um seiner Frau Platz zu machen.

„Peter, ich möchte, dass du weißt, dass wir extrem stolz auf dich sind.", meinte Mary und auch sie zog Peter in eine Umarmung. Eine Träne lief ihr über ihre rechte Wange, welche von Peters kleinen Händen weggewischt wurde.

„Nicht weinen, Mami.", murmelte der Kleine. Mary lächelte leicht, ehe sie sich aus der Umarmung löste und sich in Richtung Tür begab.

„Ich hab dich lieb, vergesse das nie!" Und schon war sie aus der Tür verschwunden, nicht ohne noch einmal zurückzuschauen. Das änderte aber nichts daran, dass sie nie wieder kamen.

Der Ort und die Zeit wechselten und schon fand sich Peter auf einem Bürgersteig in Queens, New York City wieder.

„Onkel Ben, nein. Bitte, bleib bei mir, bitte. Du kannst uns doch nicht verlassen. Tante May braucht dich, ich brauche dich. Bitte, Onkel Ben, bleib bei mir.", schluchzte Peter. Das durfte nicht wahr sein, das konnte nicht wahr sein.

„Pete, denke immer daran, wie sehr ich dich und Tante May geliebt habe.", krächzte seine Vaterfigur, „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung."

Ben nahm noch einen letzten Atemzug, dann hörte sein Brustkorb auf sich zu heben und zu senken. Der Puls war weg, Ben war Tod. Warum hat er diesen Typen auch nicht aufgehalten? Es war alles seine Schuld. Hätte er ihn einfach aufgehalten, wäre Onkel Ben jetzt vielleicht noch am Leben. Nur am Rande kriegte Peter mit, wie er von der Leiche weggezehrt wurde, zu sehr war er damit beschäftigt zu schreien, zu schluchzen und seine Atmung unter Kontrolle zu bringen.

Wieder wechselte Zeit und Ort des Geschehens. Peter war immer noch in Queens, allerdings stand er nun vor einem Häuserblock.

Das Haus vor ihm wurde durch die heißen Flammen verschlungen. Er erkannte es, es war der Häuserblock, indem er zusammen mit seiner Tante May wohnte. Er nahm einen herzzerreißenden Schrei wahr und sofort verkrampften sich seine Eingeweide schmerzhaft. Diese Stimme würde er unter tausenden wiedererkennen. Seine Tante May, seine Mutterfigur, die einzige die er noch hatte. Er wollte schreien, hinrennen, ihr helfen. Aber konnte sich nicht vom Fleck bewegen, blieb wir angewurzelt stehen, starrte wie gebannt auf die Flammen, blendete seine Umgebung aus. Hilflos schaute er dabei zu, wie die Flammen das Gebäude immer weiter zerstörten, nahm gar nicht mehr war, dass die Schreie verstummt waren. Wieder war er Schuld an einem Tod. Wieder wurde er verlassen, wieder war er alleine und dieses Mal hatte er keinen mehr, der sich noch in irgendeiner Art und Weise für ihn interessierte. In diesem Moment wurde im schmerzhaft bewusst, wie alleine er eigentlich war.

Schweißgebadet wachte Peter in seinem Hotelbett auf. Irgendwer schrie, bis er bemerkte, dass es seine eigenen Schreie waren. Der Spinnenjunge verstummte augenblicklich, als er ein Klopfen an seiner Tür vernahm.

„Peter, kann ich reinkommen?", fragte die überraschend sanfte Stimme von Happy Hogan.

„Ja.", schluchzte Angesprochener. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er weinte, aber doch, er weinte. Happy kam herein und kniete sich neben den Teenager auf das Bett, um ihn in den Arm zu nehmen. Dieser fing in den Armen des Sicherheitschefs von Stark Industries erst richtig an zu schluchzen. Irgendwann beruhigte sich Peter wieder und schlief ein. Dadurch bemerkte er nicht mehr, wie Happy ihn zudeckte, das Licht ausschaltete und dann wieder in sein eigenes Zimmer ging.

Mein Leben als Peter Parker ~ IrondadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt